Sind Hochwässer abhängig vom Bodentyp (Lehmboden, Schotterboden)?

Ich stell mir mal vor, dass ein Schotterboden durchlässiger ist, mehr Hohlräume hat, eine gewisse Menge Wasser speichern kann, und so auch wie ein Flussbett wirken könnte. Niederschlagswasser rinnt dann auch im Bodenkörper talwärts. Bei Lehmboden wären die Wasseraufnahme und der Durchfluss geringer.und der Regen sammelt sich primär an der Oberfläche.

Oder kommen die Hochwässer eher dort vor, wo mangels Gefälle das Niederschlagswasser nicht schnell genug abfließen kann?

Sind Hochwässer abhängig vom Bodentyp (Lehmboden, Schotterboden)?

Servus,

Lehmböden haben einen hervorragenden Wasserhaushalt.

Vermutlich meinst Du Tonböden. Auf Ton kommt es tatsächlich ziemlich leicht zu Hochwässern, aber nicht wegen der „Hohlräume“ im Makrobereich, sondern wegen Bodenbildung von sehr geringer Mächtigkeit, Verschlämmung, Verdichtung und Humusarmut. In den Mittelgebirgen aus Buntsandstein kommt alles zusammen: Starke Erosion und geringes Wasserhaltevermögen in den oberen Bereichen, Auentone in den Tälern - da marschieren Gewitterregen gradeaus durch wie bei einer Wasserspülung. Einen Ausgleich gibt es dort nur, wo in Talgründen mit geringem Gefälle Moore entstanden sind.

Hohlräume, die Hochwässer begünstigen, findet man in Karstgebieten: Es dauert bloß ein paar Stunden, bis ein Gewitterregen in Machtolsheim als gelbbraune Brühe aus dem Blautopf rauskommt. Wenn es in dessen ganzem Einzugsgebiet auf der Alb eine Weile richtig regnet, bleibt fast nichts davon oben auf der Hochfläche, sondern der ganze Segen rinnt in unterirdischen Wasserläufen flott zum Blautopf und der kocht dann richtig über.

Schöne Grüße

MM

Ehrlich gesagt haben mich deine ersten Ausführungen ein wenig überrascht.

Der Unterschied zwischen Lehm und Ton ist aus Hydrogeologischer Sicht doch sehr gering. Ein Lehm enthält zwar neben dem Ton noch einen geringen Anteil an Sand, aber nicht genug um viel zu bewirken. Reine Tonböden gibt es meiner Erfahrung nach kaum.

Beide Gesteine sind in jedem Fall Wasserstauer. Deswegen wundert mich deine Aussage, dass Lehme einen „hervorragenden Wasserhaushalt“ hätten.

hi

Der Unterschied zwischen Lehm und Ton ist aus
Hydrogeologischer Sicht doch sehr gering. Ein Lehm enthält
zwar neben dem Ton noch einen geringen Anteil an Sand, aber
nicht genug um viel zu bewirken. Reine Tonböden gibt es meiner
Erfahrung nach kaum.

Es Gibt ja auch so etwas wie Schluf!
gruß M°-°M

Hallo Z.,

hier nochmal das berühmte Dreieck, in der Version, die die Uni Münster in Anlehnung an Ensslin/Krahn/Skupin veröffentlicht. Sicher hast Du es vor vielen Jahren auch mal gepaukt, bevor Du Dich der subtileren Mineralik zugewandt hast.

Reine Tonböden gibt es in der Tat kaum, noch weniger als reine Sandböden - beides allenfalls als Horizonte im Rahmen von irgendwelchem Wassereinfluss. Die Nomenklatur bezeichnet ja bloß Tendenzen der Zusammensetzung.

Der dramatische Vorteil von Lehmböden im vorgelegten Zusammenhang „Hochwasserrisiko“ ist, dass sie von allem etwas haben: Sowohl Wasserdurchlässigkeit als auch Wasserhaltevermögen spielt dabei eine Rolle. Tonböden könnten - je nach Tonmineralen - Wasser hervorragend gut halten, aber diese Tugend können sie nicht ausspielen, weil das Wasser gar nicht erst groß reinkommt, wenn es von oben gießt - teils auch, weil sie es bloß ungern wieder hergeben und daher eh schon „voll“ sind, wenn sie gegen Hochwasser gebraucht würden. Sandböden nehmen mit Begeisterung Unmengen Wasser auf, aber sie können es nicht bei sich behalten und schicken es in einem Zug gleich in den Vorfluter weiter, wenn der Grundwasserspiegel nicht mehr höher kann oder mag.

Solange auf Lehm Braunerden anstehen, wie bei deutschen Verhältnissen die Regel, kommt noch in den oberen 60 - 90 cm (da, wo es den richtigen Mineralogen zu chaotisch durcheinanderwimmelt) dazu, dass als Effekt von deren guter Fruchtbarkeit starke Durchwurzelung, gute Humusbildung und intensive Durcharbeitung durch Regenwürmer dafür sorgen, dass sowohl Durchlässigkeit als auch Wasserhaltevermögen über das Maß hinausgehen, das sich durch die pure Korngrößenstruktur erwarten ließe. Übrigens keine Müsli-Romantik: In den 1980er Jahren hat sich ein anderer M. mal in Andalusien mit der Thematik Waldbrände - Aufforstung - Erosion beschäftigt und hat dort drastische Unterschiede im Wasserhaltevermögen zwischen Eichenbeständen und Aufforstungen mit Pinus pinaster gefunden („gemessen“ schreib ich hier nicht, wegen der bekannten Schwierigkeiten, unter Feldbedingungen überhaupt konkrete Werte an Land zu bringen): Schlicht, weil unter Pinus die Nadelstreu viele Jahre genau so liegenbleibt, wie sie von den Pinien herunterfällt, und weder Ton-Humus-Komplexe gebildet werden noch überhaupt sowas wie eine Art Bodenbildung stattfindet.

Diese Geschichtlein gehören aber nur ganz am Rand hierher.

Im gegebenen Zusammenhang lässt sich wohl sagen, dass der positive Einfluss von Lehmböden (selbstverständlich sehr grob verallgemeinernd und im Einzelfall nicht immer zutreffend) auf Hochwassergeschehen damit zusammenhängt, dass diese oberhalb des Grundwasserspiegels nennenswerte Mengen von Niederschlagswasser aufnehmen können, das sie erst verzögert teils Richtung Vorfluter und teils durch Verdunstung direkt oder über Pflanzen wieder abgeben. Tonböden haben damit Mühe, weil das Wasser lieber über sie drüberläuft als in sie einsickert.

Schöne Grüße

MM

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Alles klar, schöne Antwort :smiley:

PS: Ich hab an einer der wenigen Unis studiert, wo Mineralogie tatsächlich ein eigenständiger Studiengang ist und die ganze Bodenkunde kommt erst jetzt dazu, wo ich fürs Landesamt Sachsen die hydrogeologischen Karten bearbeite^^

Servus,

PS: Ich hab an einer der wenigen Unis studiert, wo Mineralogie
tatsächlich ein eigenständiger Studiengang ist

ist das die mit den zwei Wintersemestern pro Jahr?

Schöne Grüße

MM

Ich bin stolzer Mineragnost der ältesten montanwissenschaftlichen Universität der Welt, der technischen Universität, Bergakademie zu Freiberg :smile:

Wobei man selbst dort inzwischen die Mineralogie in das Geologiestudium integriert hat. Zu meiner Zeit war das anders.

Sonnensucher
Servus,

Zu meiner Zeit war das anders.

Ja nun, da hat man auch noch was Gescheites gelernt an den Unitäten, und die Wismut ist schließlich auch nicht von selber gelaufen - wer weiß, wie locker das der oder jener angegangen wäre, wenn Ihr gewusst hättet, wie läpperig „Weltmaßstab“ in Wirklichkeit schon damals war und bis heute ist.

Die sagenumwobenen Zinn- und Kupferlagerstätten in Gottesberg, an die sich keiner so recht rantraut, klingen ja irgendwie auch danach, als hießen sie mit Nachnamen Freiberg…

Glück auf!

MM

Hallo,

ich denke, häufige Überschwemmungen leichten Ausmaßes hängen im Wesentlichen von Bodentyp, Gefälle und Grundwasserstand ab (in Ostfriesland bei längerem Regen durchaus normal).

Ungewöhnliche Großereignisse wie z.B. die Elbeflut sind eher unabhängig vom Bodentyp. Irgendwann sind auch Kies- oder Sandböden nicht mehr fähig, die pro Zeit anfallenden Wassermengen durchzulassen, bzw. sind bis zum Grundwasserspiegel gesättigt, alles was darüber hinaus an Wasser kommt, bleibt dann als Oberflächenwasser „stehen“.
Fließt nat. schon, aber in flachem Gelände eben sehr langsam.

Letzlich ist es sicher noch weit komplexer, hängt von sehr viel mehr Faktoren ab.
Ich bin kein Hydrologe.

Gruß, Paran

Oberfläche nicht vergessen
Hi!
Und nicht vergessen, dass die Oberfläche ja auch eine Rolle spielt und das, was dort wächst oder auch nicht.
Und auch der saugfähigste Boden kann bis zu Anschlag verdichtet kaum noch Wasser aufnehmen. Und beim Großparkplatz im neuen Gewerbegebiet ist eigentlich egal, welche Bodenart unter dem Pflaster ansteht:wink:
Stichworte: Bodenversiegelung, Harvestereinsatz, ja und auch die Landwirtschaft…

Grüße
kernig

Servus,

bei dieser Aufzählung sollte auch der oberökologische Spitzenverschlämmer Biogas-Mais nicht fehlen!

Schöne Grüße

MM

Geschwindigkeit des Wasserabflusses aus Mittelgebirgen
Hallo Paran,

das hier:

Ungewöhnliche Großereignisse wie z.B. die Elbeflut sind eher unabhängig vom Bodentyp.

kann so allgemein nicht stehen bleiben.

Diese Hochwässer sind in der Regel gekennzeichnet durch einen Scheitel, der an den einzelnen Abschnitten eines Flusslaufes für ziemlich kurze Zeit auftritt. Bereits einige Stunden reichen allerdings dafür aus, dass Überflutungen entstehen, die ziemlich lange stehen bleiben und z.B. auch Deiche brechen.

Jüngere Hochwasserschutzbauten zielen darauf, dass der anflutende Scheitel gebrochen wird - die Feinsteuerung macht auch z.B. die Poldern am Oberrhein so extrem teuer im Vergleich zu einer schlichten Zurücknahme der Deiche, die freilich viel größere Flächen bräuchte.

Die eigentlich sinnvolle dezentrale Bremsung des Wasserabflusses möglichst nahe beim Niederschlagsereignis ist in vieler Hinsicht heute kaum mehr möglich, weil sie den Rückbau von sehr vielen menschlichen Eingriffen erforderte.

Es gibt einen erheblichen Einfluss von Landnutzung und Wasserbau auf die Geschwindigkeit, mit der Niederschlagswasser abfließt und sich zu so einer Hochwasserwelle vereinigt: Das relativ beste Wasserhaltevermögen hat Wald, dann folgen Wiesen und Weiden, Ackerbau mit möglichst ganzjähriger Vegetation und ganz am Ende die modernen Biogas-Maisäcker, die hinsichtlich Erosion, Verschlämmung und Wasserhaltevermögen eine ökologische Katastrophe sind.

Das ist kein modernes Phänomen - schon zu Zeiten der größten gerodeten Flächen in D, etwa Anfang des 12. bis Mitte des 13. Jahrhunderts (nachher fielen in dem Mittelgebirgen viele Rodungssiedlungen wieder wüst) - sind außergewöhnlich starke Hochwässer dokumentiert. In die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts fällt z.B. das Hochwasser, bei dem der Neckar bei Mannheim so viel Dreck mit sich führte, dass er sich seine eigene Mündung (bei Neckarau) verlegte und seither im Norden der Stadt in den Rhein fließt.

Stark gefördert wurden solche anthropogenen Hochwasserereignisse durch die Wasserwirtschaft aus dem 19. Jahrhundert, die bis Ende des 20. Jahrhunderts unter der Maxime betrieben wurde, dass jeder Tropfen Niederschlagswasser so schnell wie möglich ins Meer kommen sollte. Einen letzten Schub zu ihrer Förderung haben sie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfahren, wo dank moderner Hochbautechnik auch bisher als nicht bebaubar geltende Überschwemmungsflächen versiegelt und mit Autohäusern, Textilshops, Bowlingbahnen und mongolischen Feuertopf-Buffets versehen worden sind.

Kurzer Sinn: Nicht möglichst schneller Abfluss von Niederschlagswasser schützt vor Hochwasserereignissen, sondern möglichst langsamer.

Schöne Grüße

MM

Ja, der gehört doch zur…
…Landwirtschaft (die böse :wink: ).

Beim Nachlesen und Recherchieren kam die Überlegung auf, wie das in der Praxis wohl ist. Die Maschinen werden ja immer schwerer, man bekommt ja Angst, wenn einem heutzutage ein Schlepper begegnet,… Unglaublich, was hier an Monster-Maschinen rumkurvt. (Kennst Du das hier von „Da Huaba, da Meier und I“)

Andererseits gibt es ja Möglichkeiten (hiersind die alle aufgezählt, fand ich sehr informativ und vor allem praxisnah), die Verdichtungen zu minimalisieren. Aber ob das reicht um die negativen Entwicklungen zu kompensieren?

Grüße
kernig

Landwirtschaft und Bodenverdichtung
Hallo kernig,

der „Bodenkundepapst“ Brunk Meyer meinte, Bodenverdichtung und Landwirtschaft seien unlösbar miteinander verknüpft und allenfalls die Geschwindigkeit der Verdichtung ließe sich beeinflussen - auch, als noch mit Pferden, Mulos und Ochsen geackert wurde, führte Verschmieren entlang der Scharen und Streichbleche zu Verdichtungen im Mikrobereich, die kaum reversibel sind. Das geht dann allerdings in Richtung Glaubensfragen, weil man über die fraglichen Zeiträume weg keine Feldversuche anlegen kann.

Die riesigen Schlepper, die heutzutags unterwegs sind, haben Vor- und Nachteile für das Thema: Größere Arbeitsbreiten machen weniger Überfahrten, und größeres übertragenes Drehmoment am Reifen macht weniger Schlupf. Freilich gäbe es in diesem Zusammenhang technisch bessere Lösungen, die aber im Vergleich zu teuer sind: Z.B. das Prinzip Lokomobile, bei dem nur das Arbeitsgerät über den Acker bewegt wird und nicht das gesamte Antriebsaggregat, und wo jeweils am Ende jeder Überfahrt ein Anker gelegt wird, so dass man nicht so eine Riesenmasse braucht, um die Kraft auf den Boden zu bringen; oder auch die in Müncheberg (DDR) während der ersten Ölpreiskrise im RGW kurz angedachte, aber nie weiter untersuchte Möglichkeit, feste Fahrgassen mit Beton- oder Stahlschienen zu verlegen, die dann eben für den Ackerbau verloren sind, und den Rest des Ackers überhaupt nicht mehr zu befahren - Anlass war damals zwar die Idee, Schlepper elektrisch über Oberleitung zu betreiben, aber im Ergebnis wäre das auch für den Boden eine Sache zum Nachdenken.

Selbst bei den Harvestern im Forst gibt es zwei Seiten: Klassisches Rücken braucht eigentlich Kahlschlag, wenn man damit vorwärts kommen möchte, mindestens aber einen „ausgeräumten“ Wald, in dem kein Reisig, kein Totholz, keinerlei Hindernis herumliegt. Die Forste, aus denen man sich mit dem Harvester einzelne Bäume herauspicken kann, sind außerhalb der Fahrgassen in besserem Zustand, als sie früher waren - „bloß“ die Fahrgassen selber darf man halt nicht anschauen.

Ich weiß nicht, was daraus geworden ist - bereits in den 1980er Jahren wurden in Staatswäldern in Baden-Württemberg örtlich wieder Belgisch Kaltblut und Noriker zum Rücken eingesetzt - schätze aber, dass sich das als ziemlich unbezahlbar herausgestellt hat.

Nicht zu frei schwebend im Reich der edlen Ideen wär es ja schon, wenn man auf jedem Gelände halt das machte, was da hinpasst: Keine Fichten, wo eigentlich Birken oder Eichen hingehören, kein Mais, wo eigentlich Grünland hingehört usw. Das ginge in der Landwirtschaft schon ziemlich einfach, weil die Landwirte aktuell in erheblichem Umfang nicht mehr für ihre Produktion bezahlt werden, sondern dafür, dass sie Landwirte sind - da ginge über „wer zahlt, schafft an!“ schon noch einiges.

Schöne Grüße

MM

bayerische Staatsforsten
Hi!
Also zum Pflügen fand ich ja den Hinweis Gold wert, dass man Pflugtiefe und die Notwendigkeit überhaupt zu pflügen auf die anzubauenden Pflanzen anpassen sollte…
50cm Erde flächig umzuschichten ist ja ein Riesenkraftakt und für’s Bodenleben ja auch irgendwie blöd, wenn das Unterste jedes Jahr zuoberst gekehrt wird.

feste Fahrgassen mit Beton- oder
Stahlschienen zu verlegen, die dann eben für den Ackerbau
verloren sind, und den Rest des Ackers überhaupt nicht mehr zu
befahren -

So ähnlich wird das ja teilweise gemacht, habe ich letztes Jahr gesehen. Da werden die Fahrspuren gar nicht mehr angesäht. Ob die über die Jahre allerdings auch konstant bleiben, wage ich mal zu bezweifeln. Schließlich hat die Maschine für dne Maisanbau andere Breiten als die für’s Getreide - nehme ich mal an.

Selbst bei den Harvestern im Forst gibt es zwei Seiten:
Klassisches Rücken braucht eigentlich Kahlschlag, wenn man
damit vorwärts kommen möchte, mindestens aber einen
„ausgeräumten“ Wald, in dem kein Reisig, kein Totholz,
keinerlei Hindernis herumliegt. Die Forste, aus denen man sich
mit dem Harvester einzelne Bäume herauspicken kann, sind
außerhalb der Fahrgassen in besserem Zustand, als sie früher
waren - „bloß“ die Fahrgassen selber darf man halt nicht
anschauen.

Ich war ja gestern mal wieder im Fichtelgebirge unterwegs und bin immer noch und schon wieder nicht überzeugt von der sog. nachhaltigen Wirtschaftsweise der bayerischen Staatsforsten… alle 20m eine Rücke- und Harvestergasse von ca. 5m Breite. Und das auf der ganzen Fläche, egal ob FFH oder nicht, die blöden Auerhühner werden eh überschätzt.
Ich kenne ältere Leute, die gehen nicht mehr Pilze sammeln, weil sie sich nicht mehr im Wald bewegen können wegen der Harvesterschneisen. Von wegen „bei passendem Wetter“ oder „im passenden Gelände“ - da sieht’s aus wie nach dem Krieg. Und die Gassen werden alle paar Jahre benutzt, gar nicht so selten, ein Förster erklärte mir auch, warum: Er bekommt Weisung, den Einschlag zu markieren. In m³. Und das muss er halt rausholen aus dem Wald. Früher hat er 50-60cm Fichten markiert, inzwischen sind die raus, er markiert 30-40cm -Bäume - der Harvester (und der Rückezug) fährt also wieder in die selben Flächen.
Was mich beruhigt ist die Tatsache, dass sich das ja dann bald erledigt hat. Wenn alles rausgeholt wurde, was irgendwie lohnt, ist ja erstmal Ruhe. Geht man halt an die Schutzgebiete (z.B. den Steigerwald, da gibt’s noch viel Geld zu verdienen)

Aber zum Thema: Wenn man sich das anschaut (mit dem Hintergrundwissen zu Druckzwiebeln und dergleichen), dann wundert man sich nicht mehr über die Hochwasser zu Tale.

Was ich ja inzwischen an manchen Hängen fast sinnvoll fände: Kahlschlagwirtschaft. Streifenweise. Und dann rücken mit Seilwinde (manche Hänge hier sind steiler als man das vermutet), da lohnt sich dann auch der Aufbau für eben einen ganzen Streifen. Dann hat der Wald wenigstens zwischendurch komplett Ruhe…

Nicht zu frei schwebend im Reich der edlen Ideen wär es ja
schon, wenn man auf jedem Gelände halt das machte, was da
hinpasst: Keine Fichten, wo eigentlich Birken oder Eichen
hingehören, kein Mais, wo eigentlich Grünland hingehört usw.
Das ginge in der Landwirtschaft schon ziemlich einfach, weil
die Landwirte aktuell in erheblichem Umfang nicht mehr für
ihre Produktion bezahlt werden, sondern dafür, dass sie
Landwirte sind - da ginge über „wer zahlt, schafft an!“ schon
noch einiges.

Jupp. Der Name Fichtelgebirge hat nichts damit zu tun, dass dort von je her Fichten heimisch wären…
Kyrill hat da ganz schön nachgeholfen, jetzt der Borkenkäfer, das hat sich bald erledigt mit den Nadlern.

Grüße
kernig

Hallo,

nicht umsonst lautete mein Schlusssatz:
Letzlich ist es sicher noch weit komplexer, hängt von sehr viel mehr Faktoren ab.

Es ist ja nett, dass Du mir diese alle darlegst, aber der richtige Adressat für Deine Ausführugen wäre der Poster.

Gruß, Paran