Sonntagsfrage in Österreich

Hallo,

https://neuwal.com/wahlumfragen/wahlumfrage.php?uid=1319#focus

14.05.2017
Wahlumfrage Österreich: SPÖ 28 ↑, ÖVP 28 ↑, FPÖ 26 ↑, GRÜNE 12 ↓, NEOS 5=, So 1 ↑ (IFES/SPÖ/Kronen Zeitung: n=1200/max. 2.80 %, 14.05.2017)

Am 14. Mai 2017 wurde eine neue Wahlumfrage für Österreich zur Nationalratswahl Österreich 2018 veröffentlicht. Die Wahlumfrage wurde in der Kronen Zeitung publiziert. Die Umfrage wurde vom SPÖ Parlamentsklub in Auftrag gegeben - durchgeführt wurde sie von IFES. Es wurden 1.200 Personen (Methode: Telefon) im Zeitraum 09.05.-12.05.2017 befragt. Die Anzahl der deklarierten Personen ist 902.
Die maximale Schwankungsbreite auf Basis der deklarierten Personen beträgt 3.2 %.

Anmerkung: Diese Wahlumfrage wurde vor der Benennung von Kurz zum neuen ÖVP-Parteiobmann durchgeführt und publiziert.

1200 Befragte ist für Wahlumfragen in A eine recht grosse Menge. Die Masse der Umfragen begnügt sich zumeist mit 400-800 Personen, was eigentlich nicht ausreicht, um ansatzweise repräsentative Aussagen zu treffen. 1200 sind einigermaßen passabel und gut wird es ab 2000.

Hat ÖVP-Chef Mitterlehner nicht am 09.05.17 seinen Rücktritt erklärt? Ist der starke Anstieg der ÖVP bei gleichzeitigem Verlust bei der FPÖ auf einen „Erlösungseffekt“ durch den Rücktritt zurückzuführen? Oder hat sich bereits ein „Kurz-Effekt“ niedergeschlagen, da man allg. annahm, dass er der neue ÖVP-Chef werden würde?

Zum Vergleich mehrere Umfragen https://neuwal.com/wahlumfragen/?jahr=2017&cid=&iid=#focus

Vollzieht sich gerade ein Linksruck in Österreich :scream: ? Nein, nur ein Scherz. Ich wollte mich nur mal etwas lustig machen über die Auguren bei hiesigen Landtagswahlen, die bereits einen „Rechtsruck“ sehen, wenn die mittige FDP hinzugewinnt.

Gruß
vdmaster

Wird hier von der Geschäftsleitung ungern gesehen, da daraus leicht unerwünschte Meta- bzw. Para- Diskussionen entstehen. Nur Facts and Figures führen zu Ortho-Diskussionen, die nicht in die off-topic Richtung gehen.

Das ist der Kurz-Effekt. Nur bei einem Zuwachs für die Konservative von einem Linksruck zu sprechen (wenn auch nur scherzhaft) macht mich nachdenklich :smiley:

Fakt ist doch, dass eine Schwächung der FPÖ mit Verlagerung von Wählern zur ÖVP bei gleichzeitiger Stabilität für die SPÖ die Gewichte (auf einer gedachten Balkenwaage) etwas in die linke Richtung verlagert. Natürlich nicht soweit, dass die Waage in ihrer Endposition mittig stünde. Sie hat schon Schlagseite rechts der gedachten Mitteposition.

Das „Ruck“ war ja eben gerade nicht ernst gemeint, sondern ein überspitzte Anspielung auf entsprechende, IMHO manchmal hysterische Rucksager von linker Seite.

Gruß
vdmaster

Wenn man sich die langfristige Entwicklung ansieht, dann könnte man diese Umfrageergebnis als „zurück auf normal“ interpretieren, denn damit ist im Grund ungefähr der Zustand wieder erreicht, der fast ein Jahr lang stabil war bis zum Sommer 2015, also bis vor der sog. „Flüchtlingskrise“.

Das Gefühl hat man in Deutschland ja auch (siehe die NRW- und die SH-Wahl), dass die „Flüchtlingskrise“ keine große Rolle mehr spielt für die CDU.

https://neuwal.com/wahlumfragen/

Gruß
F.

Das das jetzige Schlaglicht sich auch in früheren Umfragewerten irgendwo wiederfinden lässt, ist die eine Sache. Aber damals war rot-schwarz noch gelebter Strukturfilz.

Mir geht es hingegen um die Auswirkungen auf die anrückende (Not)Wahl und die Auswirkung der konservativen („Lichtgestalt“) Kurz.

Da kommt etwas von „konservativer Backlash meets Macron“ auf. Aber zeitgleich verlieren die rechten Populisten an Zustimmung. Von Deiner Seite aus wurde ja immer gerne argumentiert, dass die ÖVP sich der FPÖ-Themen nicht annehmen solle, weil am Ende immer „das Original“ gewählt werde.

OT: Hätte der Trottel Fillon nicht so kriminell abgezockt, wäre am Ende die Stichwahl zwischen Macron und Fillon entschieden worden? Falls ja, mit welchem Ausgang?

Gruß
vdmaster

Ganz Österreich ist gelebter Strukturfilz.
Filz ist auch nichts per se Schlechtes. Er hält warm, er entzündet sich nicht leicht und man kann einen echten Trachtenjanker draus machen.

Aus meiner Sicht ist die FPÖ schlicht wieder auf vor-„Flüchtlingskrise“-Ausgangsniveau gelandet, weil die „Flüchtlingskrise“ nicht mehr das alles beherrschende Thema ist, nicht dass ihr die ÖVP irgendwas weggenommen hätte.

Hätts dann nicht eher Fillon / Le Pen in der Stichwahl gegeben?

Gruß
F.

„Rechts“ ist per se auch nichts schlechtes. Es gibt den Rechtsverkehr, der nach einhelliger Meinung aller, die nicht linksverdreht sind, zu bevorzugen ist. Und dann noch den Rechtsstaat, den die meisten einem Unrechtsstaat vorziehen. :stuck_out_tongue_winking_eye:

Und nun wieder zurück zum Thema:

Man hört aber so einiges darüber, dass die SPÖ/ÖVP-Regierung ihre Gesetze (bspw. Obergrenze) und Kontrollen deutlich härter handhaben als noch bspw. 2014. Gerade eben erst das Burka-Verbot und der Zwang zu gemeinnütziger Arbeit für Asylbewerber (oder Anerkannte?). Da würden hier doch schon die pol. Barrikaden brennen, angefacht von der Presse (SPON, ZON, SZ), die solcherlei Handeln ganz nah an 1933 heran- oder in die Klapsmühle hineinschrieben. :confused:

Eher unwahrscheinlich. Selbst wenn, hätte Fillon die Stichwahl mind. genauso sicher gewonnen wie Macron. Abhängig davon wieviele Melenchonanhänger sich unter Schmerzen gezwungen hätten, ihre Stimme abzugeben.

Ich glaube, dass Macron es gegen Fillon in der Stichwahl extrem schwer gehabt hätte.

Als diebische Elster hat er es jedenfalls selbst ver :shit:.

Gruß
vdmaster

Du sagst das so als würde ich das bestreiten wollen.
Will ich natürlich nicht.
Ich bin nur vom Kausalzusammenhang nicht überzeugt, dass die aktuelle Wiederannäherung von FPÖ und ÖVP in den Umfragewerten vor allem dadurch bedingt ist.

Wurde Macrons Aufstieg denn nicht erst durch die Schwäche Fillons ermöglicht?
Ich habe die zeitlichen Zusammenhänge aber nicht mehr so genau vor Augen.

Gruß
F.

Natürlich wurde sie begünstigt. Aber weitaus mehr durch das Ableben der Sozialisten (okay, sind nochmal reanimiert worden).

Aber ich räume ein, dass bei diesem engen Korridor in der Vorwahl mit vier nahe beieinander liegenden Ergebnissen die Eventualitätenschau nur unter Zuhilfenahme einer Gänseleber möglich ist. Ich geh mal eben eine auftauen. :smirk:

Gruß
vdmaster

Nun, in NRW ist das Thema Sicherheit im Zusammenhang mit Flüchtlingekrise so groß aufgeschlagen ist, dass die CDU auch ohne Wahlkampf gewonnen hätte.

Franz

Ich muss ihn suchen, diesen Artikel, den ich leider nicht abgespeichert habe. In welchem diese sensationelle 180°-Wende der Union respektive Merkel dargestellt wurde. Krise 2015 ausgelöst und jetzt mit vielen Gesetzen und Beteuerungen und „Versuchen“ erfolgreich zu einem Erfolg umgemünzt, trotz negativer zahlenmäßiger Bilanz einer neoliberal ausgerichteten CDU

Ich hab den NRW-Wahlkampf nicht im Detail verfolgt, aber m.W. ging es da natürlich sehr um das Thema „Sicherheit“, aber eher weniger um das Flüchtlingsthema.
Allein, dass man die CDU wieder wählt, insbesondere Laschet als Merkel-Vertrauten in der Flüchtlingskrise, zeigt doch, dass die Flüchtlingskrise nicht mehr das Ober-Thema ist.

Gruß
F.

Das Konkurrenzangebot war aber sehr überschaubar.

Mit der Linkspartei, den Grünen und der SPD hätte man bzgl. „härteren“ Gesetzen (->Zustimmung im Bundesrat) weiterhin den Bock als Gärtner gewählt.

IMHO fixierst Du Dich zu sehr auf das vermeintlich mäßige Abschneiden der AfD, die ja die einzige Partei ist, die drastische Änderungen herbeiführen will (blenden wir die CSU mit der Forderung nach Obergrenze kurz aus). Schauen wir aber auf die Umfragewerte der AfD in NRW http://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/nrw.htm, so können wir feststellen, dass sie noch in 12/15, als die Krise auf dem Höhepunkt war, unterhalb von 6% lag. Erst mit „Silvester/Kölner HBF“ springt sie nach oben und gerät ab 01/17 wieder unter Druck (Schulz-Effekt?).

Einen ähnlichen Verlauf nehmen Umfragen (und Wahl) in RLP http://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/rheinland-pfalz.htm, BaWü http://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/baden-wuerttemberg.htm und Saarland http://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/saarland.htm.

Da auf der Landtagseben grosse Zeiträume zwischen den einzelnen Umfragen liegen, ist der Nachweis leider nicht besonders stichhaltig.

Trotzdem wage ich die Vermutung, dass der Ablauf (Krise->Silvester->Peak in Zustimmungswerten->Schulz-Effekt) so war. Schulz konnte anfänglich viele Arbeiter/Arbeitslose mit seinen (noch hohlen) Phrasen von der AfD weglocken. Auch der Effekt des sich andeutenden Lagerwahlkampfs (R2G vs. konservativ) schwächte die kleineren Parteien sichtlich. Man sieht ja auch die Grünen bundesweit im Abwind. Die wollten ebenfalls die 10er-Hürde leicht überspringen. Das wird wohl (nach derzeitgem Stand) weder für sie noch die AfD in Erfüllung gehen.

Nun kommt aber noch die Ost/West-Komponente hinzu. Sowohl die Linkspartei als auch die AfD, beide Ränder des Spektrums, verlieren im Westen deutlicher an Zustimmung als im Osten. Im Osten konnten sie bis 09/16 noch fast 40% der Wähler auf sich vereinigen. Der Osten straft die mittigeren Etablierten aus Enttäuschung viel schneller ab und neigt zur Sprunghaftigkeit/Experimentierfreude in der Wahl. Dort sind die Bindungskräfte an Parteien noch viel weniger ausgeprägt als im Westen (wo es allerdings auch immer weiter abnimmt). Die einzige Partei mit tradierten Bindungskräften ist eben die „neue SED“. Da braucht es sicher zwei Jahrzehnte, um dieses Ost-West-Gefälle noch weiter anzugleichen.

Gruß
vdmaster

Nein, nein, um die AfD gings mir gar nicht dabei. Mir gings einzig um die zurückgewonnene Stärke der CDU).

Gruß
F.

Dann ist die CDU (bei Ausblendung der AfD) die Partei mit der härtesten Haltung. Auch der „Türken-Armin“ mit seiner unbedingten Kanzlerinnenhörigkeit.

Von daher verstehe ich die These „Flüchtlingskrise hat kaum Auswirkung“ nicht. Denn sie spielt über das Thema Sicherheit sehr wohl eine nach wie vor sehr grosse Rolle.

Gruß
vdmaster

Ich hab doch lediglich gesagt, dass sich die Situation wieder weitgehend „normalisiert“ hat und die „Flüchtlingskrise“ nicht mehr das alles überragende Thema bei Wahlen/Wahlentscheidungen ist wie 2016.
Dass sie über das allgemeine Thema „Sicherheit“ noch Einfluss hat, ist unbestritten.

Gruß
F.

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