Sind unsere Kunststoffe 'Halal' ?

Hallo allerseits,

Ich arbeite bei einem Kunststoffhersteller und bin von einem Kunden aufgefordert worden, zu bescheinigen, dass sie den islamischen Halal-Regeln entsprechen, die auch für Verpackungen gelten.

Nun enthalten diese Kunststoffe zwar kein Fleisch, aber z.B. Fettsäuren als Additive. Solche Fettsäuren können natürlich theoretisch aus tierischen Abfällen gewonnen werden. Ob es tatsächlich so gemacht wird, weiß ich nicht. Danach kommen dann natürlich noch chemische Verarbeitungsschritte, die diese Rohstoffe quasi zu Chemikalien werden lassen.

Kann ich die Konformität mit den Halal-Regeln bescheinigen ?

MfG
Klaus

Den Zulieferer Fragen

Rohstoffe quasi zu Chemikalien werden lassen.

ALLES sind Chemikalien. Sogar Tee und die Luft, die wir atmen. Du meinst wohl menschengemachte Chemikalien.

Kann ich die Konformität mit den Halal-Regeln bescheinigen?

Woher soll das hier jemand wissen? Ich würde mich - genau wie bei der Frage ob in Dichtungen Silikon enthalten ist - an den Lieferanten wenden. Und das natürlich nützlich präzise beschreiben. Also z.b. dass keine Fettsäuren tierischer Herkunft von Tierart A, Tierart B, … stammt.

Gruß

Stefan

April April
Hallo Orundellico,

da hat sich wohl jemand einen Scherz erlaubt. Ich kenne keinen Muslim, der sich über die Halalkonformität von Verpackungen Gedanken macht.

Schöne Grüße,

Mohamed.

Moin,

Solche Fettsäuren können natürlich
theoretisch aus tierischen Abfällen gewonnen werden. Ob es
tatsächlich so gemacht wird, weiß ich nicht.

aber sicher der Hersteller dieser Fettsäuren.

Es gibt bestimmte Emulgatoren, die Fettsäuren als Bestandteile enthalten bzw. bei deren Syntehese verwendet werden.
Dort sind mir allerding nur vegetarische und koschere Varianten bekannt. Halal hab ich noch nie gesehen.

Kann ich die Konformität mit den Halal-Regeln bescheinigen ?

Diese Frage würde ich mal mit einer muslimischen Gemeinde besprechen, die können Dir sicher kompetent Auskunft geben.
Allerdings sind nach meiner Erfahrung die Halal-Regeln meist (deutliche) weniger streng als die Koscherregeln.

Gandalf

Servus Klaus,

da passt etwas nicht.

Wenn der Kunde das so genau nimmt (ungewöhnlich, aber bei Lebensmittelverpackungen denkbar), kann er mit einer Konformitätsbescheinigung, die von jemandem ausgestellt ist, von dem er weiß, dass dieser kein Moslem ist, überhaupt nichts anfangen. Das Wort eines Nicht-Moslems gilt in diesem Zusammenhang nichts.

Du wirst Dich also so oder so an den nächsten verfügbaren Imam wenden müssen, der dann sagen kann, wer die Bescheinigung ausstellen darf.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Also eins kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen: Dass ein paar der C-Atome in euren Kunststoffen auch schon mal Bestandteil eines Schweins waren.

Gruß

Anwar

Halal Control
Hallo,

Kann ich die Konformität mit den Halal-Regeln bescheinigen ?

Nein.

Zertifikate stellt die Halal Control e.K. aus.

Hier ein Beispiel

Gruß
Metapher

Hallo Leute,

Herzlichen Dank für Eure Antworten. Ich glaube ich weiss jetzt, wie ich verfahren muss.

Viele Grüße
Klaus

Hallo Anwar,

dass „halal“ nicht gleichbedeutend ist mit „enthält kein Schweinefleisch“ ist Dir aber schon bewusst, hoffe ich?

Eventuell auch, dass das allermeiste Rind- und Hammelfleisch, das in D verkauft und verarbeitet wird, haram ist?

Und dass durchaus nicht bloß Fleisch nach „halal“ und „haram“ unterschieden wird?

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Is’ nich’ wahr … ich glaub’ es nicht. Nein, ich glaub’ es nicht.

Do

Tja

Is’ nich’ wahr … ich glaub’ es nicht. Nein, ich glaub’ es nicht.

There are more things in heaven and earth, Horatio,
Than are dreamt of in your philosophy.

[Hamlet, I Sc.5]

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Servus,

in der katholischen Kirche liegt die entsprechende Kompetenz bei der Rota. Da lässt man sich nicht dezentral ins Geschäft pfuschen.

Es gibt übrigens von der Rota gar hübsche Entscheidungen betreffend Fasten, insbesondere aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Und was genau glaubst Du jetzt nicht? Dass man teils recht diffizile Fragen der Exegese nicht Laien oder gar Angehörigen fremder Religionen überlässt?

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Hallo,

dass „halal“ nicht gleichbedeutend ist mit „enthält kein
Schweinefleisch“ ist Dir aber schon bewusst, hoffe ich?

Dass mein Beitrag nicht ganz ernst gemeint war, ist dir hoffentlich auch nicht entgangen. Ich wollte damit nur herausstellen, dass, wenn man anfängt nun auch noch zu fragen, wo die Atome/Moleküle aus dem Kunststoff herkommen, das ganze religiöse Konstrukt in sich zusammenfällt.

Gruß

Anwar

Biochemie und religiöse Regeln
Servus,

ja, die Ironie hab ich schon wahrgenommen. Allein, sie zielt in eine unpassende Richtung: Die Frage, ob etwas halal, haram oder makruh ist, ist nicht primär eine Frage, die sich mit biochemischen Methoden beantworten lässt. Beispiel, um beim Schlachten zu bleiben und nicht zu weit in ganz andere Bereiche des Lebens abzuschweifen: Ob mit dem Segen „Bism Allah Al Rahman Al Raheem“ geschlachtet worden ist oder nicht, hat keinen Einfluss auf die biochemischen Eigenschaften des Fleisches, aber ist ein entscheidendes Kriterium dafür, ob das Fleisch halal oder haram ist.

Ein eher weitläufiges Analog sei erlaubt, das aus der Sicht dessen, was man in christlichem Kontext gewohnt ist, vielleicht dem Verständnis förderlich ist: Es ist kaum bestreitbar, dass bei der Transsubstantiation keine Veränderung der biochemischen Eigenschaften einer Hostie erfolgt. Dennoch ist sie danach ihrem Wesen nach etwas völlig anderes als vorher.

Die bei Christen verbreitete Ansicht, eine Regel könne gleichzeitig irgendwie gültig und doch nicht so wichtig sein - ein hübsches Beispiel ist das Verbot des Blutgenusses auch für Heidenchristen, von dem in Apg 15, 29 die Rede ist - ist im Islam weniger populär. Zwar spielt auch dort die Gnade des Herrn gegenüber denen, die aufrichtig bereuen, eine Rolle, aber die Anforderungen an den einzelnen Gläubigen, das auch zu tun, was er als richtig vernommen und erkannt hat, sind schon etwas höher angesetzt als im Christentum. So kommt es bei gläubigen Moslems zu einem Bemühen, in Details halal zu leben, die von außen betrachtet merkwürdig erscheinen mögen.

Freilich gibts auch bei Nachbars nicht so viele Heilige. In einem weiteren Abschwiff eine hübsche Episode, die ich mit einem Gast aus Libyen erlebt habe: Der Mann wollte den deutschen Aufenthaltstitel für seine Hadsch nutzen - weil in Deutschland die relative Anzahl von Moslems viel geringer ist als in Libyen, sind die Wartelisten für die Hadsch kürzer, man bekommt als Einwohner von Deutschland (incl. Inhabern eines Titels für mindestens sechs Monate) aus dem Stand ein Visum für die Hadsch. Nun war aber in der Saudischen Botschaft ein Hardliner, dem auffiel, dass die Gattin von H. einen Aufenthaltstitel von der französischen Behörde hatte, und H. selber einen deutschen Titel. Er schöpfte Verdacht, die Eheleute lebten vielleicht nicht zusammen (was auch so war), und wollte aus diesem Grund dem H. kein Visum für Mekka geben, weil ein solchermaßen unislamisch lebendes Ehepaar natürlich nicht pilgern darf.

Der tief geknickte H. hat mit mir einige Gläslein Tee getrunken, von seinem Mißgeschick erzählt, und mir einige Fragen zum deutschen Meldewesen gestellt. Drei Tage später war seine Frau schon seit einem Jahr an der gleichen Adresse wie er selber in Deutschland gemeldet, er hatte sein kleines Bußgeld für die unterbliebene Anmeldung bezahlt, sich ein wenig drüber amüsiert, wie billig es ist, von deutschen Beamten einen Stempel zu bekommen, hechtete mit der druckfrischen Meldebescheinigung in den Nachtzug nach Berlin und kam auf den letzten Drücker mit dem Visum für die Hadsch wieder.

Was es tatsächlich mit der Gattin von H. auf sich hat, weiß bis heute weder ich noch der Saudische Botschaftsangestellte. Aber das sind Privatangelegenheiten, die hat H. vermutlich mit Allah Al Rahman Al Raheem ausgemacht, und wenn ich daran denke, wie H. strahlend und gelöst, wie ich ihn selten gesehen habe, von der Hadsch zurückgekommen ist, glaube ich, die beiden haben sich ganz gut verstanden - al-ḥamdu li-llāh.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Hallo,

Servus,

in der katholischen Kirche liegt die entsprechende Kompetenz
bei der Rota. Da lässt man sich nicht dezentral ins Geschäft
pfuschen.

Die Rota ist für die Ehenichtigkeitserklärungen heute noch relevant. Ansonsten kümmert sich doch da keiner mehr. Außer die ganz Linientreuen.

Es gibt übrigens von der Rota gar hübsche Entscheidungen
betreffend Fasten, insbesondere aus dem 17. und 18.
Jahrhundert.

Ja - und?

Und was genau glaubst Du jetzt nicht?

Dass das ein Aprilscherz gewesen sei.

Dass man teils recht diffizile Fragen der Exegese nicht Laien oder gar :Angehörigen
fremder Religionen überlässt?

Nö - das kenne ich aus dem orthodoxen Judentum - wer so was braucht als Korsett und Kontrollinstanz damit Rechtgläubigekeit entsteht - der soll das auch so haben. Ansonsten ist Verbraucherschutz und Lebensmittelkontrolle wünschenswert und in unserer Gesellschaft unbedingt notwendig. Da kann man da ja von lernen.
Wenn man will oder muss - geht ja alles (fast jedenfalls).

Do