Mein Sohn kommt nächstes Jahr in die Schule. Ich weiß, es ist noch ein ganzes Jahr hin, aber ich habe von einer Freundin gehört, dass andere Kindergärten dieses Jahr als eine Art „Vorschule“ betrachten - die Kinder dementsprechend auch langsam auf den Schulalltag vorbereitet werde. In unserem Kindergarten passiert leider nichts dergeleichen. Ich meine ich möchte jetzt auch nicht, dass mein Kind deswegen Kindergarten wechselt und aus seinem sozialen Umfeld gerissen wird. Aber eigentlich ist das doch schon die Aufgabe des Kindergarten oder? Was kann ich jetzt tun?
Kinder lernen im Kindergarten nicht Lesen und Schreiben. Wenn sie es doch tun, ist das einem falsch verstandenen Bildungsauftrag und/ oder der Stressmache der Eltern geschuldet.
Um schulfähig zu sein, brauchen Kinder ganz andere Dinge: Neugier, die Fähigkeit, sich zu fokussieren und zu konzentrieren, Impulskontrolle, Selbstbewusstsein, die Fähigkeit, sich einzuordnen und mit Rückschlägen umzugehen, Frustrationstoleranz und soziale Anpassungsleistung.
All diese Dinge sollten sie im Laufe ihres Kindergartenlebens erwerben, wobei an der Förderung dieser Fähigkeiten Kindergarten und Elternhaus gleichermaßen beteiligt sein müssen.
Lesen und Schreiben lernen ist ein Klacks für Kinder, die diese wesentlichen Grundlagen erworben haben. Und im Gegensatz zu den armen Kids, die schon im Kindergarten damit getriezt wurden, haben sie in der Schule dann nicht mit dem Problem der Langeweile zu kämpfen - oder damit, plötzlich alles neu lernen zu müssen, weil Erzieherinnen keine Lehrerinnen sind und Dinge falsch vermittelt haben.
Jule (in der Ausbildung von Erzieherinnen tätig)
Bei uns gab es zwar eine extra Stunde für die „Riesen“-Kinder (so wurden die Kinder im Jahr vor der Einschulung genannt), aber Voraussetzung für die Einschulung sollte das nicht sein.
Manche Lehrer haben wohl sogar fast etwas Angst, dass den Kindern in Kindergärten oder auch von den Eltern bestimmte Dinge falsch erklärt werden, die sie das dann erst wieder korrigieren müssen, z.B. wenn es um die Aussprache von Buchstaben oder Lauten geht, also ob man z.B.: „B“ oder „Be“ sagt.
Nein, Lesen und Schreiben lernen die Kinder üblicherweise in der Schule.
Es kann sogar passieren, wenn sie es schon im Kindergarten lernen, dass sie sich dann in der Schule langweilen…
Beatrix
Hallo,
auch in den früheren Vorschulen lernten die Kinder nicht Lesen und Schreiben sondern übten eher die Feinmotorik (Kringel malen, Zeichnen, Basteln etc.) und Konzentration/Sprachverständnis/Wortschatz per Vorlesen, nacherzählen lassen usw. Das macht durchaus Sinn.
Gruß, Paran
Du hast schon recht, ich sollte die schöne Kindergartenzeit meinem Sohn einfach lassen. Er ist ziemlich quirlig und echt clever, das kriegt er in der Schule dann schon hin. Ich lese ihm sehr viel vor und spiele viel mit ihm - auch basteln gehört dazu. Vielleicht hilft das
Hallo Ancetum,
„Vorkenntnisse“ in Lesen und Schreiben? Also ich würde da mal erstmal mit den Grundlagen der Quantenphysik beginnen… Parallel können die lieben Kleinen noch Chinesisch, Englisch und natürlich Latein lernen… damit sie optimal auf das zwingend notwendige Studium und eine Karriere in der Wirtschaft vorbereitet sind. Latein lernen deshalb weil man (die Eltern für die Kleinen) ja auch durchaus eine Karriere im Medizinischen Bereich anstrebt.
Und nun im Ernst: ich vermute das Du selber dich einem Leistungsdruck unterziehst, der unangebracht ist. Kinder sind keine Karrieremaschinen, auch wenn sie so mancher gern so hätte.
Alles Weitere wurde unten schon gesagt.
Das sei mein Senf dazu…
Gruß
Fronk
P. S. eingesehen hast Du das wesentliche ja offenbar schon wie ich oben las.
Was genau hat dich daran gehindert, mit deinem Kind selbst Reime zu sprechen? Das gehört doch eigentlich zu den normalen Dingen, die Eltern mit ihren Kindern tun.
Merke: Nicht für alles ist die Fremdbetreuung zuständig. Wenn Kinder Schwierigkeiten in der Schule haben, ist es allerdings immer der einfachste Weg, den Kindergarten/die Erzieherin/ die Schule/ die Lehrerin… dafür verantwortlich zu machen.
Manche Dinge sind tatsächlich eine Frage der Übung. Manche aber auch eine der Intelligenz.
Jule
Hallo @Jule959,
vielen Dank für deinen Kommentar. Nur kurz zur Richtigstellung: im letzten KIGA Jahr, bei unserem KIGA auch als Vorschuljahr bezeichnet, wurden uns im Rahmen eines Elternabends die Vorhaben für das Vorschuljahr erläutert, hier ausdrücklich den Eltern gesagt, das dies als Vorbereitung ausreicht.
Nachdem wir das zwei Monate beobachtet hatten, und zu dem Ergebnis gekommen sind, dass die Vorbereitung im KIGA nicht im Ansatz ausreichen wird (und nach Rücksprache mit anderen Erstklass-Eltern aus unserer Sprengelschule auch nicht für einen gelungenen Start reichen wird), haben wir die Sache selber in die Hand genommen.
Nach der 2. Woche in der Schule kann ich nun sagen: zum Glück haben wir nicht auf unseren KIGA vertraut, sondern viel daheim selber mit Ihr spielerisch gearbeitet. Sehr geholfen haben uns die MiniLük Hefte, sowie verschiedene Vorschul Apps.
Und glaub mir: ich bin mir bewusst, dass Krippe/KIGA/Hort nicht Eltern aus der Verantwortung entlassen.
Viele Grüße, Zoe
Typisches Helikopter-Eltern-Verhalten. Der „gelungene Start“ ist eine Illusion. Möglicherweise starten einige Kinder mit einigen Informationen mehr in die Schule als andere und kommen dann scheinbar besser zurecht. Innerhalb des ersten Schuljahrs gleichen sich die Wissensstände der Kinder aber an. Am Ende des ersten Schuljahrs ist - zumindest bei normal begabten Kindern - kein Unterschied mehr festzustellen.
All der schöne Stress in der Vorschulzeit also leider ganz umsonst.
Wir bilden unsere Erzieherinnen aus gutem Grund dahingehend aus, solchen Unsinn nicht in ihren Einrichtungen zu vertreten.
Jule
Nee - definitiv nicht!.
Hallo,
aus eigener Erfahrung: nein Lesen und Schreiben sollen sie nicht lernen. Was jedoch unserer Erfahrung nach sehr wichtig ist, das Erkennen von Lauten/Anlauten, und Reimwörtern. Das wurde leider in unserem KIGA nicht gefördert, so haben wir nun entsprechende Schwierigkeiten, da es bei unserer Schule schon in der 1. Woche richtig viel von den Kindern gefordert wird. Ganz besonders bei den Anlauten/Erkennen von Buchstaben.
Deswegen halte ich aus persönlicher Erfahrung die Vorschule in den Kindergärten für sehr wichtig, aber meines Wissens nach sind die Kindergärten nicht verpflichtet eine Vorschule zu haben. Wie der KIGA die Vorschule gestaltet, hängt sehr stark auch vom Konzept des KIGA ab.
Viele Grüße, Zoe
Hallo!
Meine beiden Töchter begannen die Schule mit Null-Kenntnissen in Lesen und Schreiben - ich glaube, daß sie mit Vorkenntnissen bei Schulbeginn nicht aufpassen und mitlernen. Jedenfalls war es so, daß meine Töchter bereits während der ersten Weihnachtferien Märchenbücher lesen konnten - also kann meine Überlegung so falsch nicht gewesen sein.
Allerdings hatte ich ihnen früher sehr oft und viel vorgelesen, so daß sie den Drang hatten, selber lesen zu können!
Grüße von Mannema