Sonnabend / ein Samstag?

Hallo!

Warum ist ein Sonnabend, ein Samstag. Im Duden habe ich das Wort nachgeschlagen. Es sagt mir aber nicht so viel. Kann jemand es einfacher erläutern, sodass ich es verstehen kann?

Danke sehr
mittelhochdeutsch sun(nen)ābent, althochdeutsch sunnūnāband, Lehnübersetzung von altenglisch sunnanæfen, eigentlich = Vorabend vor Sonntag, zu: sunnandæg = Sonntag und æfen = (Vor)abend, verwandt mit Abend

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Nebenbei, da die eigentliche Frage ja beantwortet ist.

Der ‚Sonnabend‘ ist halt die konsequente Tilgung des jüdischen Erbes aus der deutschen Wochentagszählung - im Vergleich zum ‚Samstag‘.
Da wird die Zählung nicht nur klar auf den christlichen Sonntag ausgerichtet, wenn der Samstag begrifflich zum Vor-Sonntag wird, sondern kein Wochentag mehr enthält einen Verweis auf die jüdische Zählung.

Ein Erbe, das übrigens im Türkischen noch klar enthalten ist, in dem zwar ebenfalls der Samstag gemäß der islamischen Ausrichtung der Nach-Freitag ist, der Mittwoch und Donnerstag aber begrifflich auf den Schabbat bezogen sind: çarşamba und perşembe

Konsequent eher nicht, weil der Samstag in weiten Teilen Deutschlands bevorzugt und im Rest zumindest bekannt ist. In Publikationen wie Tages- und Fernsehzeiten kommt praktisch ausschließlich der Samstag zum Einsatz und die Abkürzung für den Samstag ist aus naheliegenden Gründen auch durchgängig „Sa“.

Im übrigen machen die Wochentage einen nur eher kleinen Teil der deutschen Sprache aus und die regionale Verbreitung des Wortes Samstag wird von Mischpoke, malochen, Chuzpe, Knast, kotzen, Stuß, Tacheles und den diversen anderen jiddisch-stämmigen Worten, die gebräuchlich sind, durchaus kompensiert, wie ich finde.

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Hallo,

die Benennung eines Abends bzw. Tages nach dem (besonderen) Tag, der eigentlich folgt, ist nicht nur eine deutsche Spezialität. In der englischen Sprache gibt es neben dem bekannteren christmas eve auch den unbekannteren bzw. als solcher oft nicht erkannten all hallows eve=Helloween.

Gruß
C.

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Nein, finde ich nicht.

Aber was ich eigentlich sagen will: Mir fällt auf, dass du mich gern bei Dingen „korrigierst“, die ich nie geschrieben habe.

Weder habe ich irgendwas davon geschrieben, dass jüdische/hebräische/jiddische Begriff aus dem Deutschen getilt würden noch davon, dass der Begriff des ‚Samstags‘ nicht im halben Land gesprochen, im ganzen verstanden würde.

Ich habe geschrieben, dass der ‚Sonnabend‘ den jüdischen Bezug bei den Wochentagen (die ich für weit mehr als nur für sieben Begriffe wie Chuzpe und Knast halte) tilgt, den der Samstag (auch nicht irgendein Tag) aufrecht erhält.

Mit dieser sonderbar spekulativen Interpretation ignorierst du natürlich jegliche historische Sachkenntnis.

Bereits zu Anfang des 2 Jhdts wurde die römische dies Solis bei den Heidenchristen als dies Dominica rituell begangen (Sündenbekenntnis; Lesungen aus den jüdischen Propheten und aus den ntl. Texten). Und zwar, weil es für die Christen der Tag der Auferstehung war, mithin (zumal sowohl bei Juden als auch Römern der erste Wochentag) von exorbitanter Bedeutung für diese. Sol war zu der Zeit noch der römische Sonnengott. Regional wurde er auch damals schon als Geburtstag des römischen Mithras gefeiert. Bis ins 4. Jhdt wurde aber zugleich der Schabbat eingehalten, nicht nur unter den Judenchristen, auch unter den Heidenchristen.

Erst ab dem 4. Jhdt wurde die dies Solis spezieller dem Sol Invictus gewidmet (der teilweise mit Mithras identifiziert wurde). Erst dadurch - und im Zusammenhang mit der Erklärung des Christentums als Staatsreligion - konnte man die dies Dominica als beabsichtigte Tilgung einer anderen Konzeption auffassen: Nämlich die des Mithras-Tages.

Die dies Saturnis behielt jedoch ihr rituelles Gewicht, eben weil dieser Tag zugleich Schabbat war. Nur war ein besonderer Teil der Schabbat-Riten (die Schriftlesungen) längst in die Sonntagsriten integriert worden.

Aber noch etwas anderes zeichnete den Saturnstag aus: Wie im Judentum seit eh und je begann der Tag nicht um Mitternacht, sondern am Abend (lat. vespera) des Vortages. Insbesondere der Vorabend des „Herrntages“ wurde (ebenfalls bereits zu Anfang des 2. Jhdts) daher mit einer besonderen Gebetsform - der „Vesper“ - rituell gefeiert. Diese Vesper wurde als „erste Vesper“ bezeichnet.

Somit war der Samstagabend der Beginn des Sonntags: Der erste Sonntagabend. Der zweite Sonntagabend (= Abend des Sonntags selbst) wurde mit der „zweiten Vesper“, also mit dem zweiten speziellen Abendritus begangen.

Nun mag man gerne raten, wie es von „Sonntagabend“ (zumindest regional) zu der Bezeichnung „Sonnabend“ gekommen sein mag. Weder die Verlegung des (rituellen) Haupt-Wochentages auf den Sonntag, noch die Bezeichnung „Sonntagabend“ für das rituell Wesentliche am Sonntag-Vortag waren eine „Tilgung“ jüdischer Konzeptionen.

Gruß
Metapher

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:man_shrugging:

Ich habe auf das geantwortet, was Du geschrieben hast. Ob Du es anders gemeint hast oder ich etwas falsch verstanden… sei es drum.

Ja, und dem, was für mich dort mitschwang, wollte ich etwas entgegensetzen.

Deine Ausführung sind zweifellos sehr interessant.
Es geht hier aber doch einzig um begriffliche Unterschiede (im Satz nach dem von dir Zitierten habe ich das auch angesprochen), so dass selbstverständlich der Begriff ‚Sonnabend‘ den Bezug auf den Schabbat nicht enthält, den der Begriff ‚Samstag‘ enthält.

Da der ‚Sonnabend‘ mW im Zuge der Christianisierung von Norden her kam, ist ‚tilgt‘ aus meiner Sicht schon zutreffend.

Ich habe es nicht anders gemeint.
Ich habe es anders geschrieben.

Da mir dieses „Missverstehen“ bei dir besonders auffällt, wollte ich es ansprechen.

Selbstverständlich. Wie immer.