Sind Eheleute zur Pflege des Ehep. verpflichtet

Mein Vater jetzt 76 Jahre hatte vor 5 Jahren einen Schlaganfall, sein Gesundheitszustand verschlechterte sich von Jahr zu Jahr, nach einem Sturz vor einem 1/2 Jahr konnte mein Vater nicht mehr laufen, sich nicht mehr selber waschen und mit dem Toilettengang ist es auch sehr schwierig, besonders in der Nacht braucht er Windeln, erschwerend kommt ein zunehmende Altersdemenz hinzu.
Meine Mutter 75 Jahre hat mein Vater trotz ihrer Brustkrebserkrankung( vor 1 jahr) bis zu dem Sturz gepflegt, danach konnte sie es aus körperlichen und psychischen Gründen nicht mehr leisten.
Sie hat für mein Vater ein sehr schönes Altenpflegheim gefunden, wo er direkt vom Krankenhaus gebracht wurde.
Meine Mutter und wir besuchen ihn regelmäßig.
Mein Vater kann sich nicht mit seiner Situation abfinden und möchte wieder nach Hause.
Mein Vater hat im Altenheim die Pflegestufe II bekommen

Meine Frage kann man meine kranke Mutter dazu verpflichten meinen Vater wieder nach Hause zu nehmen und ihn dort häuslich pflegen zu lassen?
Wie kann ich ihr, als ihre Tochter, helfen mit den Vorwürfen von meinem Vater und Verwandten klar zu kommen ?
Gibt es Beratungsstellen für solche Situationen?
Wir sind alle mit den Nerven fertig und machen uns große Sorgen mehr um unsere Mutter, denn unser Vater ist in dem Pflegeheim bestens versorgt.

Vielen Dank im vorraus und liebe Grüße
von Martina

Hallo Martina,

Ehepartner und Eltern / Kinder sind gegenseitig unterhaltsverpflichtet.

Mein Vater jetzt 76 Jahre hatte vor 5 Jahren einen
Schlaganfall, sein Gesundheitszustand verschlechterte sich von
Jahr zu Jahr, nach einem Sturz vor einem 1/2 Jahr konnte mein
Vater nicht mehr laufen, sich nicht mehr selber waschen und
mit dem Toilettengang ist es auch sehr schwierig, besonders in
der Nacht braucht er Windeln, erschwerend kommt ein zunehmende
Altersdemenz hinzu.

Was ich jetzt schreibe, wird Dir sicher sehr im Magen liegen. Ich habe solche und ähnliche Schicksale in Angehörigengruppen mitbekommen.

Wenn Dein Vater aufgrund seiner Demenz nicht mehr einsichtsfähig ist, daß ein Leben zuhause nicht mehr möglich ist und nicht organisiert werden kann, dann wäre der nächste Schritt, daß das Amtsgericht eine Betreuung festlegt. Möglicherweise ist eine Vorsorgevollmacht vorhanden? Das würde einiges erleichtern. Wenn möglich sollte versucht werden, die von Eurem Vater noch zu bekommen.
Andernfalls kann jede/r eine Betreuung in die Wege leiten, indem er / sie das nächste zuständige Amtsgericht benachrichtigt. Das könnte auch durch Mitarbeiter des Heimes, Leute aus Eurem Bekanntenkreis etc. geschehen.

Meine Mutter 75 Jahre hat mein Vater trotz ihrer
Brustkrebserkrankung( vor 1 jahr) bis zu dem Sturz gepflegt,
danach konnte sie es aus körperlichen und psychischen Gründen
nicht mehr leisten.

Die meisten Menschen tendieren eher dazu, zu lange zu Hause zu pflegen und sich kräftemässig zu überfordern. Unterstütze Deine Mutter und laß nicht zu, daß Dein Vater Euch Schuldgefühle macht.

Sie hat für mein Vater ein sehr schönes Altenpflegheim
gefunden, wo er direkt vom Krankenhaus gebracht wurde.

Man wird nicht vom Krankenhaus in ein Heim gebracht - außer vorübergehend zur Verhinderungspflege - wenn eine häusliche Pflege organisiert werden kann.

Meine Mutter und wir besuchen ihn regelmäßig.
Mein Vater kann sich nicht mit seiner Situation abfinden und
möchte wieder nach Hause.

Das kommt häufiger vor als man denkt und als darüber gesprochen wird.

Mein Vater hat im Altenheim die Pflegestufe II bekommen

Meine Frage kann man meine kranke Mutter dazu verpflichten
meinen Vater wieder nach Hause zu nehmen und ihn dort häuslich
pflegen zu lassen?

Wie soll das gehen?

Wie kann ich ihr, als ihre Tochter, helfen mit den Vorwürfen
von meinem Vater und Verwandten klar zu kommen ?

Sie und sich selbst immer wieder mit der Tatsache konfrontieren, daß es nicht geht. Ihr habt mit der Suche nach einem guten Heim getan, was ihr konntet - und ihr kümmert Euch so gut Ihr könnt um ihn.
Übrigens - selbst wenn gewisse Aspekte im Heim abgenommen werden - emotional ist das noch anstrengend genug, was auf Euch zukommen wird.

Deshalb: Nehmt auch professionelle Beratungsstellen und Hilfsangebote in Anspruch. Leider geht aus Deiner ViKa nicht hervor, wo Ihr lebt. Schau, ob es bei Euch eine „Alzheimerangehörigen-Gruppe“ gibt. Auf Dauer wäre eine Heimgruppe besser, weil es dort spezifischer um die Situation im Heim geht. Die meisten Leute, die in eine Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige gehen, pflegen noch zuhause. Das wäre besser als gar keine Selbsthilfegruppe. Außerdem würde Deine Mutter mitbekommen, wie sich die reale Pflegesituation zuhause verändern würde. Das würde auch sie bestätigen, daß es gar nicht geht.

Auch für Euren Vater ist diese Veränderung ein sehr massiver Einschnitt und mit Trauerarbeit verbunden. Wer könnte ihn unterstützen? Gibt es im Heim Mitarbeiter (Sozialarbeiter oder Heilpädagogin im gruppenübergreifenden Dienst, die da einsteigen könnten).

Wenn Dein Vater Tiere gern mag, dann könnte Besuchshund / Therapiehund in dieser Situation hilfreich sein. Gibt es im Heim einen Hundebesuchsdienst? Falls ja, kläre ob Dein Vater da mitmachen kann.

Da es viel mehr Bedarf als ausgebildete Hunde gibt, ist das privat schwer zu organisieren, aber nicht unmöglich. Unkostenerstattung liegt bei 10 bis 15 Euro pro Besuch.

Gibt es Beratungsstellen für solche Situationen?

Ja: Alzheimerangehörigeninitiative bzw. Schlaganfallhilfe, wobei ich in Deinem Fall die AAI für besser halte, denn dort hat man Schlaganfall auch im Blick.

Schau auch bei den großen Trägern bei Euch vor Ort: Caritas, Diakonie, AWO, Paritätischer Wohlfahrtsverband nach Beratungsstellen für alte Menschen und ihre Angehörigen, Demenz-Angehörigengruppe etc.

Wir sind alle mit den Nerven fertig und machen uns große
Sorgen mehr um unsere Mutter, denn unser Vater ist in dem
Pflegeheim bestens versorgt.

Noch ein Tipp zum Weiterlesen. Das Alzheimerblog
http://alzheimerblog.wordpress.com
hat viele Anregungen speziell für die Situation von Demenzkranken im Pflegeheim.

Viel Kraft und alles Gute für Dich und Deine Mutter

Iris

Dem, was Iris schreibt, ist kaum etwas hinzuzufügen.

Meine Oma hat meinen Opa gepflegt - bis sie selbst einen totalen Zusammenbruch hatte…
„Guten“ Ratschlägen von Außenstehenden würde ich entgegnen, dass diese sich doch gerne selbst kümmern können.

Alles Gute Beatrix

2 Like

Hallo,

auch ich kann mich dem Gesagten nur anschliessen. Hinzufügen möchte ich noch, dass es für die weiteren Angehörigen (wie z.B. dich) auch nicht gerade spassig ist, wenn - in diesem Fall - die Mutter sich (auch) noch „kaputt“ macht durch Pflege.

Dies haben wir erlebt, nachdem meine Mutter meinen Vater bis zu dessen Tod gepflegt hatte und etwa zwei Monate später selbst im KH lag. Das war fürchterlich!

Mit über 70 ist der Belastungsfähigkeit eben eine Grenze gesetzt. Ich finde ihr (samt Mutter) macht soweit alles richtig und weitere gute Tipps habt ihr ja erhalten.

Viel Glück
Gruß Nita