Die Erbengeneration und so weiter. Heute schreibt der Vorsitzende der Ludwig Erhard Stiftung R. Tichy das:
Die Vermögen wachsen unverhältnismäßig – wer keins hat, schaut in die Röhre. Es gibt nichts zu beschönigen: Die Vermögen wachsen in Deutschland und im Rest der Welt viel stärker als die Wirtschaftsleistung. Dafür sorgt vor allem die Zentralbankpolitik des billigen Geldes, die die Vermögenspreise inflationiert.
Der Global Wealth Report der Allianz stellt fest, dass im Jahr 2019 das Brutto-Geldvermögen im um 9,7 Prozent gestiegen ist. So stark wie seit 2005 nicht mehr. Die Analysten der Versicherung sind beeindruckt: „Angesichts der Tatsache, dass das Jahr 2019 von sozialen Unruhen, eskalierenden Handelskonflikten und einer industriellen Rezession geprägt war, ist diese Leistung mehr als erstaunlich.“
Ob man dabei allerdings tatsächlich von einer „Leistung“ reden sollte, ist fraglich. Denn wenn Vermögen im Schnitt und über längere Phasen stärker wachsen als die Wirtschaftsleistung, ist offensichtlich, dass dahinter eben keine Leistungen stehen. Zumindest keine produktiven, die den Wohlstand der Volkswirtschaften tatsächlich heben.
Die Autoren des Reports erklären auch selbst, wer dafür in erster Linie dafür verantwortlich ist, dass die Vermögenden im Schnitt deutlich schneller noch reicher wurden als die Wirtschaft es eigentlich rechtfertigen würde: Es sind die Zentralbanken, die einen „Kursschwenk hin zu einer breit angelegten geldpolitischen Lockerung vollzogen“, der zu einem „kräftigen Plus von 25% der Aktienmärkte, losgelöst von den Fundamentaldaten“ führte. Die Fundamentaldaten, das ist ein etwas verscherbeltes Wort für die Wirklichkeit der Wirtschaft.
Es hilft nichts, wenn man das Reden von der „sozialen Schere“, die sich weiter öffne als ein linkes Narrativ entlarven will. Tatsache ist, dass die extra lockere Geldpolitik und auch die exzessive Ausgabenpolitik der Sozialstaaten zu wirtschaftlichen Verwerfungen führt, von denen die Vermögenden profitieren und für die die Einkommensbezieher letztlich bezahlen. Die Kaufkraft jedes einzelnen Euros für Konsumgüter sinkt nur leicht, aber die für Vermögenswerte löst sich in der Flut des aus dem Nichts geschaffenen Zentralbankgeldes schnell auf.
Für den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft ist das keine gute Entwicklung. Zumindest dann nicht, wenn man, wie es ordoliberaler Auffassung entspricht, eine breite Verteilung des Produktivvermögens in der Bevölkerung für wünschenswert hält.
Seht Ihr das auch so?