Hallo,
man soll es nicht für möglich halten - aber es haben
tatsächlich auch Deutsche den Einmarsch der Russen überlebt.
Im Osten Deutschlands immerhin ein paar Millionen - auch in
Berlin. Und selbst in ostpreußen - sonst hätte es anschließend
keine vertreibung mehr geben können.
Also müssen wohl die ganzen Schauermärchen vom bösen Russen,
der alle erschießt oder nach Sibirien verschleppt, im
Wesentlichen doch Übertreibungen gewesen sein und die
verbrechen eher die Ausnahme - obwohl das den betroffenen
zugegbenermaßen auch nicht mehr hilft.
Die Deutschen haben auch nicht alle Juden Europas deportiert, obwohl sie viel länger als ein halbes Jahr Zeit hatten. Es hat auch keiner behauptet, daß die Russen alle erschossen oder verschleppt haben. Mancherorts sind sie vielleicht auch wirklich als Befreier aufgetreten und haben Essen verteilt. Fakt ist aber, daß in den Gebieten, welche die Sowjets vor Kriegsende besetzt hatten, wahllos Menschen getötet, verschleppt und vergewaltigt wurden. In den Ostgebieten folgten ihnen oftmals Polen und Tschechen, die auch noch ein paar Rechnungen begleichen wollten. Und was Berlin angeht: dort hat 1945 sogar die KPD an Ulbricht die Bitte rangetragen, Abtreibungskliniken einzurichten, weil es zu viele Vergewaltigungsopfer gab.
Natürlich sind die Sieger nicht gerade mit Samthandschuhen an
die Sache herangegangen - und die Tschechen und Polen auch
nicht. Aber das zu verlangen wäre wohl etwas viel gewesen nach
dem, was die Deutschen zuvor jahrelang angestellt hatten. Sag
doch mal einem Russen, dessen Familie von Deutschen erschossen
wurde, daß er sich nun rächen darf - angesichts des
Gegeiferes, daß unsere Vetriebenenverbände nach nun über 50
Jahren noch anstellen wegen des Unrechtes von damals kann ich
so ne Forderung nur als verlogen bezeichnen.
Dann findest Du es wahrscheinlich auch richtig,
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daß US-Marines, deren Kamerad im Irak-Einsatz verletzt wurde, sich die erstbeste irakische Familie greifen und lynchen?
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daß nach dem Bromberger Blutsonntag am 03.09.1939 (bis zu 2000 Deutsche wurden von den Polen umgebracht), mehr als 10.000 Polen in einer Vergeltungsaktion der Deutschen umgebracht wurden?
Die List ließe sich ewig fortführen. Was ich sagen will: diese Auge-um-Auge-Menatlität („bringst Du einen von meinen Leuten um, radiere ich dein Dorf aus“) war auch der Grundsatz der NS-Besatzungspolitik und die Leute die danach handelten oder das heute gutheißen, sind selbst nicht besser als die, die in Nürnberg verurteilt wurden.
Zu meiner Schulzeit gingen im Geschichts-Leistungskurs Stunden mit Filmen, Vorträgen und Ausstellungen über NS-Opfer ins Land, von deutschen Opfern war nie die Rede. Und genau so sieht es auch in Politik und Medien aus. Und dann stellen sich Leute wie du hin und wollen mir erzählen, daß das alles gar nicht so schlimm war und alles nur erfunden ist? Das ist für mich unklar.
Gruß