Liebe Susi,
leider kann ich Ihre Fragen erst jetzt und auch nur kurz beantworten. Folgendes Buch zum Thema Soul kann ich empfehlen: Peter Guralnick: Sweet Soul Music. Back Bay Books 1999 (über amazon.com). Nun zu Ihren Fragen:
Wie kann ich Funk und Soul unterscheiden? Was sind die
Merkmale?
Aus was und wie haben sich die Stile entwickelt?
Und was sind Paradebeispiele dafür? (damit die Schüler das auch selbst herausfinden können …)
Als „funky“ (=unsauber, stinkend) wird in der Musik generell ein Stil bezeichnet, bei dem Melodik, Harmonie oder Rhythmus nicht exakt nach den herrschenden Regeln eingesetzt werden. Ein Schlagzeuger, der etwa nicht den Haupttakt, sondern die Synkopen betont und/oder den Backbeat" (2,4)verzögert, oder ein Bläser, der „blue notes“ verwendet, spielen „funky“. Der Begriff tauchte übrigens zuerst im Jazz auf (für den Stil von Cannonball Adderley z.B. in „Country Preacher“ und „Mercy, Mercy“). A. selber bezeichnete seinen Stil übrigens als „mean“ (=mies). Dies ist dem Slang der Afroamerikaner geschuldet, in dem bei Weißen negativ besetzte Begriffe positiv bzw. anerkennend eingesetzt werden („He´s a mean bad Motherf***er“, eine der größten Anerkennungen).
Ebenfalls zuerst im jazz kam der Begriff „Soul“ auf, und zwar bei Ray Charles, der ja in den 50ern und Anfang der 60er auch Jazz aufnahm. Man muss das im Gegensatz zum damaligen „Cool Jazz“ der West Coast sehen, der meist von Weißen gespielt wurde. In der Popmusik kam „Soul Music“ Anfang der 60er im Süden der USA auf. Man bezeichnete damit eine Musik, die aus Elementen des Gospel, Rhythm and Blues und Country (!) bestand. Wilson Pickett, einer der bekanntsten Soulsänger, bezeichnete diese Mischung als „God´s music with the devil´s words“. Stilbildend wirkte das Plattenlabel „Stax“, das in Memphis mit einer rassisch gemischten Truppe (damals illegal und lebensgefährlich!) in ihrem „Soulsville USA“ genannten Studio die größten Soul-Hits aufnahm. Weitere wichtige Label waren Hi (Memphis) udn King Records aus Cincinnatti, die James Brown unter Vertrag hatten. Soul Music wurde in den späten 60ern immer mehr zur Musik der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, etwa in „Say it Loud, I´m Black and I´m Proud“ von James Brown. „Soul“ war also auch ein politischer Begriff.
Der Begriff „Funk“ als Musikstil wurde in den 70ern zuerst von George Clinton und Bootsy Collins von der Gruppe „Funcadelic“ benutzt. Collins war Bassist bei James Brown gewesen und hatte dort mit dessen Schlagzeugern gemeinsam eine Fülle von „funky“ Rhythmen entwickelt, die teilweise bis auf 32tel aufgelöst und dann „asymetrisch“, also stark synkopiert, wieder zusammengesetzt wurden. Brown hatte das zuerst bei „Cold Sweat“ oder „Super Bad“ 1966 praktiziert. Funk (und RnB) ist also aus dem Soul entstanden, betont allerdings mehr den. -weit komplizierteren- Rhythmus. Bedeutendster Instrumentalmusiker des Funk (bei den Sänger/innen kenne ich mich nicht so aus) ist seit vielen Jahren Maceo Parker, übrigens auch ein langjähriger Musiker von James Brown, der sich zwar selbst als „Godfather of Soul“ bezeichnet hat, aber getrost auch als „Father of Funk“ betrachtet werden kann.
Vielen Dank für die hilfe,
viele Grüße,
Susi
Gern geschehen.
Gruß, Norbert