Brauche ein paar andere Gedanken
Sollst du haben.
Liebe Maxi
Sokrates wollte damit wohl zum Ausdruck bringen, dass es letztlich keine nachweisbare universelle Wahrheit gibt, die den Urgrund allen Wissens bildet. Alles, was wir durch Erfahrung oder Wahrnehmung in unser Wissen aufnehmen, ist nicht objektiv und daher nicht verbindlich für alle Individuen. Auch alle anderen Erkenntnisse wie zum Beispiel grandiose mathematische Leistungen enthalten nicht automatisch Beweiskraft dadurch, dass sie für alle Menschen gelten. Da sie sich nicht aus sich selbst heraus ableiten können, benötigen sie eine axiomatische Basis. Das heißt, dass all unser Wissen sich auf Annahmen gründet. Mit einem Wort: Wir wissen gar nichts. Wir haben zwar gesicherte Erwartungen, wir stellen täglich fest, dass 1+1=2 ist und dass die Sonne jeden Tag neu aufgeht, wir glauben uns bei vielen Dingen sicher zu sein; aber Sokrates durchschaute uns und lehrte uns mit seinem Zitat, dass wir auf dünnem Eis wandeln. Es ist gut für uns, wenn wir so etwas wissen.
Erst wenn wir wissen, dass wir nichts wissen, werden wir zu respektvollen Menschen, die neuen Erkenntnissen mit Demut und Skepsis entgegensehen. Eben weil wir im Prinzip gar nichts wissen. Schon gar nicht über unser innerstes Selbst.
Sicher bin ich mir nur bei zwei Dingen im Leben. Und das sind der Tod und die Steuer.
Viele Grüße
Voltaire