Hallo Volker,
Wenn ich die Tagesschau sehe, dann lese ich nicht nach, ob das
was die dort sagen auch richtig ist.
Es war nicht falsch, es war nur (zu) kurz. Er bezieht ja die
hohen Beträge. Nur fehlte die Information, dass er den größten
Teil wieder abgibt.
genau so. Genau so ist das aber eine Fehlinformation. Eine Fehlinformation, die aus einem jovialen Gewerkschaftsfunktionär einen geldgierigen, machtgeilen Karrieristen macht.
Die Tagesschau ist eine Nachrichten- und keine
Hintergrundsendung. Überhaupt gibt es davon ziemlich wenige
und meiner bescheidenen Meinung nach sind Fernsehen und Radio
für Hintergrund und Analyse auch recht ungeeignete Medien. Sie
haben begrenzte Sendezeit, wodurch Dinge wegfallen, mitunter
auch zentrale Dinge, wie die Abschöpfungsregeln der
Gewerkschaften.
Das ist nicht Dein Ernst. Die Tagesschau hat wider besseres Wissen behauptet, Bsirske würde sich danke seiner Position in der Gewerkschaft €120 000 pa in die eigene Tasche stecken. Das ist keine unvollständige Nachricht aus Zeitmangel, das ist Hetze gegen die Gewerkschaften.
Außerdem rauschen die informationen beständig
am nutzer vorbei, so dass das Rekapitulieren komplizierter
sachverhalte schwierig wird. Geschriebene Medien haben die
Möglichkeiten, stärker in die Tiefe zu gehen.
Daß man das an anderer
Stelle nachlesen kann, rettet die Glaubwürdigkeit der
Nachrichten in den ÖR-Medien auch nicht.
Das nicht. Aber es ging hier um Medien allgemein. Wie
geschrieben: Öffentlich-rechtliche Medien sind elektronische
Medien. Mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich
bringt. „Bist du noch so fleißig, du hast nie mehr als
einsdreißig.“
Die zahl war so, wie sie genannt wurde irreführend. Ganz oder gar nicht. So war das Hetze und hatte mit objektiver Berichterstattung nichts zu tun. Den Eindruck hatte ich an anderer Stelle schon öfter, nur ist das das einzige deutliche Beispiel, an dem ich die Tendenz belegen kann.
Die Journalisten in den ÖR-Sendern sind ja so ziemlich die
Einzigen, die nicht von Parteien Gewerkschaften oder
Unternehmern abhängig sind. Offensichtlich sind aber auch
deren Berichte nicht ganz objektiv.
Natürlich stehen die Kollegen bei der Tagesschau auch
persönlich bestimmten politischen Gruppen nahe. Das tut jeder.
Die öffentlich-rechtlichen Sender sind als Institutionen so
ausgelegt, dass sich die einzelnen Gesellschaftsgruppen in
ihren Leitungskommissionen gegenseitig ausgleichen (sollen).
Aber die einzelnen Mitarbeiter sind noch einmal etwas anderes.
Ich glaube aber nicht, dass es sich im geschilderten Fall um
eine absichtliche Einflussnahme handelt, sondern wie
geschrieben lediglich um eine Verkürzung.
Ich halte das für eine bewusste Hetze. An Zufälle, Pannen an so zentraler Stelle glaube ich nicht.
Davon abgesehen ist niemand ganz und gar objektiv. Es gibt
aber journalistische Qualitätsstandards, die eine möglichst
hohe Objektivität ermöglichen sollen. Beispielsweise die klare
Trennung von Nachricht und Meinung. Da halte ich die Kollegen
von den Öffentlich-Rechtlichen und die von den Agenturen schon
mit für die besten.
Das weg lassen von wesentlichen Details, um eine Stimmung zu erzeugen ist auch eine Art zu lügen.
Aber machen wir doch mal ein Eperiment und zählen für den rest des Jahres, wie oft bis zum Jahresende ein Interview mit einem vertreter der Unternehmerverbände gesendet wird und wie oft ein Interview mit einem Gewerkschaftsvertreter. Ich habe da eine Prognose. Unser lokaler privater Radiosender ist das ausgewogener.
Wem soll ich dann etwas
glauben? Mir fällt Niemand ein.
Eben: Glaub niemandem. Lies und schau dir möglichst viel an,
möglichst aus unterschiedlichen weltanschaulichen
Blickwinkeln.
Da sind wir wieder in Südossetien. Wie soll ich mir da ein Bild machen, wenn ich nur auf westliche Nachrichtenagenturen angewiesen bin und die alle die selbe Teendenz haben? Inzwischen ist nun bekannt geworden, daß da oft Bild und Ton nicht zusammen gehört haben. Im Bericht waren die kaukasischen Bomber plötzlich russische, wenn diese Information richtig ist. Ich habe keine Chance, mir ein Bild zu machen.
Und schalte dabei vor allem nicht den gesunden
Menschenverstand ab. Wenn dir etwas nicht plausibel erscheint,
dann stell das in Frage, auch wenn die Medien etwas behaupten.
Aber dann stell es bitte mit Argumenten in Frage und nicht wie
einige hier mit Anspielungen auf irgendwelche Verschwörungen.
Verschwörungen? Sicher nicht. Ich denke nur, daß die Journalisten und ihre Redakteure durch ihr Einkommen, ihre Lebensumstände ‚weit weg vom Volk‘ sind. Mir fallen da die Leherer in der DDR ein, die aus voller Überzeugung den Sozialismus gepriesen haben, weil sie die Realität nie kennen gelernt haben. Nur so konnten die ÖR-Journalisten Schröders Hartz-IV mit Hetze gegen Arbeitslose unterstützen.
Schröder und die Journalisten haben ja die ansicht verbreitet, Arbeitslose, die von Sozialhilfe angewiesen sind, wären mehrheitlich nicht arbeitswillig. Darauf basieren die Gesetze, die in Hartz-IV zusammenzufassen sind. Heiner Geißler hat nachgewiesen, daß es unter den Arbeitslosen maximal 100 000 Arbeitsunwillige gibt, nicht fünf Millionen, wie Schröder und die Medien uns damals glauben machen wollten.
Natürlich ist die Bsirske-Geschichte lanciert. Ob jetzt von
Unternehmensseite, von wirtschaftsliberalen Politikern oder
vielleicht aus den Gewerkschaften selbst, darüber will ich
nicht spekulieren. Und natürlich ist es zuerst von der
Bildzeitung als traditionell nicht gerade
gewerkschaftsfreundliches Medium aufgegriffen worden.
Natürlich sind CDU- und FDP-Politiker sofort drauf
angesprungen. Vielleicht hatten sie ihre Erklärungen auch
schon in den Schubladen. Aber spätestens mit den Äußerungen
der politiker hatten auch andere Medien keine andere Wahl, als
die Geschichte aufzugreifen.
Doch. Hetze muss man sich nicht anschließen, außer man denkt ebenso. Die Berichte waren nicht objektiv, haben eine Stimmung zu erzeugen versucht. Eine Stimmung gegen Gewrkschaften.
Es ist halt die Frage, wie. In
der „Zeit“ wurden beispielsweise die Vergünstigungen für
Aufsichtsratsmitglieder verteidigt. Da hat sogar ein
Arbeitgebervertreter Bsirske im Zitat in Schutz genommen.
Davon abgesehen: Jetzt, drei Wochen später, scheint die
Geschichte schon fast vergessen zu sein. Ich habe jedenfalls
nicht den Eindruck, dass Bsirske auf Dauer beschädigt wurde.
Das denke ich auch, aber die Gewerkschaften als Ganzes. Das war dann wohl auch das Ziel. Wenn nur ein paar Hundert Tausend Leute nach dieser Aktion lieber in keine Gewrkschaft eintreten, ist doch schon etwas erreicht?
Gruß Rainer