Das mit den finanziellen Möglichkeiten ist genauso ein Ammenmärchen, welches von Leuten verbreitet wird, die einfach keinerlei Grundkenntnisse zum Thema Kochen und Haushaltsführung haben, wie jenes der Zeit, welches von Leuten verbreitet wird, die jeglichen noch so kleinen Aufwand scheuen, etwas Anständiges auf den Tisch zu bringen!
Natürlich muss man bei beschränktem Budget anders vorgehen, als wenn man sich um die Finanzen keine Sorgen machen muss. Aber wenn ich in den Supermarkt für den gehobenen Anspruch gehe, ein Suppenbund, etwas Suppenfleisch und eine Packung Nudeln kaufe, dann reden wir hier von Peanuts, vollkommen egal, ob ich das „Luxus“-Bund in der 1A-Qualität und etwas mehr frisches Suppenfleisch ohne Beachtung von Sonderangeboten kaufe, und bei den Nudeln zur italienischen Markenware greife, oder ob jemand mit weniger Geld das schon etwas welke Bund und TK-Hühnerklein, … im Discounter mitnimmt.
Komischerweise steht bei uns (2*40+ Jobs und zwei Kinder) alle paar Tage ein Topf auf dem Herd, in dem sich so ganz nebenbei eine Brühe entwickelt, die dann ohne jeglichen Chemiezusatz eine 1A Basis für eine einfache Suppe, wie auch für eine aufwändige Sauce ist, und pro Portion Centbeträge kostet, während ich gerade auch hier ständig von offensichtlich deutlich weniger beschäftigen Menschen lese, dass sie ja hierfür weder Zeit noch Geld hätten. BTW: In den simmernden Topf kommen dann auch noch alle aktuell anfallenden Gemüse- und Fleischabschnitte sowie Knochen rein. Und selbst nach einem Abend „Puhlekrabben“ werden bei uns noch die Schalen kurz angeröstet, und dann aufgegossen.
Bei uns gibt es auch regelmäßig die „cheap cuts“ vom Fleisch. Nicht, weil wir sparen müssten, sondern weil man daraus so tolle Sachen machen kann. Eigenartig allerdings, dass inzwischen ein Großteil dieser Dinge - gerade beim Geflügel - inzwischen in den Export nach Afrika geht, weil es hier bei uns nicht verkaufbar ist. Dabei ist so ein Sack Hühnerflügel eine bei den Kindern sehr beliebte Geschichte.
Wir gönnen uns auch den „Luxus“ jedes Jahr hochpreisige, vorgezogene Bio-Küchenkräuter und Gemüsepflanzen auf die Terrasse zu pflanzen und dann zu genießen. Mit weniger Geld geht das auch aus Samen auf der Fensterbank oder Balkon im Wohnblock. Das ist Frischware ohne Chemie fast für umme!
Der Jäger meines Vertrauens schenkt mir regelmäßig die nicht so wertvollen Stücke und Innereien, weil er die sonst gar nicht los wird. Wir machen uns den Spaß, die dann noch mal eben schnell zu einem Gulasch oder ein paar Würsten, … zu verarbeiten. "Luxusessen"nahezu umsonst!
Ich geniere mich auch nicht, mich im Supermarkt ordentlich dort zu bedienen, wo es die Ware kurz vor Ablaufdatum gibt, an der nichts dran ist, was einer normalen Verarbeitung im Wege stehen würde, weil ich einfach etwas dagegen habe, dass Lebensmittel unnötigerweise in die Tonne wandern. Nur komisch, wie lange da oft spottbillige Ware rum liegt, die außer mir offenbar kaum jemand haben will. Von dem neulich für 50 Cent mitgenommenen Kilo Couscous kann man eine Familie eine ganze Woche mit einer leckeren Sättigungsbeilage versorgen. Wasser kochen, Salz und Couscous rein, zehn Minuten warten, ist jetzt keine Kochkunst, die einer jahrelangen Ausbildung bedürfte, oder einen durchschnittlichen Leistungsempfänger zeitlich über Gebühr beanspruchen würde. Die paar weiteren Pakete lagen da noch zwei Wochen rum.
Ich schaffe es auch irgendwie immer - egal wie voll ein Tag so ist - Sohnemann noch ein kleines Mittagessen auf den Tisch zu zaubern, was selten mehr als 20 Minuten braucht, und zwar ohne überwiegenden Einsatz von Fertigprodukten! Natürlich gibt es auch mal eine TK-Pizza (Wochen her), oder bringe ich mal etwas Fertiges von unterwegs mit (ebenfalls Wochen her), oder setzte teilweise Convenience-Produkte wie fertige Maultaschen oder Tortellini ein. Aber normalerweise gibt es geschickt aufbereitete Reste der letzten Tage, arbeite ich mit Dingen, die wir selbst am Wochenende hierfür vorbereitet haben (ein einfacher Eintopf ist in zehn Minuten angesetzt), oder koche tatsächlich ganz frisch. Ein paar Nudeln, ein wenig blanchiertes Gemüse, ein kleiner Fleischanteil, etwas Sauce geht mit etwas Übung problemlos deutlich unter einer halben Stunde ohne Mikrowelle, Thermomix und Co., einfach mit einem Herd ein paar Töpfen, Messern und Schneidbrettern. Bei mir sicher alles hochwertiger als die Dinge, die man sich im Leistungsbezug leisten kann, aber auch mit solchen Dingen durchaus in vergleichbarer Zeit zu schaffen.
Und nein, ich schreibe nicht aus der Perspektive desjenigen, dem immer nur die gebratenen Tauben in den Mund geflogen sind. Ich habe damals die volle Zivizeit auskosten dürfen, und habe jeden zweiten Abend mit einem sehr geringen Budget (da gab es „Unregelmäßigkeiten“) ein Wohnheim bekocht. Ich möchte nicht in die Zeiten zurück, als ich mit einem halben Suppenhuhn und B-Ware aus der Dose Frikassee für 30 Leute kochen musste. Aber ich habe immer alle satt bekommen, ohne übermäßig auf den ganzen Chemiemist zurück zu greifen.