Smoking Abendkleid zum König der Löwen?

Hallo Zusammen,
gestern haben sich ein paar Freunde verabredet gemeinsam zum Musical König der Löwen zu fahren. Etwas ratlos war ich mit der Äußerung, wir müssen dann im Smoking und Abendkleid erscheinen. Habe schon einige Musicals durch und bin etwas irritiert, o.k. natürlich nicht in Jeans und Sweatshirt, sondern feiner Anzug und Kostüm, also etwas eleganter, aber gleich in Abendgala?
Wer kann mir einen Erfahrungsbericht geben ? Bin für jeden Tipp dankbar, möchte ja nicht in Lumpen erscheinen :wink:
Liebe Grüße
:slight_smile: Caschmi

Hallo,

was steht denn auf den Karten?

Findet sich kein Hinweis auf den Dresscode, gilt bei Veranstaltungen nach 18 Uhr „Dunkler Anzug/Kurzes Kleid“. Damit machst Du also prinzipiell nichts falsch. Smoking und Robe sind etwas für Banketts (zum Beispiel Staatsdiners) und/oder Bälle.

Erfahrung speziell mit dieser Veranstaltung habe ich aber nicht.

War nur mein allgemeiner Senf :smile:

LG
Jana

Eher nicht
Hallo - ich habe mir „König der Löwen“ bereits 3 mal angeguckt und habe niemand mit Smoking dort gesehen. Das Ambiente ist zwar sehr festlich und würde das sicherlich rechtfertigen (eher noch als zum Beispiel bei „Mamma Mia“ oder auch „Tanz der Vampire“), aber man würde vielleicht doch sehr arg auffallen. Ein feiner Anzug ist sicherlich das Richtige. So sehr es auch missfällt: macht euch dennoch darauf gefasst, dass ihr eine Menge Menschen in Jeans und Pulli sehen werdet, besonders an den Nachmittagen. Die Abendvostellungen am Wochenende sind natürlich etwas gediegener.

Gruß,

Andreas

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Hi,

ein Musical für die breite Masse ist kein Staatsempfang und hat auch nichts mit der Eröffnung des Opernballs oder der Bayereuther Wagnerfestspiele zu tun!!! Dies ist leider ein Fehler, den die Deutschen gerne unterliegen. Da sind die Englänger und Amerikaner lockerer drauf!!

Normale, bequeme Freizeitkleidung ist daher mehr als angebracht!

Gruß
Falke

Hi,

ein Musical für die breite Masse ist kein Staatsempfang und
hat auch nichts mit der Eröffnung des Opernballs oder der
Bayereuther Wagnerfestspiele zu tun!!! Dies ist leider ein
Fehler, den die Deutschen gerne unterliegen. Da sind die
Englänger und Amerikaner lockerer drauf!!

Ja, so locker, dass zu spät kommen, zwischendurch aufs Klo rennen und Popcorn und andere Knistereien völlig normal sind. Es muss ja nicht gleich Abnedgaderobe sein, aber in den Theatern in London kommt man sich vor wie im Kino, das ist dann auch nicht so prickelnd…

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Hi,
ein Musical für die breite Masse ist kein Staatsempfang und
hat auch nichts mit der Eröffnung des Opernballs oder der
Bayereuther Wagnerfestspiele zu tun!!! Dies ist leider ein
Fehler, den die Deutschen gerne unterliegen. Da sind die
Englänger und Amerikaner lockerer drauf!!
Normale, bequeme Freizeitkleidung ist daher mehr als
angebracht!

Hallo Falke,

aus meiner Sicht spricht aus deiner Mail sehr deutlich der so oft und zu Recht bemängelte Werteverfall.

Dass ein Smoking overdressed ist, darüber muss man wohl nicht diskutieren, aber Freizeitkleidung, wie du es vorschlägst, ist das andere Extrem und sicherlich nicht das richtige für ein Musical. Es ist schließlich kein Besuch auf dem Jahrmarkt oder im Kino oder auf einem Rockkonzert, sondern eine hochwertige (auch alles andere als billige) Veranstaltung.

Ich rede hierbei nicht von „Little Shop of Horrors“ oder „Fifty Fifty“ oder von irgendwelchen Kleinkunst-Musicals, die wochenweise gastierend durch die Städte tingeln. Ich beziehe mich auf die großformatigen Musicals, „Das Phantom der Oper“, „Cats“, „Les Miserables“, „Tanz der Vampire“ oder „Der König der Löwen“.

Natürlich leben wir in einem freien Land, und meinetwegen kannst du auch nackt ins Musical gehen (ebenso, wie du Rotwein aus Tetrapacks trinken kannst), aber die Kleidung der Besucher sollte der Atmosphäre und dem Rahmen angmessen sein. Ausserdem drückt sie Höflichkeit, Respekt vor den Künstlern und die persönliche Wertschätzung der Veranstaltung aus.

Freizeitkleidung wertet sowohl die Veranstaltung in den Augen anderer ab als auch den Träger der Kleidung selbst.

Soweit meine Einstellung dazu - mich glücklich schätzend, eben *nicht* in Amerika ins Musical zu gehen, sondern in Hamburg, wo sich der Großteil der Gäste immer noch gepflegt zu kleiden weiß.

Andreas

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Hallo Andreas,

Ausserdem
drückt sie Höflichkeit, Respekt vor den Künstlern und die
persönliche Wertschätzung der Veranstaltung aus.

Ich werde lieber durch Aufmerksamkeit, Offenheit
und Enthusiasmus aus dem Publikum geschaetzt,
als durch Garderobe.
Meine Werte sind anscheinend anders als deine.
Verfallen sind meine deshalb aber noch lange nicht.

Gruesse
Elke

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Hallo Elke,

dein Einwand wirkt ja wie ein tolles Killerargument.

Aber die Frage, ob Aufmerksamkeit, Offenheit und Enthusiasmus wichtig sind, wurde hier gar nicht diskutiert, daher lenkt der Einwand in Wahrheit in eine völlig falsche Richtung. Ebenso, wie wenn ich gesagt hätte: „Ich spende lieber für die Flutopfer, statt ins Musical zu gehen“. Das mag schön und gut sein, tut aber hier überhaupt nichts zu Sache:

Hier ging es lediglich um die Frage, ob Smoking oder Freizeitkleidung angemessen seien.

Meine Position war, dass der generelle Verzicht auf vornehme Garderobe (wie im Eingangsposting der Diskussion vertreten) ein Zeichen für Werteverfall wäre, da eine angemessene Garderobe aus meiner Sicht einfach zum guten Ton gehört. Quasi eine Mindestvoraussetzung von Stil und Anstand.

(Dass man darüberhinaus nicht auch noch während der Veranstaltung telefonieren oder laut Gähnen sollte, ist davon gar nicht betroffen - das ist eine Selbstverständlichkeit. Aber auch wenn einem die Vorstellung wider erwarten nicht gefällt, und sie einen einfach nicht enthusiastisch werden lässt - so was soll es ja gaben - gebietet es dennoch die Höflichkeit und der Anstand, sich angemessen zu kleiden.)

Gruß,

Andreas

Hallo Andreas,
Ich werde lieber durch Aufmerksamkeit, Offenheit
und Enthusiasmus aus dem Publikum geschaetzt,
als durch Garderobe.
Meine Werte sind anscheinend anders als deine.
Verfallen sind meine deshalb aber noch lange nicht.

Gruesse
Elke

Hallo Andreas,

Aber die Frage, ob Aufmerksamkeit, Offenheit und Enthusiasmus
wichtig sind, wurde hier gar nicht diskutiert, daher lenkt der
Einwand in Wahrheit in eine völlig falsche Richtung.

Meine Erfahrung mit Publikum ist aber eher je weniger
Garderobe, desto mehr Enthusiasmus fuer’s Programm.

Hier ging es lediglich um die Frage, ob Smoking oder
Freizeitkleidung angemessen seien.

Ich glaube an das Theater ‚fuer das Volk‘, so wie
es zu Shakespeares Zeiten ueblich war und bei Moliere
(nur als Beispiel). Ich glaube an ein lebendiges Theater,
in dem man unterhalten wird und vielleicht was lernt
und vielleicht weint und viel lacht und viel denkt.

Meine Position war, dass der generelle Verzicht auf vornehme
Garderobe (wie im Eingangsposting der Diskussion vertreten)
ein Zeichen für Werteverfall wäre, da eine angemessene
Garderobe aus meiner Sicht einfach zum guten Ton gehört.

Und eben das finde ich spiessig und als sowas von unwichtig,
was gutes Theater betrifft.

Quasi
eine Mindestvoraussetzung von Stil und Anstand.

Fuer mich ist Mindestvoraussetzung ein offenes Gehirn.

(Dass man darüberhinaus nicht auch noch während der
Veranstaltung telefonieren oder laut Gähnen sollte, ist davon
gar nicht betroffen - das ist eine Selbstverständlichkeit.

DAVON hab ich doch aber gar nicht geredet.
Mir ist ein „dinner theatre“ mit essenden, redenden,
lachenden, sich amuesierenden Zuschauern noch immer lieber,
als ein in Staerke und Seide erstarrtes Publikum, das
erstmal zum Sehen werden ins Theater kommt.

Aber auch wenn einem die Vorstellung wider erwarten nicht
gefällt, und sie einen einfach nicht enthusiastisch werden
lässt - so was soll es ja gaben - gebietet es dennoch die
Höflichkeit und der Anstand, sich angemessen zu kleiden.)

Was ist angemessen?
Das ist die Frage.
Erzaehl mir doch nicht, dass die Leute sich fuers Theater
aufbrezeln, weil sie den Theatermachern Hoeflichkeit erweisen
wollen. Man zieht sich ‚anders‘ an, weil es ein „Event“ ist,
weil man gesehen wird und sehen will (Publikum unter sich) und
weil man den Theaterabend von anderen Abenden absetzen will.
Soweit halte ich das ja fuer legitim und kommt wie ihr wollt
ins Theater!

Aber die Einstellung, dass ‚angemessene Garderobe‘ zum Theater-
abend gehoert, macht das Theater zu der Eliteeinrichtung,
die es leider geworden ist — mir waer ein Theater, das Teil
des taeglichen Lebens ist, viel viel lieber (und im uebrigen
viel naeher an den alten Werten!)

Gruesse
Elke

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Hallo Eklastic,

ich habe das Gefühl, wir reden um der Dikussion Willen aneinander vorbei. Wenn du von einem „in Stärke und Seide erstarrten Publikum“ redest, dann ist dass schön bildlich, und dialektisch ein Punkt für dich (oh! ah! nein, das wollen wir natürlich nicht!), aber es doch auch sehr polemisch. Denn davon hat keiner gesprochen. Du übersteigerst die Sachlage. Ich selbst habe von Anfang an gesagt, dass ein Smoking sicherlich fehl am Platze wäre.

Meine Erfahrung mit Publikum ist aber eher je weniger
Garderobe, desto mehr Enthusiasmus fuer’s Programm.

Dass es ein direktes Urache-Wirkung-Verhältnis zwischen Kleidung und Begeisterung gibt, halte ich für eine gewagte These. Für ein schlechtes Stück wirst du Leute nicht begeistern können, nur, indem du ihnen erlaubst in Jeans und Pulli zu kommen. Die Hamburger Kampnagel kann sicherlich ein Lied davon singen. Entweder die Leute sind begeistert oder nicht und gehen. Anzug und Pulli hin oder her.
Dein Argument ließe sich sogar herumdrehen: je mehr „casual“ die Zuschauer gekleidet sind, umso eher werden sie sich auch „casual“ verhalten und hinflegeln, und Popcorn essen, und dazwischen quatschen, etc. Gepflegtere Garderobe könnte mitunter für gepflegteres Benehmen sorgen.
Aber all das sind bloße Spekulationen. Von deiner wie von meiner Seite.

Ich glaube an das Theater ‚fuer das Volk‘, so wie
es zu Shakespeares Zeiten ueblich war und bei Moliere
(nur als Beispiel). Ich glaube an ein lebendiges Theater,
in dem man unterhalten wird und vielleicht was lernt
und vielleicht weint und viel lacht und viel denkt.

Deine Idealismus in allen Ehren: Dann reden wir aber nicht über König der Löwen. Auch nicht über Les Miserables oder Das Phantom der Oper. Aber darum ging es. Eben nicht um Volkstheater oder um literarisches Theater, sondern um die ganz großen Musical-Produktionen. Und die sind - wie du schon sagt - als Gala-„Event“ ausgelegt und zu verstehen.

Meine Position war, dass der generelle Verzicht auf vornehme
Garderobe (wie im Eingangsposting der Diskussion vertreten)
ein Zeichen für Werteverfall wäre, da eine angemessene
Garderobe aus meiner Sicht einfach zum guten Ton gehört.

Und eben das finde ich spiessig und als sowas von unwichtig,
was gutes Theater betrifft.

Was du persönlich für unwichtig oder spießig hältst ist nicht Gegenstand der Diskussion. Ich finde vielleicht auch schöner, mit den Fingern zu essen, und mir ist es vielleicht auch egal, einen Wein aus einem Kaffeepot zu trinken. Dennoch gibt es gewisse gesellschaftliche Richtlinien, Konventionen, Werte, Anstand, Stil, nenn’ es wie du magst.

Quasi
eine Mindestvoraussetzung von Stil und Anstand.

Fuer mich ist Mindestvoraussetzung ein offenes Gehirn.

Absolut. Sonst könnte man sich die Vorstellung ja auch sparen.

Aber die Einstellung, dass ‚angemessene Garderobe‘ zum
Theaterabend gehoert, macht das Theater zu der Eliteeinrichtung,

Seit wann ist ein Anzug, ein Hemd oder ein Schlips eine Elitekriterium?
Manch eine Jeans von Armani ist doch teurer. Das ist doch nun wirklich Quatsch. Es verlang ja keiner einen Smoking.

die es leider geworden ist — mir waer ein Theater, das Teil
des taeglichen Lebens ist, viel viel lieber (und im uebrigen
viel naeher an den alten Werten!)

Wie oben erwähnt: du polarisiert, in dem du ein Bild malst, um das es hier gar nicht geht: nämlich das eines intelligenten, kritischen Theaters, das für den „einfachen Mann“ gemacht ist, in das aber nur die Schönen und Reichen aufgrund ihrer exklusiven Garderobe hineingehen dürfen, eigentlich gar nichts davon verstehen, sondern nur ihre Klunker zur Schau tragen wollen.

Hier geht es aber um Musicals. Und zwar nicht die kleinen, aufstrebenden Musicals mit 200 Sitzplätzen, sondern um übergroß aufgezogene Gala-Entertainment-Shows, deren Eintritt teuer genug ist, dass man sich drei Hemden davon kaufen könnte. Hier geht es nicht um Kunst oder Literatur, sondern um großformatige Unterhaltung, um einen glamourösen Abend, auf den manch einer das ganze Jahr spart und sich das ganze Jahr drauf freut. Dies abzuwerten, indem man dort in Freizeitkleidung hingeht, halte ich nach wie vor für unangemessen und auch den anderen Gästen gegenüber für respektlos.
Es ist meiner Meinung nach eine Frage des Taktgefühls, des Respekts und der Anerkennung, dort ebenfalls einigermaßen gepflegt zu erscheinen. Und nochmal: das bedeutet natürlich *nicht* „in Stärke und Seide“ zu erstarren.

Vielleicht liegt die Ursache für deine Position auch darin begründet, dass du der Kommerzialität dieser Veranstaltungen nichts abgewinnen kannst, dich ärgerst, dass man darüber so ein Trubel macht, dass aber die wirklich wichigen, kleineren Stücke nicht das richtige (oder gar kein?) Publikum bekommen. Vielleicht geht es dir hier um eine Non-Konformität um des Protestes Willen, ein Aufbegehres gegen das Spießertum der von dir für intellektuell minderbemittelt befundenen Oberschicht? Reine Spekulation meinerseits, vielleicht völlig falsch.

Was auch immer deine persönliche Einstellung dazu sein mag, so geht es doch darum, ob eine elegante, gepflegte Garderobe für eine Abendveranstaltung angemessen ist. Wir stimmen wohl darin überein, dass „man sich gepflegt“ kleidet. Diesen Status Quo kritisierst du ja. Offenbar ist es also ein „Wert“ (im Sinne von „Normverhalten“), und wenn nun Stimmen sagen, das sei nicht nötig, und dieses Verhalten ablehnen, dann ist das - ganz sachlich -, ein „Werteverfall“.

Alles andere ist unsere Meinung.

Gruß,

Andreas

Hallo, Elke,
Deine Ansicht ist mir sympathisch und ich kann mir vorstellen, dass dem Darsteller die Kleidung seines Publikums herzlich egal ist, jedoch umsomehr die Aufnahme der Performance am Herzen liegt.

Andererseits ist für mich als äußerst spärlichem Theatergänger dieser Abend ein besonderes Ereignis, ein Fest zu dem ich mich angemessen kleiden werde. (Schließlich möchte ich eventuell anschließend noch vielleicht essen gehen und zwar - dem Abend angemessen nicht gerade bei den „Golden Arches“.)

Natürlich sehe ich für einen Musicalabend den Smoking für overdressed an. Genauso aber ist wohl auch die Fetzenjeans und der ausgebeulte, verwaschene Pullover dem Ereignis nicht angemessen. Irgendwo dazwischen also sollte es sein.

Gehe ich im Smoking in Begleitung einer Großen Abendrobe, mache ich damit deutlich, dass ich und meine Begleiterin die eigentlichen Hauptdarsteller des Abends sind, das Volk auf der Bühne ist dann nur noch der Backdrop vor dem ich mich in Szene setze.

Aber der Theaterabend sollte eben auch nicht nur ein Abend wie jeder andere sein, den ich im Segeltuch-Freizeitanzug vor der Glotze verbringe.

Grüße
Eckard

Hallo Andreas,

ich habe das Gefühl, wir reden um der Dikussion Willen
aneinander vorbei.

Nein.

Wenn du von einem „in Stärke und Seide
erstarrten Publikum“ redest, dann ist dass schön bildlich, und
dialektisch ein Punkt für dich (oh! ah! nein, das wollen wir
natürlich nicht!), aber es doch auch sehr polemisch.

Zugegeben.

Meine Erfahrung mit Publikum ist aber eher je weniger
Garderobe, desto mehr Enthusiasmus fuer’s Programm.

Dass es ein direktes Urache-Wirkung-Verhältnis zwischen
Kleidung und Begeisterung gibt, halte ich für eine gewagte
These.

Das sind meine Erfahrungswerte.

Für ein schlechtes Stück wirst du Leute nicht
begeistern können, nur, indem du ihnen erlaubst in Jeans und
Pulli zu kommen.

Nein. Aber ich habe schon fein gekleidetes Publikum
in schlechten Stuecken erlebt, dass entweder gar nciht
merkte, dass das Stueck schlecht war, oder das es nicht
zulassen wollte, dass das Stueck schlecht war (weil man
sich dann fuer was Schlechtes rausgeputzt haette).

Dein Argument ließe sich sogar herumdrehen: je mehr „casual“
die Zuschauer gekleidet sind, umso eher werden sie sich auch
„casual“ verhalten und hinflegeln, und Popcorn essen, und
dazwischen quatschen, etc. Gepflegtere Garderobe könnte
mitunter für gepflegteres Benehmen sorgen.

Will ich als Theatermacher gepflegtes Benehmen?

Aber all das sind bloße Spekulationen. Von deiner wie von
meiner Seite.

Nein, es kommt eben auch Erfahrung dazu. Und wenn man
auf der Buehne steht, hat man oefter Gelegenheit ueber’s
Publikum nachzudenken, wie wenn man unten sitzt. Einfach
weil man jeden Abend im Theater ist.

Deine Idealismus in allen Ehren: Dann reden wir aber nicht
über König der Löwen. Auch nicht über Les Miserables oder Das
Phantom der Oper. Aber darum ging es. Eben nicht um
Volkstheater oder um literarisches Theater, sondern um die
ganz großen Musical-Produktionen. Und die sind - wie du schon
sagt - als Gala-„Event“ ausgelegt und zu verstehen.

Eben. Event. Und Gala. Man kann fast den Verdacht haben,
dass das wichtiger ist als das, was auf der Buehne statt-
findet. Aber um nicht noch mehr Polemik reinzubringen:
die Ausgangsfrage war auf Koenig der Loewen ausgerichtet,
stimmt, aber die Antwort, die dann kam, klang eher allgemein.

Meine Position war, dass der generelle Verzicht auf vornehme
Garderobe (wie im Eingangsposting der Diskussion vertreten)
ein Zeichen für Werteverfall wäre, da eine angemessene
Garderobe aus meiner Sicht einfach zum guten Ton gehört.

Und meine Position ist,dass dieser Werteverfall eine
Illusion ist, weil er von einem - fuer mich - falschen
Theaterbild ausgeht.

Was du persönlich für unwichtig oder spießig hältst ist nicht
Gegenstand der Diskussion.

Nicht? ich dachte schon. Meinung darf man haben.

Dennoch gibt es
gewisse gesellschaftliche Richtlinien, Konventionen, Werte,
Anstand, Stil, nenn’ es wie du magst.

Du wirfst mir dazu viel durcheinander: Konventionen ja (gerade
im Theater spielt man gern mit ihnen, auf der Buehne -warum nicht
vor der Buehne?); Stil - nun ja, aber Stil kann man nicht
vorschreiben; gesellschaftliche Richtlinien – auch die werden
im Theater oft in Frage gestellt; Anstand - ?? ich beleidige
niemanden, wenn ich in Jeans ins Theater gehe, oder?

Aber die Einstellung, dass ‚angemessene Garderobe‘ zum
Theaterabend gehoert, macht das Theater zu der Eliteeinrichtung,

Seit wann ist ein Anzug, ein Hemd oder ein Schlips eine
Elitekriterium?

Es kommt auf die Gesellschaft an.

Manch eine Jeans von Armani ist doch teurer. Das ist doch nun
wirklich Quatsch. Es verlang ja keiner einen Smoking.

WAs hat es mit teuer zu tun?
Es hat damit zu tun, dass Theater etwas Selbstverstaendliches
sein soll, nichts, wo man in Ehrfurcht erstarrt, gerade
da sitzt und leise hustet, damit man kein Woertchen verpasst.
Zu Shakespeares Zeiten wurde waehrend dem Theater gegessen,
getrunken, wenn nicht gehurt,dann wenigstens die Vorbedingungen
dafuer geschaffen, man ging nicht einmal im Monat im Abonnement
C ins Theater sondern vielleicht dreimal in der Woche (auf den
billigen Plaetzen) und deshalb machte es auch nichts, wenn man
mal einen Aurtritt verpasste, man sah sich das Stueck einfach
oefter an.

Wie oben erwähnt: du polarisiert, in dem du ein Bild malst, um
das es hier gar nicht geht: nämlich das eines intelligenten,
kritischen Theaters, das für den „einfachen Mann“ gemacht ist,
in das aber nur die Schönen und Reichen aufgrund ihrer
exklusiven Garderobe hineingehen dürfen, eigentlich gar nichts
davon verstehen, sondern nur ihre Klunker zur Schau tragen
wollen.

Das das Theater oft nicht fuer die einfachen Leute gemacht
ist, weiss ich wohl. Schade ist das. Aber ich habe es
schon anders erlebt, und es ist 100mal aufregender.

Hier geht es aber um Musicals. Und zwar nicht die kleinen,
aufstrebenden Musicals mit 200 Sitzplätzen, sondern um
übergroß aufgezogene Gala-Entertainment-Shows, deren Eintritt
teuer genug ist, dass man sich drei Hemden davon kaufen
könnte.

Eben. Elite.

Hier geht es nicht um Kunst oder Literatur, sondern um
großformatige Unterhaltung, um einen glamourösen Abend, auf
den manch einer das ganze Jahr spart und sich das ganze Jahr
drauf freut. Dies abzuwerten, indem man dort in
Freizeitkleidung hingeht, halte ich nach wie vor für
unangemessen und auch den anderen Gästen gegenüber für
respektlos.
Es ist meiner Meinung nach eine Frage des Taktgefühls, des
Respekts und der Anerkennung, dort ebenfalls einigermaßen
gepflegt zu erscheinen. Und nochmal: das bedeutet natürlich
*nicht* „in Stärke und Seide“ zu erstarren.

Nein. Aber es beweist ja nur, was ich sage: das sich-selbst-
in-Szene-setzen ist bei vielen wichtiger, als das, was auf der Buehne
geschieht.

Vielleicht liegt die Ursache für deine Position auch darin
begründet, dass du der Kommerzialität dieser Veranstaltungen
nichts abgewinnen kannst, dich ärgerst, dass man darüber so
ein Trubel macht, dass aber die wirklich wichigen, kleineren
Stücke nicht das richtige (oder gar kein?) Publikum bekommen.

Du unterstellst mir Neid. Der ist Fehl am Platz.
Es ist eher umgekehrt, dass es mir Leid tut, dass heute
so wenig Leute noch wissen, wie toll Theater sein kann.

Vielleicht geht es dir hier um eine Non-Konformität um des
Protestes Willen, ein Aufbegehres gegen das Spießertum der von
dir für intellektuell minderbemittelt befundenen Oberschicht?

Wo hab ich das denn behauptet? Wenn sich jemand elitaer gibt,
heisst das doch noch lange nicht , dass er zur Oberschicht
gehoert (kann, aber muss nicht!)

Was auch immer deine persönliche Einstellung dazu sein mag, so
geht es doch darum, ob eine elegante, gepflegte Garderobe für
eine Abendveranstaltung angemessen ist. Wir stimmen wohl darin
überein, dass „man sich gepflegt“ kleidet. Diesen Status Quo
kritisierst du ja. Offenbar ist es also ein „Wert“ (im Sinne
von „Normverhalten“), und wenn nun Stimmen sagen, das sei
nicht nötig, und dieses Verhalten ablehnen, dann ist das -
ganz sachlich -, ein „Werteverfall“.

Nochmal nein. Wenn ueberhaupt verfaellt 1 Wert. Dafuer werden
andere Werte hochgehalten. Solche die ich ungleich hoeher
schaetze.

Gruesse
Elke

Hallo,

auch ich finde es mittlerweile angenehmer in Deutschland ins Theater zu gehen, als zum Beispiel in London. Wobei ich dennoch ein gepflegtes Freizeitoutfit generell passender finde als zum Beispiel ein Anzug.
Ich möchte mich nicht auch noch Abends in meine Berufskleidung schmeißen müssen, die zudem für das lange Sitzen unbequem ist.
Leider suggerienen die Kartenpreise für den „König der Löwen“, dass man am besten noch mit der Kutsche vorfahren sollte.

Da es hier mehrfach angeklungen ist. Zum Londoner Publikum kann ich mittlerweile nur sagen: „Shame on You!“. Wenn wärend „Stars“ in „Les Misérables“ die Nüsse hinter einem ausgepackt werden, in „Mamma Mia“ die Plastiktüten knistern, in „Bombay Dreams“ Wein neben einem getrunken wird (übler Geruch!!) und im „Lion King“ Chips während der Vorstellung gegessen werden, dann kann man auch im Jutesack im Theater erscheinen. Geniesen kann man so einen Abend dann sowieso nicht mehr.

Statement: Ich schlage vor, so ins Theater zu gehen, wie man sich wohlfühlt und dabei nicht aus dem Rahmen fällt.

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Hi allendorf,

Statement: Ich schlage vor, so ins Theater zu gehen, wie man
sich wohlfühlt und dabei nicht aus dem Rahmen fällt.

Das kann ich voll unterschreiben.
Nur: was hat schlechtes Benehmen mit lockerer Kleidung zu tun?
Das klingt bei dir und klingt bei meinem vorigen Gespraechs-
partner an. Und dem kann ich nicht zustimmen.

Schoene Gruesse
Elke

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Hallo,
keine Jeans mit Sweatshirt??? Also ich war in dem Musical schon und muss sagen, man kann da durchaus in Jeans und sweatshirt auflaufen. wenn man da in Galaklamotten ankommt fühlt man sich wahrscheinlich reichlich fehl am Platz…
Also such dir ne nette hose plus bequemes oberteil, lass das abendkleid im schrank…
Fynn

Hallo Elke,

das ist die Thematik etwas verrutscht. Die Kleidung hat keinesfalls etwas mit dem Benehmen zu tun.
Es saßen schon „Damen“ im Abendkleid hinter mir, die sich wärend der Vorstellung über die tollen Opernhäuser unterhalten haben, in denen sie schon waren.
Diese Situation lasse ich ab diesem Punkt unkommentiert…

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