Hallo,
was sagt ihr, ist die soziale Marktwirtschaft Auslauf- oder Zukunftsmodell? Und aus welchen Gründen?
LG, J.
Hallo,
was sagt ihr, ist die soziale Marktwirtschaft Auslauf- oder Zukunftsmodell? Und aus welchen Gründen?
LG, J.
Schönes Diskussionsthema!
Über dieses Thema kann man wunderbar diskutieren, insbesondere am Stammtisch.
Die Meinungen werden mit Sicherheit so weit auseinanderklaffen wie die politische Anschauung der Beteiligten.
Wo es für die einen „unsozial“ ist, dass Leute, die 60h/Woche unter Drecksbedingungen malochen am Ende ein paar Euro in der Tasche haben als Taschenbilliardspieler ist es für Andere das Ende des Abendlandes, wenn man auch ohne zu arbeiten nicht verhungert.
Gegen soziale Strukturen ist nichts einzuwenden, aber mal ehrlich: Wo sich einige hundert Topmanager ohne Wimpernzucken Milliönchen in die Taschen schustern und Bundestagsabgeordnete, die €100000 netto im Jahr von ihrem Mandat (plus zig „Nebenjobs“ in vierstelliger/fünfstelliger Höhe) keine Ahnung zu haben scheinen, dass irgendwann bei 100% Steuern Schluß ist während Otto Normalverdiener selbst in guten Jobs an allen Ecken sparen muss damit am Ende des Monats keine roten Zahlen auf dem Konto sind - reden wir mehr von einer „Verarmung des Mittelstands“ als von „sozialer Marktwirtschaft“.
Dies kann solange weitergehen, bis die Struktur „umkippt“, d.h. der relative Wert der Arbeit unter den relativen Nutzen der Sozialstrukturen fällt.
An diesem Punkt wird Arbeit irrentabel. Dann werden sämtliche betroffenen Personen ihr Arbeitsverhältnis aufgeben und es entsteht ein massives Steuerloch, welches nicht mehr durch weitere Steuererhöhungen geschlossen werden kann, sondern nur noch durch massive Streichungen am Sozialsystem (konkret: den relativen Nutzen der Sozialstrukturen so weit senken, dass Arbeit wieder lohnt).
Je größer die „umgekippte Bevölkerungsgruppe“ ist, desto härter müssen die Einschnitte werden um wieder hinreichende Anreize zur Beschäftigung ohne Verlust der notwendigen Staatseinnahmen werden.
Die Kunst der Regierung besteht darin, das gesunde Maß zu finden, damit es nicht zu diesem „Umkippen“ kommt: Solange das nicht passiert, kann die soziale Marktwirtschaft bestehen, denn in sich ist sie wohl die stabilste sozi-ökonimische Struktur, die (mir) bekannt ist.
Gruß,
Michael
Sehr guter Ansatz!
Nur, wie weit sind wir von diesem „umkippen“ entfernt!?
Kippe?
Nur, wie weit sind wir von diesem „umkippen“ entfernt!?
„Liebe Bundesbürgerinnen und Bundesbürger, Gestern standen wir am Rand des Abgrunds: Heute sind wir einen Schritt weiter!“
Wäre das so einfach zu sagen, hätten die Politiker es mit Sicherheit schon auf dem Tableau.
Grobes Indiz wäre das bereinigte Nettoeinkommen (die 5% Spitzenverdiener rausgenommen) verglichen mit dem staatlich abgesicherten Existenzminimum.
Genaue Zahlen habe ich jetzt nicht, aber das sächliche Existenzminimum für Einzelpersonen liegt bei etwa €7000, das durchschnittliche bereinigte Nettoeinkommen bei etwa €12000.
Noch wäre also „Platz für mehr Sozialismus“.
Falls da wir jetzt schon fast bei €15 pro vollem Arbeitstag sind, die ein „Vollbeschäftigter“ mehr hat als ein „reiner Leistungsempfänger“ des Sozialsystems, ( == 400€-Job plus Hartz IV) wird es langsam bedenklich.
Wenn man dann in noch weiter in Richtung „Einkommen gleich garantiertem Existenzminimum“ driftet, wird’s bedrohlich: Wer zahlt denn dann die Steuern, wenn Sozialhilfe plus 1€ Job mehr Netto in die Tasche bringt als eine ausgebildete Fachkraftstelle?
Aber das ist jetzt eigentlich schon Stammtischpolemik, da man ohne mit den echten, exakten Zahlen zu spielen eigentlich nur im Bereich des „was-wäre-wenn“ diskutiert.
Gruß,
Michael
Kann Marktwirtschaft - überhaupt sozial sein ???
LG und schönes Halloween Rainer