Landwirtschaft und Bodenverdichtung
Hallo kernig,
der „Bodenkundepapst“ Brunk Meyer meinte, Bodenverdichtung und Landwirtschaft seien unlösbar miteinander verknüpft und allenfalls die Geschwindigkeit der Verdichtung ließe sich beeinflussen - auch, als noch mit Pferden, Mulos und Ochsen geackert wurde, führte Verschmieren entlang der Scharen und Streichbleche zu Verdichtungen im Mikrobereich, die kaum reversibel sind. Das geht dann allerdings in Richtung Glaubensfragen, weil man über die fraglichen Zeiträume weg keine Feldversuche anlegen kann.
Die riesigen Schlepper, die heutzutags unterwegs sind, haben Vor- und Nachteile für das Thema: Größere Arbeitsbreiten machen weniger Überfahrten, und größeres übertragenes Drehmoment am Reifen macht weniger Schlupf. Freilich gäbe es in diesem Zusammenhang technisch bessere Lösungen, die aber im Vergleich zu teuer sind: Z.B. das Prinzip Lokomobile, bei dem nur das Arbeitsgerät über den Acker bewegt wird und nicht das gesamte Antriebsaggregat, und wo jeweils am Ende jeder Überfahrt ein Anker gelegt wird, so dass man nicht so eine Riesenmasse braucht, um die Kraft auf den Boden zu bringen; oder auch die in Müncheberg (DDR) während der ersten Ölpreiskrise im RGW kurz angedachte, aber nie weiter untersuchte Möglichkeit, feste Fahrgassen mit Beton- oder Stahlschienen zu verlegen, die dann eben für den Ackerbau verloren sind, und den Rest des Ackers überhaupt nicht mehr zu befahren - Anlass war damals zwar die Idee, Schlepper elektrisch über Oberleitung zu betreiben, aber im Ergebnis wäre das auch für den Boden eine Sache zum Nachdenken.
Selbst bei den Harvestern im Forst gibt es zwei Seiten: Klassisches Rücken braucht eigentlich Kahlschlag, wenn man damit vorwärts kommen möchte, mindestens aber einen „ausgeräumten“ Wald, in dem kein Reisig, kein Totholz, keinerlei Hindernis herumliegt. Die Forste, aus denen man sich mit dem Harvester einzelne Bäume herauspicken kann, sind außerhalb der Fahrgassen in besserem Zustand, als sie früher waren - „bloß“ die Fahrgassen selber darf man halt nicht anschauen.
Ich weiß nicht, was daraus geworden ist - bereits in den 1980er Jahren wurden in Staatswäldern in Baden-Württemberg örtlich wieder Belgisch Kaltblut und Noriker zum Rücken eingesetzt - schätze aber, dass sich das als ziemlich unbezahlbar herausgestellt hat.
Nicht zu frei schwebend im Reich der edlen Ideen wär es ja schon, wenn man auf jedem Gelände halt das machte, was da hinpasst: Keine Fichten, wo eigentlich Birken oder Eichen hingehören, kein Mais, wo eigentlich Grünland hingehört usw. Das ginge in der Landwirtschaft schon ziemlich einfach, weil die Landwirte aktuell in erheblichem Umfang nicht mehr für ihre Produktion bezahlt werden, sondern dafür, dass sie Landwirte sind - da ginge über „wer zahlt, schafft an!“ schon noch einiges.
Schöne Grüße
MM