Guten Tag.
es gibt eine kostenpflichtige Software im internet. ich möchte
die gleiche software entwicklen. meine Frage ist: wie ähnlich
darf meine software der kostenpflichten software sein??
Das sind so die Dinge, aus denen Rechtsanwälte ihre Mehrfachkinne beziehen
Ich würde, ohne Fachanwalt zu sein, vermuten, dass die Funktionalität zweier Programme nahezu keine Rolle spielt (es sei denn, dass patentierte oder anderweitig geschützte Verfahren ins Spiel kommen) - sonst gäbe es bedeutend weniger Versionen von allem. Entscheidend dürfte das Look & Feel, also die Anmutung, sein.
Selbstverständlich ist wohl, dass das Programm SamiBLUBB nicht den Anschein erwecken darf, WinzigweichBLUBB® zu sein. Kopiert man die Benutzeroberfläche einer existierenden Software 1:1, inklusive der Menüleisten, wird wohl der Verdacht naheliegen, dass da jemand vom Erfolg eines Anderen profitieren will.
Andererseits haben sich bestimmte Standards durchgesetzt, die eine Software einhalten sollte, wenn sie überhaupt Marktchancen haben will. Dazu gehören Dinge wie [F1]=Hilfe, [STRG C]=Copy … wer derlei nicht einhält, hat zwar ein Alleinstellungsmerkmal, das bezieht sich dann aber auch auf seinen Verkäufer
Nun ist die mögliche Funktionalität einer Software auch durchaus begrenzt: Willst du bspw. eine Textverarbeitung auf den Markt werfen, so sind die grundlegenden Dinge, die deine Applikation beherrschen muss, exakt die gleichen wie bei allen(?) anderen auf dem Markt - sprich, ein Unterscheidungs-/Alleinstellungsmerkmal in diesem Bereich schadet deinen Marktchancen.
Um einigermaßen vor Überraschungen sicher zu sein, solltest du in der Lage sein, jederzeit deine Alleinstellungsmerkmale - funktional, optisch, haptisch, technisch - definieren zu können. Könntest du bspw. für deine hypothetische Textverarbeitung nachweisen, dass diese mit Hilfe eines ganz doll raffinierten Suchalgorithmus’ in der Lage ist, aus jeweils zwei Buchstaben pro Wort das Gemeinte herauszufiltern und dem Benutzer so 80% der Tipperei einzusparen, so wäre die Frage nach dem Look & Feel nicht mehr ganz so wichtig. In dem Fall definiert sich deine Software aus der geistigen Schöpfungshöhe. Für Dinge, die sich schon in Hunderten von Versionen herumtreiben, ist es natürlich nicht ganz leicht, eine solche Schöpfungshöhe zu erreichen.
Praktischeres Beispiel: Warenwirtschafts- und Abrechnungssysteme gibt es in Hunderten von Varianten - individuelle Lösungen genauso wie Free- oder Shareware oder integrierte Software in allen Größen, Formen und Farben. Dennoch gibt es noch viele Spezialfälle der Anwendung, die kein marktübliches System abdecken kann; bestenfalls wird verschämt vor sich hin emuliert (Bsp.: tagesgenaue Abrechnung von Metallzuschlägen für Baumaterialien [Klempnerhandwerk u.a.]: erfordert bei den marktgängigen Systemen erhebliche Anpassungen bzw. Tricks). Schaffst du bei so einem Problem Abhilfe, dann wird die geistige Eigenleistung als entscheidendes Unterscheidungsmerkmal grundsätzlich ausreichend sein - immer vorausgesetzt, du behauptest nicht, IBM oder Siemens oder wer auch immer zu sein.
GEK