Sind diese Wörter Sächsisch?

Hallo!
Ich schreibe gerade an einer Art Wortliste für Sächsisch (insbesondere des Raumes Leipzig) und hab in 'nem anderen Wörterbuch einige Wörter gefunden, bei denen ich mir ob des Sächsismusses nicht sicher bin. Aber da kann man sich leicht täuschen. Schließlich hielt ich „illern“ und „buchen“ (mit kurzem u) immer für Hochdeutsch und war davon überzeugt, „Spirenzchen“ wäre Sächsisch. :wink:

Also, hier meine Liste. Sagt einfach, wo ihr herkommt und ob ihr die Wörter kennt und ob sie bei euch das gleiche heißen. Die Evidenz von einigen wenigen außersächsisch bekannten Sprechern reicht schon aus um das Wort zu streichen. Also los:

  1. dreeschen / traaschen = stark regnen
  2. fetschen = wenn etw. schnell irgendwo ‚langzischt‘ oder so ein „Fetsch“-Geräusch macht
  3. der Flatschen (kurzes / langes a) = großer Fleck
  4. (ab)kräpeln = sterben; Kräpel = hässliches Teil
  5. nuddeln = wenn eine Maschine so vorsich hinläuft; bzw. ‚etwas verlottern lassen‘(?)
  6. versieben = etw. verlieren
  7. wetzen = schnell rennen
  8. testig = klebrig

Okay, viel Spaß beim Beantworten,

  • André

Hallo,

komme aus dem Erftkreis (zwischen Köln und Aachen), habe aber in Bad Reichenhall, Frankfurt, Leipzig und Berlin gelebt, wohne derzeit in Neuss.

  1. der Flatschen (kurzes / langes a) = großer Fleck

Kenne ich aus NRW. Langes A, großer Fleck.

  1. (ab)kräpeln = sterben; Kräpel = hässliches
    Teil

Hier kenne ich nur als „Kreppel“ = Krapfen, hessisch

  1. nuddeln = wenn eine Maschine so vorsich hinläuft;

nudeln = vor sich hinlaufen, etwas abnudeln, runternudeln = in monotonem Tonfall von sich geben, kenne ich aus NRW

  1. versieben = etw. verlieren

kenne ich aus NRW als „etwas verderben, falsch machen“, also „ich hab mein Abi versiebt“.

  1. wetzen = schnell rennen

kenne ich aus NRW und Berlin

Gruß ins schöne Leipzsch, das ich sehr vermisse,

Myriam

Hallo André,
ich bin 1967 in Zwibbelborne (Borna) geboren und habe die meiste Zeit dort (30 km südlich von Leipzig) gelebt. Durch den erheblichen Anstieg des Arbeitskräftebedarfs im Zusammenhang mit Braunkohlenabbau und Karbochemie in den 30er bis 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts und mit den Flüchtlingen in den 40er Jahren gab es in der Region unzweifelhaft äußere sprachliche Beeinflussung. Ich kann somit nicht zweifelsfrei feststellen, was von meinem Wortschatz „ursächsisch“ ist. Andererseits haben die Sachsen auch den Wortschatz anderer Regionen befruchtet.

Nun im Einzelnen:

  1. dreeschen / traaschen = stark regnen
    Nie gehört
  2. fetschen = wenn etw. schnell irgendwo ‚langzischt‘ oder so ein „Fetsch“-Geräusch macht
    Nie gehört
  3. der Flatschen (kurzes / langes a) = großer Fleck
    Kenne ich nur als dreidimensionalen Fleck (Vogelhaufen usw.)
  4. (ab)kräpeln = sterben; Kräpel = hässliches Teil
    Kenne ich auch so.
  5. nuddeln = wenn eine Maschine so vor sich hinläuft; bzw. ‚etwas verlottern lassen‘(?)
    Kenne ich auch so.
  6. versieben = etw. verlieren
    Kenne ich auch so.
  7. wetzen = schnell rennen
    Kenne ich auch so.
  8. testig = klebrig
    Nie gehört

Mit freundlichen Grüßen
Ulf

Dito fürs Ruhrgebiet -owT-
owT

Hi

  1. dreeschen / traaschen = stark regnen
    draaschen ja, aber wenig gebräuchlich, eher in Dresden

  2. fetschen = wenn etw. schnell irgendwo ‚langzischt‘ oder so ein „Fetsch“-Geräusch macht
    nein

  3. der Flatschen (kurzes / langes a) = großer Fleck
    nein

  4. (ab)kräpeln = sterben;
    nein
    Kräpel = hässliches Teil
    ja

  5. nuddeln = wenn eine Maschine so vorsich hinläuft;
    ja
    bzw. ‚etwas verlottern lassen‘(?)
    nein

  6. versieben = etw. verlieren
    ja

  7. wetzen = schnell rennen
    ja

  8. testig = klebrig
    nie gehört

Gruss Andreas

Hallo!

Hallo zurück ausm verregneten Dresden.

  1. dreeschen / traaschen = stark regnen

Die Verben an sich sind hier selten, werden (wenn überhaupt) von der älteren Generation gebraucht.
Wenns ein kurzer Regenschauer ist, spricht man auch gern von einer „Husche“ oder „Floche“ (sprich Floooche).

  1. fetschen = wenn etw. schnell irgendwo ‚langzischt‘ oder so ein „Fetsch“-Geräusch macht

Eher „fetzen“. Aber auch nicht so häufig. Wenn was langzischt, dann sagt man das hier genauso :smile:

  1. der Flatschen (kurzes / langes a) = großer Fleck

Korrekt. Man benutzt man das auch für Mückenstiche „Was hasdn du fürn Flatschn am Been?!“

  1. (ab)kräpeln = sterben; Kräpel = hässliches Teil

Nie gehört.

  1. nuddeln = wenn eine Maschine so vorsich hinläuft;bzw. ‚etwas verlottern lassen‘(?)

Korrekt. Kann man aber auch auf Kleidung, Gummis etc. beziehen: „Das T-Shirt ist ganz schön ausgenuddelt“ - wenn Baumwoll-T-Shirts ihre Form einbüßen und breiten + kürzer werden.

  1. versieben = etw. verlieren

Korrekt.

  1. wetzen = schnell rennen

Wobei „pesen“ auch manchmal gebraucht wird.

  1. testig = klebrig

Nieee gehört :smile:

Okay, viel Spaß beim Beantworten,

Bitte bitte :smile:

Schönes Pfingsten noch,

Bea

Hallo!

Hallo zurück ausm verregneten Dresden.

  1. dreeschen / traaschen = stark regnen

Die Verben an sich sind hier selten, werden (wenn überhaupt)
von der älteren Generation gebraucht.
Wenns ein kurzer Regenschauer ist, spricht man auch gern von
einer „Husche“ oder „Floche“ (sprich Floooche).

Ja, 'ne Husche hab ich auch in meine Liste aufgenommen. „Floche“ werd ich mir mal vormerken.

  1. fetschen = wenn etw. schnell irgendwo ‚langzischt‘ oder so ein „Fetsch“-Geräusch macht

Eher „fetzen“. Aber auch nicht so häufig. Wenn was langzischt,
dann sagt man das hier genauso :smile:

Weiß nicht, ob „fetzen“ mit fetschen verwandt ist. Mir fällt eigentlich kein spezifischer Kontext für letzteres ein… irgendwas fetscht halt einfach irgendwo drüber.

  1. wetzen = schnell rennen

Wobei „pesen“ auch manchmal gebraucht wird.

Hehe, stimmt. Ob das letzte vielleicht von engl. „pace“ kommt?

  1. testig = klebrig

Nieee gehört :smile:

Komisch, das hielt ich bis neulich noch für Hochdeutsch. :smiley:

Grüße,

  • André

Hallo,

  1. dreeschen / traaschen = stark regnen

ja

  1. fetschen = wenn etw. schnell irgendwo ‚langzischt‘
    oder so ein „Fetsch“-Geräusch macht

ja

  1. der Flatschen (kurzes / langes a) = großer Fleck

ja

  1. (ab)kräpeln = sterben; Kräpel = hässliches
    Teil

bei uns heißt es „sich abkräpeln“ wenn man sich stark anstrengt, hart arbeitet

  1. nuddeln = wenn eine Maschine so vorsich hinläuft;
    bzw. ‚etwas verlottern lassen‘(?)

ausgenuddelte Sachen kenne ich auch *g* - also ja

  1. versieben = etw. verlieren

ja

  1. wetzen = schnell rennen

ja

  1. testig = klebrig

nie gehört

Okay, viel Spaß beim Beantworten,

  • André

danke, hatte ich…
Conny

Hallo, André,
8. testig = klebrig
also das habe ich auch noch nicht gehört.
Eher würde ich sagen „glääbsch“ oder „babbsch“

Grüße
Eckard

Super,
jetzt musst du mir nur noch sagen, wo du herkommst.

Komisch irgendwie, das fast niemand „testig“ zu kennen scheint. :S

  • André

Woher aus Sachsen kommst du denn ursprünglich? Vielleicht ist „testig“ ja ein Lipsismus. Glääbsch und Babbsch kann man ja relativ genau phonologisch herleiten aus „klebrig“ und „pappig“. :smile:

  • André

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo, André,

Komisch irgendwie, das fast niemand „testig“ zu kennen
scheint.

das Wort ist mir zwar auch noch nie begegnet; aber bei Grimm http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu… finde ich zur - möglichen - Herkunft zu „DEST/TEST“

unter 5.:

…so ist in Sachsen dest däst schmutz und klebrige, fest gewordene feuchtigkeit aller art…

Gruß
Kreszenz

1 Like

Hallo, André,

Komisch irgendwie, das fast niemand „testig“ zu kennen
scheint.

das Wort ist mir zwar auch noch nie begegnet; aber bei Grimm
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…
finde ich zur - möglichen - Herkunft zu „DEST/TEST“

unter 5.:

…so ist in Sachsen dest däst schmutz und
klebrige, fest gewordene feuchtigkeit aller art…

Oh, das ist ja cool! Daher kommt das also. Die Etymologie muss ich mir merken. Hätte gedacht, das kommt irgendwie von „testen“ oder von „tasten“…

Danke,

  • André

Ich komme aus Ostsachsen. (nein, wirklich noch nicht Polen :wink: )

„illern“ und „buchen“ (mit
kurzem u) immer für Hochdeutsch und war davon überzeugt,
„Spirenzchen“ wäre Sächsisch. :wink:

Illern…eins der schönsten Worte im Sächsischen, wie ich finde. Bei mir zu Hause sagt man lunschen dazu. Niedlich fand ich auch immer Popser und ningeln, ich hoffe Du hast die bereits drin in Deiner Liste.

Also, hier meine Liste. Sagt einfach, wo ihr herkommt und ob
ihr die Wörter kennt und ob sie bei euch das gleiche heißen.
Die Evidenz von einigen wenigen außersächsisch bekannten
Sprechern reicht schon aus um das Wort zu streichen. Also los:

  1. dreeschen / traaschen = stark regnen

HAbe ich noch nicht gehört hier. ‚Runterdreschen‘ ist für starke Regenfälle aber auch woanders bekannt.

  1. fetschen = wenn etw. schnell irgendwo ‚langzischt‘
    oder so ein „Fetsch“-Geräusch macht

Habe ich schon gehört.

  1. der Flatschen (kurzes / langes a) = großer Fleck

Tja, große Flatschen, z.B. nach Mückenstichen, sind auch in Brandenburg bekannt.

  1. (ab)kräpeln = sterben; Kräpel = hässliches
    Teil

als Krepel und krepeln hielt ich das immer für einen typisch brandenburgischen oder sogar platten Ausdruck.

  1. nuddeln = wenn eine Maschine so vorsich hinläuft;
    bzw. ‚etwas verlottern lassen‘(?)

Jaaaa, das höre ich öfter und nur hier.

  1. versieben = etw. verlieren

Ich habe meine Sachen schon versiebt bevor ich nach Sachsen kam. :wink:

  1. wetzen = schnell rennen

Ist das nicht sogar richtiges Hochdeutsch? Das sagt man mit Sicherheit nicht nur in Sachsen.

  1. testig = klebrig

Nie gehört…muss ich mal meine Kollegen nach fragen.

Wofür schreibst Du Deine Liste denn? Meines Wissens gibt da schon einiges an Literatur zu dem Thema, einfach mal in der Bibliothek nachsehen.

Ich lebe übrigens seit fast 19 Jahren in L.E., stamme aber aus dem nördlichen Brandenburg, also dort, wo man schon knapp am Mecklenburgischen spricht.

Gruß Maid :smile:

Komme aus Dösen bei L.E. und bin Rentner.
Der Test (sächs. Däsd) war geläufig und bedeutete „Ekelige Schicht“, auch „Staubschicht auf dem Schrank“. Das Verb dazu war gänzlich unbekannt.
Allerdings gab es schon Unterschiede zwischen „dösener Dialekt“ und dem „schönefelder Dialekt“ meiner Frau, der im Norden L.E.s gebräuchlich war.