Nun ist die logistische, humanitäre, finanzielle Unterstützung inkl. Waffenlieferung für die bzw. an die Ukraine eben kein Angriff auf Russland und dazu noch von der UN-Charta gedeckt. Dadurch, dass Du aus den Hilfen ein Risiko für die Menschheit ableitest, machst Du genau das, was Putin will, nämlich Angst vor einem Atomkrieg verbreiten, womit Putin ja direkt und indirekt erreichen will, dass die Hilfen abebben bzw. aufhören. Wenn Du es OK findest, der Kreml-Propaganda auf diesem Wege Reichweite und Podium zu bieten, kannst Du das natürlich machen, aber ich finde das eher unglücklich.
Nein, aber es geht um heute und da ist es eben eindeutig, dass Russland die UN-Charta und natürlich auch Abkommen mit der Ukraine verletzt.
Wenn irgendein Typ auf der Straße eine alte Frau verprügelt, stellt sich ja auch niemand hin und sagt „aber letzte Woche, in der Einhornstraße, hat ein anderer Typ einen alten Mann verdroschen und dagegen hat niemand etwas unternommen. Deswegen mache ich jetzt auch nichts.“
Das ist genau das, was aktuell einige Leute im Kontext mit dem Angriff Putin-Russlands auf die Ukraine veranstalten: „Ja, gut, der Angriff ist nicht OK, aber damals haben die USA mit an die 50 anderen Ländern auch ein Land mit fadenscheinigen Begründungen angegriffen. Deswegen ist es doch nur fair, wir lassen Russland jetzt einfach auch machen und helfen der Ukraine besser nicht.“
Das ist schlicht und ergreifend ein völlig bekloppte und menschenverachtende Argumentation. Wenn man die beiden Konflikte schon miteinander verknüpfen will, dann doch so: „Das ist ein völkerrechtlicher Angriff Putin-Russlands und wenn wir die Ukraine so unterstützt haben, dass sie den Angreifer zurückschlagen konnte, sollten wir noch einmal in Ruhe darüber reden, was das eigentlich für eine Scheiße im Irak vor 20 Jahren war.“
Wobei man bei der dann vielleicht folgenden Diskussion über den Irak-Krieg auch bedenken darf, dass
a) damals - wie gesagt - an die 50 Staaten mitmachten (also mehr als ein Viertel der UN-Mitglieder),
b) es sich sehr viel konkreter um einen Angriff auf militärische und politische Ziel handelte und die Zivilbevölkerung in einem sehr viel kleineren Maße und vor allem dann wirklich unabsichtlich unter dem Krieg zu leiden hatte als heute die ukrainische und
c) es einen wenigstens ansatzweise nachvollziehbaren Kriegsgrund (vgl. UN-Resolution 1441) gab und Auslöser des Krieges eben nicht der Wunsch war, Grenzen zu eigenen Gunsten neu zu ziehen sowie Sprache und Kultur des Gegners auszulöschen.
Aber so
„Das ist ein völkerrechtlicher Angriff Putin-Russlands und wenn wir die Ukraine so unterstützt haben, dass sie den Angreifer zurückschlagen konnte, sollten wir noch einmal in Ruhe darüber reden, was das eigentlich für eine Scheiße im Irak vor 20 Jahren war.“
wird sich eben nicht geäußert, sondern so:
„Ja, gut, der Angriff ist nicht OK, aber damals haben die USA mit an die 50 anderen Ländern auch ein Land mit fadenscheinigen Begründungen angegriffen. Deswegen ist es doch nur fair, wir lassen Russland jetzt einfach auch machen und helfen der Ukraine besser nicht.“
und das macht diese Einwürfe „aber die USA im Irak“ einfach so arschig und scheinheilig. Es geht nämlich nicht primär um die Verurteilung des Angriffs der USA, sondern um die Rechtfertigung des russischen Angriffes bzw. der eigenen Haltung, die Ukraine möge doch des persönlichen Wohlbefindens willen doch endlich aufgeben.