Die deutschen haben seit Jahrzehnten eine Sparquote von 11-13%, d.h. knapp 90% des Einkommens werden ausgegeben, gut 10% werden gespart. Kurzfristige Schwankungen negativer Art gingen in der Vergangenheit einher mit politischen Veränderungen (deutsche Einheit) und Boomphasen am Aktienmarkt einher. Da die Sparquote von ihrer Ermittlungsystematik her tatsächlich eine Konsumquote ist (zur Ermittlung der Sparrate zieht man den privaten Konsum vom verfügbaren Einkommen ab), kann man zumindest für die Haussephasen leicht schlußfolgern, daß die Privathaushalte die höheren Konsumausgaben aus Gewinnen insbesondere aus Aktiengeschäften bestritten haben, während die Sparleistung unverändert blieb.
Und jetzt kommt der Clou: selbst wenn man die Sparquote durch welche Maßnahmen auch immer um einen Prozentpunkt reduzieren könnte, hätte das lediglich einen Wachstumseffekt von 0,4% und dieser Wachstumseffekt käme dann nicht nur der deutschen Wirtschaft zu Gute, sondern im wesentlichen ausländischen Billigheimern, weil man die Kohle ja schneller ausgibt, anstatt für hochwertige Waren aus deutscher Produktion einen Monat oder ein Jahr zu sparen.
Allerdings kann es überhaupt nicht Sinn der Übung sein, die Sparquote quasi zwangsweis ezu reduzieren, denn Sparen als Altersvorsorge ist das einzige, was flächendeckende Altersarmut verhindern kann.
Das ist ein Trugschluß, auch wenn ich mir sicher bin, daß man Dich - was das angeht - nicht wird umstimmen können. Es gab in Deutschland in den letzten 35 Jahren praktisch keine nennenswerte Inflation mehr. Preissteigerungen, die sich meßbar in den Indizes niederschlugen, betrafen Wohnraum und Energie. Bei allen anderen großen Ausgabenblöcken sind die Preise seit etwa 1983 gleichgeblieben oder sogar rückläufig (betrifft insbesondere Lebensmittel und Bekleidung). Und dennoch gibt es flächendeckend die Einschätzung, daß es eine nennenswerte Wahrnehmung, daß wir in einem Umfeld steigender Preise leben.
Der Verbraucher ist also weder in der Lage, Preisveränderungen realistisch wahrzunehmen noch reagiert er darauf. Und das allerbeste ist: in den Jahren, in denen es zuletzt nennenswerte Inflation gab, war die Sparquote höher als im langjährigen Mittel. Der Verbraucher reagiert also auf steigende Preise (oder Wertminderung des Geldes) nicht mit mehr Konsum, sondern mit höheren Sparraten. Sparen ist also keine Folge der Preisentwicklung oder der Realzinsen, sondern von Unsicherheit.
Künstliche Geldentwertung wird also nicht mehr Konsum nach sich ziehen, sondern mehr Sparen und wenn man Bargeld und Guthaben entwertet, wird der Verbraucher auf andere Anlageformen ausweichen (Gold, Immobilien, Aktien), die davon nicht betroffen sind.