Sozialer Verein - Haftung?

Die fiktive 85-jährige Susi bittet mich um Rat in folgendem fiktiven Fall:

Susi ist nimmer so 100% fit, lebt noch in ihrer eigenen Wohnung, aber bekommt einige Unterstützung (einkaufen, Fahrdienste, Papierkram etc.) von einem lokalen e.V. der sich auf genau sowas spezialisiert hat. Abgerechnet wird der Spaß über eine Komponente des Pflegegeldes, deren Bezeichnung ich aktuell nicht im Kopf habe (könnte ich bei Bedarf aber rauskriegen) mit der Pflegekasse, Susi muss „nur“ Mitglied in diesem Verein sein.

So, nun passierte was passieren musste: am Freitag Abend fällt der Susi siedend heiß ein, dass sie ja am Montag um halb 10 nen unfassbar wichtigen Arzttermin hat. Sie hatte auch rechtzeitig vorher mit diesem Verein kommuniziert, dass die einen der Fahrer vorbeischicken. Und üblicherweise melden sich die Fahrer dann auch immer zeitnah bei den Leutchen um die genaue Abholzeit zu vereinbaren. Nur: das war bis zu diesem Freitag Abend nicht passiert. Susi hat zwar dann direkt auf dem Handy von dem Verein angerufen, aber über’s Wochenende ist halt von den Leuten keiner rangengangen und hat auch nicht den Anrufbeantworter abgehört.

Am Ende musste die Susi also für über 50 Euro mitm Taxi fahren (plus noch dem riesigen Stress, mit 85 ist halt „mal eben ein Taxi“ rufen eine stundenlange, aufwühlende Angelegenheit und keine Kleinigkeit). Da Susi auch nicht fürchterlich reich ist, würde sie nun gerne diese Kohle von dem Verein zurück haben. Denn - und das sieht der Ansprechpartner vom Verein genauso - die haben das versaubeutelt.

Susi möchte nun am liebsten bei dem Verein anrufen und krakeelen „gib mir mein mein Geld zurück!“ - ich bin eher der Meinung, dass sie da keine Chance hat. Leider ist die Satzung von diesem Verein nicht online (und Susi hätte sie vielleicht in ihren Unterlagen aber kann sie nicht finden).

Hat jemand eine Idee, ob Susi da irgendeine Chance haben könnte?
Wie gesagt, die Fahrer sind „ehrenamtlich“, bekommen allerdings einen kleinen Obolus von wenigen Euro (unter Mindestlohn) pro Fahrstunde plus Kilometergeld. Der Verein rechnet etwa das doppelte von diesem Obolus mit der Pflegekasse ab (für Verwaltung, Koordination etc.) - dafür gibt es 3 Teilzeitkräfte, die das gemeinsam stemmen.

Aus offensichtlichen Gründen werde ich diesen fiktiven Verein hier nicht verlinken, wer aber wirklich will und das für zweckdienlich hält, kriegt ihn per PN.

Kann jemand der Susi da Mut machen und mir meinen Pessimismus nehmen?

Hallo,

auf was genau hat die Dame einen Anspruch? Und auf was nicht?
Ohne die Satzung und was es ergänzend dazu geben sollte, kommen wir sicher nicht weiter. Wenn Die Dame die Satzung nicht mehr hat und diese auch nicht online einsehbar ist, muss sie sich diese neu besorgen. Ein netter Anruf beim Verein dürfte helfen.

Gruss
Jörg Zabel

PS: Nebenbei frage ich mich, ob und wie es einem Verein mit ehrenamtlichem Personal zumutbar ist, zwischen Freitag Abend und Montag früh mal schnell den „Dienstplan“ umzustellen und eine Fahrt im Wert von 50 Euro Taxikosten einzuschieben.

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Ich lese, dass ihr am Freitag Abend auffiel, dass sie noch keine Bestätigung für den Termin hatte. Nicht, dass sie da den Termin erst mitgeteilt hat.

Servus,

ist hier nicht so bedeutend, weil

Die Leistung war also zugesichert worden, mit der Bestätigung (die im Rahmen der Kommunikation wohl stattgefunden hat) wurde für Montag neun Uhr (oder sowas) für die Leistung ein Datum nach dem Kalender bestimmt, und der Verein befand sich dadurch, dass er die zugesagte Leistung nicht zum vereinbarten Zeitpunkt erbracht hat, in Verzug.

Das liefe doch dann auf Schadensersatz wegen Pflichtverletzung gem. § 280 BGB hinaus?

mutmaßt

MM

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Ich gebe zu: Hab ich überlesen, damit bekommt die Sache einen anderen Sinn.

Ja, so ist das :wink:

O,o, ging mir auch so.
framseso90

Gelegentlich werde ich ja ganz unjuristisch, und das hier ist auch so ein Fall. Haftung hin oder her, Kosten für das Taxi und Nerven ebenfalls. Man sollte sich aber überlegen, was hier die längerfristigen Konsequenzen sein dürften, und wie die sich im Verhältnis zu den einmaligen Taxikosten darstellen dürften.

Offenbar kommt Susi über diesen Verein bislang preiswert und problemlos zu gewissen Leistungen. Was wäre, wenn dieser Verein jetzt zwar das Taxi bezahlen würde, künftig aber keine Lust mehr auf Susi hätte? Könnte Susi diesen Verein und seine Leistungen so einfach und kostengünstig substituieren? Es wird ja vermutlich bislang Gründe geben, warum Susi diesen Verein und keinen gewerblichen Dienstleister für diese Dinge nutzt.

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Tja… Wenn Du möchtest, kann ich Dir gerne Susis Telefonnummer geben - ICH kam mit genau dieser Argumentation jedenfalls nicht durch auf meinen fusseligen Mund deute. Darum eben meine Frage, ob es überhaupt eine „rechtliche“ Möglichkeit gäbe… Aber halt mit der Einschränkung, dass ich momentan nicht an die Vereinssatzung / allfällige weitere Verträge rankomme (und auch das vorgeschlagene „freundliche Telefonat“ aus Gründen nicht geht)

Vielleicht. Vielleicht muss sich die alte Dame eine Mitschuld vorwerfen lassen (sie hätte nachhaken können), die einen etwaigen Anspruch reduzieren könnte, ggf. sogar auf null.

Vielen Dank, mit dieser überaus klugen Antwort ist meine Frage dann auch gelöst.

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