Hallo!
Die Hypothese krankt meines Erachtens nach vor allem daran, dass jeder Mensch unter einem Sinnhorizont etwas anderes versteht.
Nicht jeder braucht zum persönlichen Lebensglück ein geisteswissenschaftliches Studium, falls er versäumt hat, in der Kindheit namhafte Autoren zu verschlingen oder den großen Komponisten gefolgt ist.
Meiner Meinung nach kann es sogar kontraproduktiv sein, sich zu sehr in diese Materie zu „hängen“ - denn der Genuss könnte u.U. „auf der Strecke bleiben“.
Und persönliche Interessen wie Mathematik, Physik, Chemie u.ä. können genauso erfüllend sein wie alles andere auch. Es gibt Menschen, die erreichen im Leben Glück und Zufriedenheit, ohne jemals ein „qualitativ hochwertiges Buch“ bzw. eine qualitativ hochwertige Sinfonie gehört oder gelesen zu haben.
Und auch die Auseinandersetzung in studentischer Hinsicht mit Materie, welche den geisteswissenschaften zuzuordnen ist, hat doch einen völlig anderen Umfang, als es das Aufwachsen in einer Familie bieten kann. Man verleiht doch keinem Kind, welches mit einem Picasso an der Wand, abendlichem Bach-Konzert auf dem Plattenteller und Ghoete im Bücherschrank aufgewachsen ist nicht gleich einen Magister?
Ich glaube, es kommen ganz andere Ursachen zusätzlich in Frage. Einmal natürlich müsste durch eine gewisse Art zu Denken (bei Diskussionen) und ein vorherschendes Thema innerhalb der Herkunftsfamilie die Anlage für diese Richtung gelegt sein.
Aber zum anderen sind es wie so oft doch auch materielle sowie erzieherische Möglichkeiten - und hier spielt v.a. das Einkommen der Herkunftsfamilie eine Rolle. Diplomstudiengänge weisen wesentlich häufiger einen wesentlich höheren NC auf als Studienfächer mit Magisterabschluss. Defizite des Schülers werden in besserverdienenden Haushalten häufig besser ausgeglichen (z.B. durch gezielte Einzelnachhilfe) als in anderen Haushalten. Auch ist meist die Ausstattung (es gibt Abiturienten mit Laptop und Beamer z.B. für ein Referat) und die Auswahl an Lehrmaterial in besserverdienenden Haushalten u.U. größer.
Somit würde ich mutmaßen, dass die Chance für Kinder aus reichem Elternhause erst einmal größer ist auf einen NC-Studienplatz als für die Kinder aus ärmeren Verhältnissen.
Lieben Gruß
Patrick