Hallo!
Erst am Freitag war ein Video im Internet aufgetaucht, in dem er den Deutschen mit einem „bösen Erwachen“ drohte, sollten sich die Wähler bei der Bundestagswahl in einer Woche nicht für einen Politikwechsel entscheiden … Die deutschen Sicherheitsbehörden wollen mit den verstärkten Kontrollen der Bundespolizei und den anderen Sicherheitsvorkehrungen auf jeden Fall eine ähnliche Entwicklung wie seinerzeit in Spanien verhindern. In Madrid hatten Islamisten vor fünf Jahren kurz vor der Parlamentswahl verheerende Anschläge auf vier Pendlerzüge verübt und 191 Menschen getötet. Sie wollten damit den Abzug der spanischen Truppen aus dem Irak erzwingen. Die Islamisten hatten gedroht, wenn die Spanier nicht aus dem Irak abzögen, würde ihr Land „im Blut versinken“.
Nach den Anschlägen auf die Züge wählten die Spanier die konservative Regierung ab …
http://www.welt.de/politik/deutschland/article457446…
Ich frage mich, wie man damit grundsätzlich umgehen soll.
Ist es nicht eine totale Verleugnung der Realität, immer noch das internationale Geschehen -wie im 19. und 20. Jahrhundert- als ein Geschehen zwischen Staaten zu sehen, und solche „Terrordrohungen“ tapfer aber hilflos unter die Rubrik „Verbrechen“ einzuordnen?
Muss man nicht allmählich anerkennen, dass kriegerische Auseinandersetzungen zunehmend nicht nur zwischen Staaten geführt werden, sondern auch durch global agierende NGOs (non-governmental organizations), wie eben auch der al-Quaida, gegen Staaten und Staatenverbünde?
Muss man nicht allmählich eine Art „diplomatischer Beziehung“ zur al-Quaida aufbauen, zumindest einen kontinuierlichen kommunikativen Austausch? (Letztlich hat die al-Quaida ja schon damit begonnen. Besonders in diesem dritten Video tritt Bekkay Harrach ja ganz offensichtlich wie eine Art Deutschland-Botschafter der al-Quaida auf).
Muss man nicht beginnen, solche Drohungen genauso ernst zu nehmen, als würde uns ein Staat androhen, in den Afghanistan-Krieg einzugreifen, wenn wir den Krieg weiter fortführen?
Muss man nicht ohne jeden Zynismus -aber auch ohne Illusionen- sagen, dass es ‚legitim‘ ist von der al-Quaida den Krieg, den wir in den Nahen Osten trugen, nach Deutschland zu tragen. In dem Sinne wie das bei einem Staat als Kriegsgegner selbstverständlich wäre?
Muss man nicht sagen, dass wir, die wir uns für den Krieg in Afghanistan entscheiden, uns halt eben dadurch auch für Krieg/Anschläge in Deutschland entscheiden, dass wir also die volle Verantwortung dafür übernehmen müssen - anstatt sie nur als „Verbrechen irgendwelcher Irrer“ darzustellen, die wir erleiden müssen als wären sie Naturkatastrophen?
Sollten wir unsere Wahlentscheidung davon beeinflussen lassen - wie wir es wohl durchaus eher täten, wenn ein Staat uns mit Kriegseintritt droht, falls wir den Krieg in Afghanistan nicht beenden?
Ich will jetzt gar nicht jede einzelne Frage beantwortet haben, sondern eher die, ob es der richtige Umgang mit solchen sehr konkreten und nicht unrealistischen Terrordrohungen (siehe Spanien) ist, das einfach nur in Richtung Terror- bzw. Verbrechensbekämpfung wegzudrängen anstatt als Faktor in die Entscheidung über die Fortsetzungen unseres Kriegseinsatzes in Afghanistan einfließen zu lassen.
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