Sony 50mm 1.4 - Farbsäume im Unscharfbereich so ok?

Hallo,

um für Porträtfotografie und schwaches Licht endlich angemessen gerüstet zu sein, habe ich mir für meine Sony SLT-A65 zum Tamron 17-50mm 2.8 Zoom nun endlich als Festbrennweite ein Sony 50mm 1.4 zugelegt. Inzwischen habe ich ein paar Testbilder gemacht und nach anfänglicher Begeisterung der Möglichkeiten bei recht schwachem Kunstlicht kam am nächsten Morgen die Ernüchterung.
Bei Tageslicht fotografierte ich einen geneigt aufgestellten Kamm, eigentlich um die Treffgenauigkeit des Autofokus zu testen. Abgesehen davon, dass der Autofokus fast jedes mal 5-10 mm zu weit hinten lag, war ich erschrocken von den Farbsäumen im Bildzentrum. Es handelt sich also scheinbar um die laterale chromatische Aberration mit magenta Säumen im vorderen und grünen Säumen im hinteren Unschärfebereich. Ich habe drei Bilder zum Vergleich zusammengestellt, das Sony bei Offenblende, 2-fach abgeblendet und im Vergleich dazu mein Tamron bei Offenblende:


Während die Farbränder des Sony bei Offenblende sich ganz extrem an den Zinken und Zinkenansätzen des Kamms zeigen, sind sie auch bei Blende 1:2.8 noch deutlich zu sehen, wohingegen das Tamron bei Offenblende keinerlei Anzeichen solcher Farbsäume zeigt.
Die automatische Korrektur für Verzeichnung und Farbsäume in meiner Alpha-65 ist aktiviert (automatisch) und da es ein sonyeignes Produkt ist, gehe ich davon aus, dass es erkannt und korrigiert wird (kann man das an irgend etwas erkennen?).

Ich habe ja gelesen, dass die Sony Festbrennweiten etwas anfälliger für solche Farbfehler sind als Andere, aber ich ging davon aus, dass die kamerainterne Korrektur mit sowas fertig wird. Ich bin auch erschüttert, dass ein auf eine einzige Brennweite spezialisiertes Objektiv auch nach Korrektur noch derart heftige Farbfehler verursacht. Wenn das Tamron auch nur ansatzweise solche Mängel aufwiese, hätte ich es auf meine überhöhten Ansprüche geschoben. Aber es geht deutlich besser mit einem billigeren Zoom und ich nicht nicht alle meine Bilder einzeln mit LR nachbearbeiten müssen.

Darum meine Frage: ist das normal oder handelt es sich vielleicht um ein Montagsexemplar?

Danke für eure Meinung,
Michael

Da das Bild verkleinert wurde und ich den Beitrag nicht mehr ändern kann, hier der Link zum Originalbild 1:1
http://skylet.de/welcome/static/aberration_vergleich_sony_tamron.jpg

Hallo Skylet.
Das Sony 50/1,4 ist von der Konzeption her schon ein Oldtimer. Das Innenleben ist identisch mit dem Minolta 50/1,4, welches es schon seit 25 Jahren gibt.
Da waren CAs in dieser Grössenordnung normal für so eine lichtstarke Linse.

Ich halte das 50/1,4 zudem nur für spezielle Aufgaben tauglich wo man mit geringster Schärfentiefe und „weichem Flair“ arbeiten will und das Bokeh dieser Linse unbedingt haben will. Für die normale Alltagsfotografie ist das Minolta 50/1,7 oder das Sony 50/1,8 deutlich besser geeeignet.

Leider können CAs von keiner „Korrektursoftware“ in den Kameras automatisch behandelt werden, da diese je nach Lichteinfall unterschiedlich ausfallen oder auch gar nicht vorhanden sind.
Dass ein modernes Zoom - dazu noch 2 Blendenstufen lichtschwächer - dieses Problem nicht hat, verwundert nicht.

Hallo Odo,

danke für Deine Antwort.

Ich habe auf einer Review-Webseite gelesen, dass es auf den Eckdaten des Minolta basiert, aber 2005 von Sony neu berechnet wurde, wodurch es noch einen Ticken besser wurde.

Ich hatte mir schon ein Minolta AF 50mm 1.7 ersteigert, bin dann aber auf diese Webseite gestoßen und wurde von der erheblichen Unschärfe ernüchtert. Siehe etwa ab Mitte: http://kurtmunger.com/minolta_af_50mm_f_1_7_reviewid114.html
Da ich auch einen Wert auf Schärfe lege, habe ich mich hauptsächlich auf Grundlage dieses Artikels umentschieden und konnte den Kauf anullieren, zu Gunsten dieses Sony. Auf den Bildern dieser Webseite kann ich keinerleich spherischen chromatischen Aberrationen erkennen. Liegt das daran, dass die mit einer A900 aufgenommen wurden und das Objektiv besser damit zusammenarbeitet. Ich wundere mich einfach, dass ich auf keinen der vielen vorher durchgeschauten Beispielbilder mit f1:1.4 diese bei mir so offensichtlichen Farbfehler gesehen habe. Wurden die alle nachbearbeitet - das ist ja geschummelt. :slight_smile:

Auf Ken Rockwells Seite http://www.kenrockwell.com/sony/50mm-f14.htm habe ich jetzt das hier gefunden:

Optically it’s exactly as expected for a traditional 50mm f/1.4 SLR
lens: softer wide open with plenty of Spherochromatism in the center and
coma in the corners, and it improves to near perfection as stopped
down a stop or two.
Aber bei mir verschwinden die auch nach zweifachem Abblenden nicht „to near perfection“.

Ok, aber ich habe auch schon Beispiele gesehen, wo die interne Korrektursoftware automatisch chromatische Abweichungen in Extremstellungen quasi unsichtbar gemacht hat.

Ich gehe davon aus, dass Sony sein 2005 neu berechnetes Objektiv nicht nur aus Kostengründen auf den Eckdaten des Minolta auslegte, sondern weil sie es damit für modern und konkurrenzfähig halten. Es ist quasi eine Bestätigung, dass dieses Objektiv aus Sonys Sicht modern ist und wurde nur mit einem Feinschliff versehen.

Ich vergleiche hier ein 3-fach Zoom in Extremtelestellung bei Offenblende mit einer zweifach abgeblendeten Festbrennweite. Das ist, als würde ich mit Handicap im Schlaf Tiger Woods auf heimischem Rasen deklassieren. Ok, Woods wäre eine 50mm Zeiss-Linse, sagen wir ein Durchschnittsgolfprofi. :wink:
Was ich meine ist, dass wir hier nichtmal Äpfel mit Birnen sondern mit Toastbrot vergleichen.

Wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann sorgt schon die konstruktive Auslegung auf maximale 1.4 Offenblende dafür, dass das Sony auch zweifach abgeblendet keine Chance gegen das Zoom bei Offenblende hat? Kann ja durchaus sein. Hat das 1.8 keine so auffälligen Farbfehler im Bokeh?

Viele Grüße,
Michael

Nur um noch ein Beispiel zu nennen: diese Review Seite halte ich für ziemlich sachlich: www.photozone.de/sony-alpha-aps-c-lens-tests/373-sony-50-f14?start=1
Und wenn ich dann das Beispielbild 1.4 1:1 öffne, dann sehe ich von den als sehr markant beschriebenen LoCAs fast gar nichts. Auch in der Abbildung mit dem Zentimetermaß gibt es nichts das ansatzweise den magenta gefärbten Zinken meines Kamms ähnelt. Das kann doch nur an einem Defekt in meinem Exemplar liegen, oder?

Die CAs entstehen nur bei dem „richtigen“ Licht.
Wenn man sehr dunkle scharfe Kanten an hellen Flächen vermeidet entstehen keine sichtbaren CAs.

Oder noch schlimmer, helle scharfe Kanten an dunklen Flächen, wie am Kamm. :smile: Also soll ich nur Kontraste vermeiden, klingt plausibel. :wink:
Aber im Ernst, in den Testbildern der von mir verlinkten Seiten gibt es viele scharfe hell-dunkel Kontraste im Fokus- und Bokehbereich, aber nirgends sind derart ausgeprägte LoCAs zu sehen, wie in meinem Beispiel.