Lauter Meinung - lang -
Hai, Manni,
Der Sitz des Bewußtsein ist im Hirn, vermutet man.
Wobei ja eigentlich erstmal definiert werden müsste, was zum Teufel, eigentlich Bewußtsein ist…
Der Sitz
der Seele vielleicht im Herzen.
…und was Seele ist (als chronisch Ungläubiger hab ich sowas vermutlich gar nicht…)
Viel einfacher und zugleich
verworrener erscheint mir die Frage, wo der Sitz der Gefühle
ist.
*grien* „Nichts leichter als das, sagte Frederick, komm mit…“
…im Limbischen System (ältester Teil des Hirns)…
Zumindest werden da Umwelt-Eindrücke, die auf uns einströmen, sortiert und mit Emotionen versehen. Einige Sinneseindrücke werden direkt dahin geleitet, zuerst mit Gefühl belegt und erst dann zur Entschlüsselung an das Großhirn weitergereicht - wenn überhaupt. Das ist z.B. im Besonderen mit Gerüchen so - lange, bevor Du überhaupt wahrnimmst, daß Du z.B. das Parfum einer neu in das Zimmer gekommenen Person riechst oder die Person siehst, hat Deine Nase schon nicht nur das Parfum, sondern auch den Körpergeruch der Person aufgenommen und ans limbische System weitergeleitet, das hat die Informationen, die durch den Geruch übertragen wurden, auf Pheromone abgeklopft (Männchen? Weibchen? Fruchtbar?), den Aufbau des Immunsystems des anderen überprüft und auf Kompatibilität gecheckt und darüber entschieden, ob Dir diese Person sympathisch ist, oder nicht.
Zum Teil findet sich dieser Effekt in unserer Sprache wieder (Jemanden nicht riechen können), z.T. täuscht unsere Sprache aber auch - Liebe auf den ersten Blick ist genaugenommen Liebe auf den ersten Schnüff…
Übrigens wird die Tatsache, daß Gerüche direkt Emotionen in uns erzeugen, ohne daß wir die Möglichkeit haben, bewußt irgendetwas beeinflussen zu können, inzwischen dazu benutzt, Menschen länger in Geschäften zu halten und sie damit zu gesteigerten Kaufverhalten zu animieren - bisher hat man aber noch keinen Duft gefunden, der wirklich alle Menschen positiv beeinflußt, also funktioniert das wohl nicht so, wie sie sich das vorgestellt haben…
Klar, kann man m i t den Fingern und in den Fingern fühlen,
Hier versteckt sich eine Sprachfalle: „Fühlen“ beschreibt zwei Umstände: einmal die Aufnahme sensorischen Inputs (das fühlt sich an), zum anderen aber auch „Emotionen haben“.
Diese Gleichheit könnte damit zusammenhängen, daß, so rein entwicklungsgeschichtlich gesehen, daß selbe Prinzip genutzt wird, um in uns Vermeidungs-Verhalten auszulösen…
Aufgedröselt: als wir noch alle Amöben waren und im Urmeer rumpaddelten, waren die, die es merkten, wenn jemand sie annagt und darauf mit Flucht reagierten, im Vorteil: gebissen werden -> AUA -> Abhauen. Als wir dann später zu sozialen Tieren wurden, brauchte es einen Weg, um uns dazu zu bringen, soziales Fehlverhalten zu vermeiden, also: jemand ist gemein zu mir -> Emotion erzeugt AUA -> ich vermeide gemeine Personen. Will sagen, Schmerz hat sich als brauchbaren Flucht-Auslöser erwiesen, also wird er auch für den nicht-physikalischen Bereich als Fluchtauslöser benutzt…
und Zahnschmerzen „befallen“ schließlich den ganzen Körper.
Nö - also mir tut dann tatsächlich nur die Stelle weh - allerdings hat mein gesamter Körper (vor allen Dingen mein Hirn ,-) ) was von den ausgeschütteten Endo-Morphinen - Huuuiiii…
Aber die Version, die noilich im TV zu hören war: „Die
Sensorzellen in der Haut senden elektrische Impulse zum
Gehirn, wo ein Gefühl ausgelöst wird“, scheint mir ebenso
flach zu sein wie unser Gefühle, wir hätten das Tast-,
Wärmegefühl nur in den Händen.
Wir sagen oft: „ich habe da so ein Gefühl in der Hand“,
genauso wie „ein Geräusch im Ohr“, weniger aber „ein Bild im
Auge“ - letzteres meinen wir im Kopf zu haben.
Ich schätze mal, das stimmt so. Unsere Tastsensoren senden tatsächlich zunächst nur elektrische Impulse ab - nur werden die nicht alle erst im Hirn verarbeitet, sondern die erste Verarbeitung geschieht schon an den Knotenpunkten - wenn Du Dich z.B. verbrennst, wird dieser sensorische Input zunächst wertungsfrei in Richtung Hirn geschickt - würde aber erst das Hirn über eine angemessene Reaktion entscheiden, wären wir schon gegrillt, bevor es soweit ist, darum wird der Befehl „Wegzucken“ spätestens vom Rückgrat gegeben. Die Verarbeitung von Geräuschen beginnt ebenso schon im Ohr - bei plötzlichen, lauten Geräuschen gehen die sensiblen Sinneshärchen „in Deckung“, bevor das Hirn da irgendwas entscheidet.
Anders ist es beim Sehen - das einzige, worauf das Auge selbst reagiert, ist hell/dunkel. Für den Rest hat es eine Direktleitung ins Hirn, den Seh-Nerv. Im Gegensatz zu den anderen Nervenbahnen hat er im Prinzip eine Nervenzelle, die von vorne nach hinten durchgeht, die anderen Nervenbahnen sind aber aus Einzelteilen zusammengesetzt und die Nachricht muß von einer Zelle zur nächsten weitergegeben werden (liebste Biologen, ich weiß, daß das nicht 100% korrekt ist, aber um klar zu machen, was ich meine, reicht’s so). Darum haben wir Bilder im Kopf.
Ich gehe soweit zu fragen: inwiefern sind die Organe an der
Erkenntnis u n d der Willensbildung beteiligt?
Erkenntnis müßte erstmal definiert werden und dann müßte man die Frage beantworten, ob wir überhaupt Erkenntnis haben können…
Aber über Willensbildung kann man schon Aussagen machen. Willensbildung im Sinn von „Entscheidungen treffen“ tun wir üblicherweise so gut wie gar nicht…
Wenn wir tatsächlich vor einer alltäglichen Entscheidung stehen, bilden wir keinen Willen, wägen nix ab, denken gar nicht wirklich nach, sondern machen das, was wir meistens machen. Du kaufst nicht das Graubrot, weil Du Dich dazu entschieden hast, Graubrot zu kaufen, sondern weil Du meistens Graubrot kaufst. Anders ginge es auch gar nicht. Überleg mal, vor wievielen alltäglichen Entscheidungen wir tatsächlich jeden Augblick stehen - müssten wir tatsächlich jedes mal bewußt entscheiden, kämen wir nicht mehr vom Fleck.
Aber, ob nun in den seltenen Fällen, wo wir tatsächlich mal bewußt entscheiden, oder in den vielen Alltags-Situationen: selbstverständlich sind auch andere Organe als das Hirn an diesen Prozessen beteiligt… nehmen wir ein Beispiel:
- in dem Laden, in dem Du gerade einkaufst, ist Dein übliches Joghurt alle - gehst Du in den nächsten Laden, nimmst Du ein anderes Joghurt oder verzichtest Du ganz drauf? Nun fängst Du theoretisch an, nachzudenken und abzuwägen, so nur mit dem Hirn - und Deine Blase mischt sich ein und quengelt (Verzichten! Nach Hause auf’s Klo!) - Dein Magen knurrt Dich an, daß er Hunger hat (Haben will! In den nächsten Laden!) - Deine Nase teilt Dir mit, daß da gerade ein fruchtbares Weibchen vorbeikommt (Dableiben! Anbaggern!) - Deine Füße teilen Dir mit, daß Deine Schuhe drücken (Nach Hause!) - Deine Leber hat gerade ein Problem mit der Butter vom Frühstück (Würg! IGITT - Essen!)
Womit entscheidest Du nun tatsächlich, was Du tust?
Gruß
Sibylle