Hallo Zeruya,
leider habe ich nicht so viel Zeit und kann zu deiner Frage auch nichts aus dem Ärmel schütteln.
Eine soziologische Theorie, die Fremdenfeindlichkeit hauptsächlich oder ausschließlich über den Bildungsabschluß herzuleiten versucht, wäre doch etwas zu eindimensional und bestenfalls als Beispiel für einen unzureichenden Zugang zu betrachten.
Natürlich spielt in der Thematik der Einstellung zu Fremden die Variable Bildungsstand eine wichtige Rolle.
Nicht zuletzt gehen mit dem Bildungsstand größere subj. wahrgenommene Freiheitsgrade einher, so daß Probleme insb. durch den schnellen sozialen Wandel und Strukturverschiebungen auf dem Arbeitsmarkt nicht unbedingt nach Aussen projeziert werden müssen. Zum anderen steigt mit dem Bildungsgrad die Wahrscheinlichkeit, persönlichen Kontakt mit Ausländern aufzubauen (Universitäten in Großstädten, internationale Austauschprogramme, Auslandserfahrungen und Reisen), was auch einen Einfluß auf die Einstellung zu Ausländern im Allgemeinen hat.
Jörg Stolz bezieht in seinem Buch „Soziologie der Fremdenfeindlichkeit“ diesen Zusammenhang neben einer Reihe weiterer sozialpsychologischer und soziologischer Theorien mit ein. Sein theoretischer Ansatz, der den Bildungsstand u.a. als wichtige Variable behandelt, ist das „Traditionalismus-Syndrom“
bei der u.a. Fremdenfeindlichkeit durch das kontrafaktische Festhalten an sich auflösenden Traditionen als Reaktion auf den schnellen sozialen Wandel auftritt.
Wie gesagt, bin ich auf diesem Theoriegebiet kein Spezialist und habe mich nur mal schnell umgeschaut, wo du dich mal umschauen könntest. Dieses Buch halte ich für einen Zugang zu deinen Fragen für sehr fruchtbar:
Soziologie der Fremdenfeindlichkeit: Theoretische und empirische Analysen von Jörg Stolz und Hans-Joachim Hoffmann-Nowotny von Campus Verlag (Taschenbuch - 10. Mai 2000)
Gibt es soziologische Theorien, die die
Fremden-(Ausländer-)Feindlichkeit durch den Bildungsabschluß
erklären?