Sind Städte mit viel historischer Bausubstanz außerhalb von Europa eher selten?

Hallo!

In Europa gibt es unzählige Beispiele: Prag, Dinkelsbühl, Colmar, Bern, Granada u. s. f.

Für Außereuropa fallen mir nur Jodhpur (Indien) und Thimphu (Bhutan) ein.

Aber vielleicht schätze ich die Bauten in bspw. Kairo oder Teheran als neuer ein, als sie eigentlich sind.

In China soll man beispielsweise nichts davon zu halten, historische Bausubstanz zu erhalten. In Afrika und Australien hatte man so gut wie nix gebaut. Alle übrigen Gegenden wurden von uns (auch) kolonialisiert und „plattgemacht“…

Glückauf!

Hallo,

guck z.B. https://www.welt.de/reise/staedtereisen/article13433832/Ein-Streifzug-durch-Marokkos-aelteste-Koenigsstadt.html. Ich habe noch viel mehr gesehen. Aber was ist für dich historisch?

Gruß
Otto

Servus,

die am besten erhaltenen Bauten aus der römischen Kaiserzeit befinden sich außerhalb Europas, in Nordafrika. Wenn Du römische Städte sehen willst, von denen noch genug dafür erhalten ist, dass Du die Stadt vor dem inneren Auge erstehen lassen kannst, schau Dir Dougga und Makthar an.

Bevor diese durch die US Army, durch die Waffenhuren von Blackwaters und durch ISIS zerstört wurden, befanden sich die ältesten bis (beinahe - Gott seis geklagt!) heute erhaltenen menschlichen Bauten im Irak und in Syrien.

Bedeutende Schätze antiker Bausubstanz stehen in Kleinasien, konkret der Türkei.

Schöne Grüße

MM

RUS und die syr. Armee haben dann auf die Bauten Rücksicht genommen?

Ich spreche von den archäologischen Stätten, die nicht bei militärischen Operationen in Mitleidenschaft gezogen wurden, sondern die ausschließlich zerstört wurden, um sie zu zerstören.

Diese Fälle gehen ausschließlich auf das Konto der Genannten.

Soweit ich weiß, ist der gängige Begriff „historische Bausubstanz“ schwammig und nicht konkret definiert.

Auf Europa bezogen verstehe ich darunter alles bis zum Ende des Jugendstils.

Ich greife einmal willkürlich ein paar Beispiele für Afrika heraus: [Timbuktu][1], [Tunis][2], [Ghadames][3], [Fez][4], [Marrakesch][5], [Meknes][6], [Harar][7], [Lamu][8]

Mit Asien will ich gar nicht erst anfangen, da ich fürchte, bei der Auswahl von Beispielen von den Informationen schier erschlagen zu werden.

Vielleicht wäre es für dich an der Zeit, deinen Eurozentrismus abzulegen.

:paw_prints:
[1]: https://de.wikipedia.org/wiki/Timbuktu#Traditionelle_Architektur
[2]: https://de.wikipedia.org/wiki/Tunis#Stadtbild
[3]: https://de.wikipedia.org/wiki/Ghadames#Altstadt
[4]: https://de.wikipedia.org/wiki/Fès#Stadtbild
[5]: https://de.wikipedia.org/wiki/Marrakesch#Sehensw.C3.BCrdigkeiten
[6]: https://de.wikipedia.org/wiki/Meknès#Sehensw.C3.BCrdigkeiten
[7]: https://de.wikipedia.org/wiki/Harar#Stadtbild
[8]: https://de.wikipedia.org/wiki/Lamu

Da hätte ich doch liebend gerne einmal ein Beispiel für die USA.

Das hat Mao mit seiner Kulturrevolution verursacht. (Maos Bruch mit allem Alten hatte freilich auch gute Seiten … wenn man z. B. an das konsequente Verbot des Fußbindens denkt.)

Na ja, in Asien gibt es wirklich nicht viele Beispiele.

Doch.

Schibam, Sanaa, Damaskus, Gaziantep, Ghom, Isfahan

Und ich habe noch nicht einmal angefangen nachzudenken.

:paw_prints:

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Afrika ist alles andere als ein geschichtsloser Kontinent: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_historischer_Staaten_in_Afrika

:paw_prints:

Hallo!

„Die US-Armee ging sogar so weit, auf dem Gelände des alten Babylon eine Militärbasis anzulegen. Die Koalitionsstreitkräfte zerstörten oder beschädigten darüber hinaus viele Gebäude sowie ganze Stadtviertel, wo Diebe in der Folge leichtes Spiel hatten, tausende ungeschützte archäologische Stätten von unschätzbarem Wert zu plündern.“ Quelle u. a.: http://www.info-direkt.eu/5000-jahre-alte-kulturschaetze-zerstoert/

Der Schutz historischer Substanz, gerne Weltkulturerbe, steht nicht auf der Agenda von Militärs. Ob die Soldateska aus den USA oder sonstwoher stammt, ist vollkommen wurscht. Zerstören und Umbringen ist deren Job. Was als militärisches Ziel ausgeguckt wurde oder geeignet erscheint, den Gegner zu treffen/zu schwächen, wird platt gemacht - vollkommen unabhängig davon, ob es sich um schützenswerte Stätten handelt. Bomberpiloten sehen nicht, was sie anrichten, Fernlenker von Drohnen sehen ihr Ziel, sodann ihren „Erfolg“ und ein GI am Boden ist schlicht zu doof, um zu bemerken, dass er gerade auf unwiederbringliche Schriften pisst. Außerdem wäre es ihm vermutlich egal und sollte er den Wert erkennen, wird er sich greifen, was zu Geld zu machen ist. Das ist kein US-Bashing, gilt vielmehr für Militär aller Art, aller Zeiten, aller Länder und hat sich bis heute nicht geändert.

Die Bedeutungslosigkeit historischer Substanz für Militärs zeigten die Weltkriege und unter Beteiligung der Bundeswehr der Kosovokrieg. Nato-Bomber richteten schwere Schäden an. Was sie an historischen Bauwerken in Schutt und Asche legten, hat sie überhaupt nicht interessiert.

Darüber hinaus ist u. a. der Irak auf unabsehbare Zeit mit Munition belastet, die abgereichertes Uran enthält. Militärs bestreiten bis heute, dass davon eine Gefahr ausgeht und belegen ihre Schutzbehauptung mit von gut geschmierten Leuten angefertigten Studien. Signifikant erhöhte Raten von Missbildungen und Leukämie in genau den von entsprechenden Munitionsresten betroffenen Gebieten müssen andere Ursachen haben…

Gruß
Wolfgang

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Das habe ich doch gar nicht behauptet.


Ich war selber mehrfach in Marokko und weiß selbstverständlich, dass es, entlang der Nordküste Afrikas (z. B.), schon einige historische Stätten gibt. Ich hatte, insgesamt fast ein Jahr, in Al Ain (VAE, arab. Halbinsel) gewohnt, wo sich etwa 99% der kulturellen Vergangenheit der Emiratis befindet.


Und wieso muss Geschichte denn unbedingt was mit der lokalen „Bebauung“ zu tun haben? Wüstenklima (z. B.) setzt Gebäuden ziemlich arg zu; das, was heute (auch z. B.) in Ägypten zu sehen ist, wurde so dermaßen „solide“ gebaut, dass es wahrscheinlich für immer und ewig dort stehen bleiben wird.

Dass man im weiter südlich gelegenen afrikanischen Grabenbruch, wo es nur ganz, ganz wenige Ritter gab, keine Ritterburgen bauen musste (klar, man kann; wie die „depperten“ Kreuzritter in Kleinasien…), ist auch irgendwie logisch.

In Dubai hat man dieses Prinzip kürzlich entweder nicht verstanden oder komplett ignoriert (oder beides; natürlich ohne die Ritter). Resultat: Eine unglaubliche Auswahl an freien Wohnungen, inmitten der lebensfeindlichsten Wüste der Erde…


Jerusalem, Petra, Syrien insgesamt (vor der ISIS-Zerstörung); alles absolut grandios!


Aber!

Ich habe die „Vermutung“, dass es dem UP eher um die Dichte der historischen Orte, innerhalb eines bestimmten Gebiets geht. Und die ist in Europa nun mal exorbitant hoch; stell Dir jetzt mal noch vor, es hätte die beiden letzten Kriege nicht gegeben.

Ein weiterer Grund könnte noch sein (Vermutung), dass viele „unserer“ historischen Stätten, genau dann gebaut wurden, als „wir“ gerade auch fleißig damit beschäftigt waren, andere Kulturen zu „vernichten“, um dort die eigene zu etablieren (Karma is a bitch; nicht wahr?!). Und somit konnten die dann gar nicht so richtig „durchstarten“; oder zumindest mal nicht so, wie „wir“ das konnten.

Zudem wurde der Planet später irgendwann mal, aber im gleichen Zusammenhang, mit unglaublichen Mengen von „viktorianischen Gebäuden“ regelrecht „zugeschissen“. Diese sind ihrerseits heute selber historisch wertvoll; soweit sie noch existieren. Und die sind alle, egal wo, immer europäischen Ursprungs.


+++ Themenwechsel +++

Die meisten Gebäude aus dem Altertum wurden von Hochkulturen gebaut, die schon nicht mehr existierten, bevor unsere eigene überhaupt mal „entstand“. Daher entstammen die hiesigen, historischen Bauwerke (abgesehen von Stonehenge u. ä.) unserer eigenen, europäischen Kultur (oder früheren Versionen davon) und den ganzen Einflüssen, die in den letzten 2000 Jahren darauf einwirkten. Natürlich beziehe ich mich gerade immer auf ganz Europa.

Mit „unserer“ heutigen „Ausgabe“ befinden wir uns aber offensichtlich schon im Zustand der „Auflösung“; und den Grund verorte ich nicht bei äußeren Einflüssen, wie dem Islam oder Einwanderung. Es ist eher das massive „jeder gegen jeden“, bei gleichzeitig schwindendem Willen Kompromisse zu finden, was Sorgen bereiten sollte. Wir sind viel zu fett, faul und dekadent geworden. Ignoranz.

Das Fatale ist doch, dass die heutigen Konflikte in kürzester Zeit ausbrechen können (und das auch tun), aber die Lösungen genauso mühsam geblieben sind, wie es immer schon der Fall war.

Nu ja, bis jetzt ist mal noch jedes „Imperium“ untergegangen und hey :smiley: (!!!), dann gibt’s auch hier Historisches, von „irgendeiner untergegangenen Kultur“ zu sehen.

Wer auch immer das, dann sehen möchte…

Glückauf!

PS: Dieser Text sollte auch den obigen „Zweizeiler“ genauer erklären; quasi als Anhang.

1 Like

Egal, wie lang dein Sermon ist, und egal, was du meinst, was der Themenersteller gemeint hat - es ist schlicht und ergreifend falsch, dass in Afrika „so gut wie nix“ gebaut wurde. Und das gilt nicht nur für antike Überreste in Nordafrika.*

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PS: Hier noch einmal die vorhin bereits verlinkte Liste: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_historischer_Staaten_in_Afrika Du solltest dich vor deiner nächsten Antwort vielleicht doch einmal damit befassen.

*. Beispiel mitten aus Schwarzafrika: https://de.wikipedia.org/wiki/Groß-Simbabwe

Servus,

da darf ich Berufeneren das Wort überlassen.

Ziemlich vollständig aufgezählt sind die Beispiele in

Beate Mittmann / Peter Priskil
Kriegsverbrechen der Amerikaner und ihrer Vasallen gegen den Irak und 6000 Jahre Menschheitsgeschichte

ISBN: 978-3-922774-68-6

(Derzeit vergriffen - das Buch ist aber zu finden, wenn man es sucht).

Und, um den vorhersehbar geäußerten Zweifeln an der Glaubwürdigkeit der Autoren zuvorzukommen: Das Buch ist eine Bilddokumentation, die anlässlich einer Reise der beiden Autoren in den Irak 1992, d.h. nach dem ersten (und bereits vernichtenden) bewaffneten Überfall der USA und einiger sog. Verbündeter auf den Irak, entstanden ist. Anders als viele Neunmalkluge, die ihre salbungsvollen Kommentare von der Couch aus abgeben, haben sich die Autoren vor Ort, live und draußen, von der Sachlage überzeugt.

Schöne Grüße

MM

Nein.

Nein, das ist - ganz und gar - nicht egal!

…und abgesehen davon haste zuvor noch behauptet, ich würde irgendwem seine Kultur absprechen, obwohl es ausschließlich um Gebäude geht.

Das wiederum ist Dir aber offenbar egal, …

…was ziemlich bizarr ist!

Ich bin raus!

Ich habe zuerst und vor allem geschrieben, dass es völliger Schwachfug ist zu behaupten, dass in Afrika so gut wie nichts gebaut worden sei. Und genau das hast du behauptet - was ziemlich bizarr ist.

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