Sinnlose Sprachspiele?

Hi,

„Angenommen, es hätte Jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir „Käfer“ nennen (…). Das Ding in der Schachtel gehört überhaupt nicht zum Sprachspiel…, denn die Schachtel könnte auch leer sein.“ (Zitat nach Ludwig Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen, Suhrkamp Verlag, 1984).

Wenn die Schachtel das Selbstkonzept des Menschen ist und der „Käfer“ das, was das Selbst BELEBT, dann wäre man ja total LEBLOS, wenn die Schachtel auch leer sein könnte? Vor allem passt dieses Selbstkonzept meines Erachtens gar nicht zum Problem der so genannten „Qualia“, das meist diskutierte Problem der heutigen Philosophie (wusste Wittgenstein nicht).

Vielleicht hat Wittgenstein ja seine eigenen Sprachspiele als sinnlos erachtet?

Gruß
C.

Und wer sagt dass die Schachtel die Menschheit beschreibt und nicht wie jeder einzelne Mensch auf andere wirkt?

Was bedeuten würde das es egal ist was in der Schachtel ist da wir es nicht sehen, sondern es nur auf das ankommt was man nach außen sichtbar macht.

Also dein Charakter für mich unwesentlich ist, da nur du ihn kennst, denn ich sehe nur die Schachtel.
Es steht für mich zwar außer Frage das dein Charakter die Schachtel geformt hat, allerdings gehe ich davon aus es ist also nicht sicher.
Die Schachtel könnte eben genauso gut leer sein, ich würde es nicht merken.

Hi Robert94,

Die Schachtel könnte eben genauso gut leer sein, ich würde es
nicht merken.

eine Frage der Interpretation!

Was du interpretierst, ist eine interessante Variante von Intersubjetivität, ein Modell, wie auch Jürgen Habermas propagiert, der einen, meines Erachtens, utopischen Idealismus in einer „idealen Kommunikationsgesellschaft“ sehen will. Wäre schön, wenn es je möglich wäre.

Aber auch wenn ich die „Schachtel“ des anderen nicht sehen kann, nehme ich doch zu seinen Gunsten an, dass er nicht nur hole, sinnlose Wörter sagt, sondern damit ein persönliches INTERESSE verfolgt…

Deshalb kann die „Schachtel“ auch nie leer sein, sondern muss von einem lebendigen Bedürfnis nach Lauten und nach Mitteilung an andere Artgenossen ausgehen, wie es bekanntlich auch schon den Tieren zueigen ist.

Gruß
C.

eine Frage der Interpretation!

Und genau das ist der Sinn hinter Sprachspielen/Gedankenspielen.

Meiner Meinung nach werden solche Sprachspiele dazu verwendet Gedankengänge, die zu komplex sind um sie über die normale Sprache auszudrücken, einer anderen Person zu übertragen.

Dies geschieht dadurch das man nicht die zu komplexe Antwort nennt sondern die Frage, um den Anderen zum Nachdenken anzuregen.
Das tolle dieser Methode ist das der Andere nicht zwangsläufig auf die selbe Antwort, eventuell auf eine Bessere (Richtigere), aber in den meisten Fällen einfach nur andere Antwort kommt.

In deinem Fall wurde dir ein Gedankengang übertragen, der bei dir durch dieses Sprachspiel angeregt wurde.
Und deshalb kann ich dir keine Antwort nennen, sondern lediglich eine andere nicht endgültige Antwort - eine Interpretation.

Also erachte meine Interpretation bitte nicht als Lösungsvorschlag, sondern als auch zu beachtender Zwischenschritt.

P.S.: Ich glaube nicht das diesem Sprachspiel eine Antwort folgen kann, sondern dass das Ziel dieses Gedankenganges eine kleine Änderung (eventuell Verbesserung) deiner Weltanschauung sein wird, da die Aufgabe der Philosophie nicht in dem Finden von Antworten, sondern viel mehr der Verbesserung des Weltbildes und der Charakter der Menschen liegt.
Um ein besseres Miteinander zu schaffen.

…eventuell Verbesserung deiner Weltanschauung
sein wird, da die Aufgabe der Philosophie nicht in dem Finden
von Antworten, sondern viel mehr der Verbesserung des
Weltbildes und der Charakter der Menschen liegt.
Um ein besseres Miteinander zu schaffen.

Da stimme ich dir voll zu, erweitere jedoch meine Interpretation dahingehend, dass es nicht nur idealerweise, wie Jürgen Habermas meint, es um deinen letzten Satz geht, sondern um einen kollektiven EVOLUTIONSPROZESS.

Ein besseres Miteinander entsteht zwangsläufig durch diesen kollektiven EVOLUTIONSPROZESS.

Aber die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Weltanschauungen wird weiter bleiben. Allerdings geschieht nach deiner Kommunikationstheorie, die ich übrigens hochinteressant finde, aber noch nicht völlig verstehe, eine größere Annäherung der verschiedenen Sichtweisen und Interpretationen.

Gruß
C.

sondern um einen kollektiven EVOLUTIONSPROZESS.

Wie du an meinem Nutzernamen erkennen kannst bin ich erst 1994 geboren und finde in meinem Wortschatz (immer) noch nicht auf anhieb das richtige Wort, aber du hast verstanden was ich sagen wollte. :wink:

Aber die Konkurrenz zwischen den verschiedenen
Weltanschauungen wird weiter bleiben.

Nun da alle Weltanschauungen, die nicht bei jedem Anhänger zwangsläufig zum Tod oder Selbstmord führen, bestehen können, auch wenn sie nicht die optimale Lösung verkörpern, wird es wohl immer mehrere geben.
Da sich die Weltanschauung eines Menschen ab frühster Kindheit entwickelt, gibt es wahrscheinlich über 6 Milliarden weltweit.

nach deiner Kommunikationstheorie, die ich übrigens
hochinteressant finde, aber noch nicht völlig verstehe, eine
größere Annäherung der verschiedenen Sichtweisen und
Interpretationen

Da wir uns alle bei anderen gerne etwas abschauen wird es wohl darauf hinauslaufen.

P.S.: Andere Sichtweisen versteht man genau so wie die Relativitätstheorie, nämlich gar nicht, man denkt nur darüber nach.

Hi Robert,

Da sich die Weltanschauung eines Menschen ab frühster Kindheit
entwickelt, gibt es wahrscheinlich über 6 Milliarden weltweit.

Für dein Alter bist du aber ein ganz ein Schlauer!

Es gibt aber nicht nur individuelle Weltanschauungen, sondern auch kollektive.

Das sind zwar viel weniger, aber von den ganz großen abgesehen, ebenso viele, dass sie unüberblickbar sind, in ihrer Vielheit und Verschiedenheit. Die Frage ist: Was ist der Nutzen von kollektiv organisierten Weltanschauungen (nicht lebenslang selber nachdenken zu müssen)?

Gruß
C.

Hi Claus,

erst einmal müssen sich individuelle Weltanschauungen nicht stark unterscheiden (andere Lieblingsfarbe reicht), allerdings kann man größere Teile separat betrachten (religiöse Ansichten, politische Einstellungen, usw.) und da gibt es eben viele Gleiche.

Und wieso??

Weil wenn mir jemand sagt, dass in einer Schachtel, die ich nicht öffnen kann, ein Käfer ist.
Kann ich es glauben (Theist) - es nicht glauben (Atheist) - oder ich versuchen die Schachtel zu öffnen (Philosoph), was ich jedoch nie schaffen werde und erheblich anstrengender ist als die beiden anderen Möglichkeiten, allerdings - vllt. kann ich sie ja doch öffnen?!

(Stichwort „Per Anhalter durch die Galaxis“)

„Laut dem Mann, der die Wahrheit kennt und ausspricht (Prak), schließen sich die Kenntnis von Frage und Antwort gegenseitig aus. Es sei unmöglich, jemals beide im selben Universum zu kennen – und sollte es trotzdem geschehen, würden Frage und Antwort sich gegenseitig aufheben und das Universum mitnehmen, das daraufhin durch etwas noch Bizarreres und Unbegreiflicheres ersetzt wird.“

http://de.wikipedia.org/wiki/42_(Antwort)

Hi Roberto,

…wenn mir jemand sagt, dass in einer Schachtel, die ich
nicht öffnen kann, ein Käfer ist.
Kann ich es glauben (Theist) - es nicht glauben (Atheist) -
oder ich versuchen die Schachtel zu öffnen (Philosoph), was
ich jedoch nie schaffen werde und erheblich anstrengender ist
als die beiden anderen Möglichkeiten, allerdings - vllt. kann
ich sie ja doch öffnen?!

Das kannst du…

Absolut sicher!!!

Aber wenn du mit 16 Jahren schon so UNGLAUBLICH schlaue Gedanken hast, wie ich sie in deinem Alter noch nicht hatte (damals dachte ich nur an Sex mit meiner ersten Freundin) wirst du sicher einmal ein großer Philosoph.

Hasta luego amigo
C.

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