Halo Andreas!
Die Piraten brauchen kaum tiefer gehendes Wissen. Großer Pott, nur ein paar Mann Besatzung, natürlich unbewaffnet (alles andere wäre auf Handelsschiffen unvertretbar), dazu die Erfahrung, dass Kaperung nach einigen Wochen Geduld Bares bringt - das reicht an Wissen. Zukünftig achten die Kaperer vielleicht noch auf den Anstrich ihrer Opfer. Auffällig unauffällig eintönig angepinelt, heißt Finger weg. Aber was solls, die paar Militärpötte sind eh kein Problem. Sind schließlich genügend andere Leute unterwegs. Außerdem fängt die Sache jetzt erst an, neben dem famosen Geschäftserfolg auch noch Spaß zu machen. Da haben die großen Mächte fast der ganzen Erde ihr Arsenal aufgeboten und es ändert nicht wirklich etwas.
Das tiefere Wissen und vorheriges Denken könnte aber bei all den Nationen helfen, die Marine entsandten. Nämlich:
- In einem Seegebiet von etlichen Millionen Quadratkilometern ist es schier aussichtslos oder purer Zufall, kleine schnelle Boote rechtzeitig zu erkennen.
- Es mag seltsam klingen, aber gegen Piraten kann man wirksam nur an Land vorgehen.
Beides hätten Militärs und Politiker vorher wissen sollen/können/müssen.
Und außerdem könnte es nicht schaden, über Ursachen der Piraterie nachzudenken. Ursache sind destabilisierte Staaten, in denen Anarchie herrscht. Dieser Zustand hat seine Quelle in der Armut. Menschen, die nichts zu verlieren haben, kommen auf die seltsamsten Ideen. Für die Armut sind nicht etliche reiche Staaten alleine verantwortlich, aber eine gehörige Portion Mitverantwortung gibt es. Jedes einzelne Containerschiff, das an Somalia vorbei schippert, stellt einen höheren Wert als das BIP des afrikanischen Landes dar. Ich will die Piraterie bestimmt nicht gutheißen, aber verstehen kann ich die Leute.
Es kann nicht schaden, das Nach-, besser noch das Vordenken, in einen größeren Kontext zu stellen. So brauchen die Industriestaaten Rohstoffe. Dabei ist es seit langer Zeit üblich, willigen Rohstofflieferanten großmütig zu helfen. Waffen für Rohstoffe ist dabei eine beliebte Variante. Oder subventionierte Lebensmittel, z. B. Milch und Fleisch. Auf das die Landwirtschaft in den ohnehin armen, unterentwickelten Ländern endgültig vor die Hunde gehe.
Wir haben so viele Rohstoffe, dass z. B. Autorennen veranstaltet werden. Sprit wird just for fun vergeigt. Aber wir sind ja umweltbewusst und mischen dem Benzin Palmöl bei. Dafür wird in großem Stil z. B. in Indonesien Wald abgebrannt. Die Bevölkerung, die vorher von der Natur lebte, hat hinterher nichts mehr. Wie lange geht es wohl (für uns) gut, bis Unruhen ausbrechen und wieder ein Land in der Anarchie versinkt?
Unser Ratzinger nutzt seine Autorität in armen Ländern, um den gläubigen Leuten zu verkünden, Kondome und die Pille sowieso seien Teufelszeug. Seid fruchtbar und mehret euch. Dass sich Überbevölkerung und Armut gegenseitig bedingen, dass das Bevölkerungswachstum zu den gravierendsten Problemen der Menschheit gehört, ist ihm offenkundig egal. Dieser unsägliche Typ verübt ein Verbrechen an der Menschheit! Aber wenn die Länder nur arm genug und von Unruhen zerrüttet sind, liefern wir gerne Waffen. Und sollte uns ein Regime nicht in den Kram passen, findet sich gewiss wieder ein Minister, den 80a des Strafgesetzbuches nicht interessiert und der deshalb verkündet, Deutschland müsse verteidigt werden.
Vielleicht erscheint Dir der Bogen zu groß gespannt. Er ist noch längst nicht groß genug. Europäer, Russen inbegriffen und Amerikaner nutzen ihre Macht überall auf dem Globus mit der größten anzunehmenden Dämlichkeit.
Gruß
Wolfgang