Soziales nur etwas für die untere Mittelschicht?

Hallo,

ich habe eine eher grundsätzliche Frage, die mich schon lange beschäftigt.
Wann immer es um Personen geht, die sich für soziale Belange interessieren (lobenswert), treffe ich auf Leute, die eher aus den unteren Mittelschichten zu stammen scheinen.

Beispiele:
Da kündigt sich eine Demo gegen rechts an (löblich).
Die Organisatoren, die sich hier engagieren, liefern ein Erscheinungsbild, das den Eindruck vermittelt, „nur wir (Arbeitslosen) haben für so etwas Zeit“.

Da kümmert sich einer um die Belange von Kindern arbeitsloser Eltern
(auch lobenswert). Und wieder der gleiche Eindruck:
Der betreffende scheint selber knapp über der Problemgruppe zu stehen.

Ich könnte die Liste beliebig lang werden lassen.

Woran liegt so etwas?
Habe ich da eine Fehlwahrnehmung?
M.E. entwerten die in den Beispielen genannten Personen nämlich ihre
wertvolle Arbeit durch solche Eindrücke.
Haben die Leute, die besser dastehen, für solche Themen (wie in den Beispielen) keine Zeit?

Da würden mich Meinungen interessieren.

Viele Grüße

ThommyTLM

Ja

Haben die Leute, die besser dastehen, für solche Themen (wie
in den Beispielen) keine Zeit?

Ich bin sogar heute auf Arbeit und nachher noch auf anderen Terminen.

Gruß

Stefan

Hallo Thommy,

  1. Woran erkennst du die die soziale Stellung von Personen, an der Kleidung, am Verhalten, an der Sprache? In unserer Gesellschaft ist das gar nicht mehr so einfach.

  2. Du schreibst es selber.

Haben die Leute, die besser dastehen, für solche Themen (wie
in den Beispielen) keine Zeit?

Wer bitte hat denn Montags bis Freitags regelmäßig tagsüber Zeit?
Der Chefarzt? Der Ingenieur? Der Geschäftsführer?
Ein konkretes Beispiel dazu. Die örtliche Tafel bei uns hat die Ausgabe von 16:00 bis 18:00 Uhr. Die Helfer müssen dementsprechend ca. zwei Stunden vorher da sein.

Die Zeit dafür haben dann Rentner, nicht arbeitende Gattinnen, Frührentner, Teilzeitkräfte und Arbeitslose, vielleicht auch mal Schüler, Studenten, Schichtarbeiter oder Lehrer.

Wenn nun Sozialarbeiter, Pfarrer oder Priester eine soziale Initiative anstoßen und die Zeiten für die Treffen nicht in die Abendstunden oder an Wochenenden legen (sondern in ihre eigene Arbeitszeit), werden große Gruppen an potentiellen Helfern ausgegrenzt.

Gruß
Carlos

Hallo,

zu:

„Habe ich da eine Fehlwahrnehmung?“

Ja!

Es ist - leider - meist ganz anders. Wenige Obdachlose organisieren Demonstrationen, Initiativen gegen Mietwucher. Wenige Arbeitslose demonstrieren gegen Arbeitslosigkeit.

Als ein wenig problematisch - vielleicht hast du dich einfach ein wenig salopp ausgedrückt - empfinde ich Formulierungen wie:

„Der betreffende scheint selber knapp über der Problemgruppe zu stehen“.

Ist die Gruppe der Betroffenen ein Problem, oder nicht eher doch das Problem selbst?

Zu:

"Die Organisatoren, die sich hier engagieren, liefern ein Erscheinungsbild, das den Eindruck vermittelt, „nur wir (Arbeitslosen) haben für so etwas Zeit“.

Welche Organisatoren - einige Beispiele wären hilfreich - liefern welches Erscheinungsbild?

Grüße

godam

Grüße

godam

Haben die Leute, die besser dastehen, für solche Themen (wie
in den Beispielen) keine Zeit?

Der Tag hat nun mal nur 24 h. Für alle sozialen Schichten. „Besser dazustehen“, wie Du es nennst, fällt meistens nicht vom Himmel, sondern muß erarbeitet werden.

Warum überhaupt in Schichten denken?

Jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen vom Leben.

Da gibt es welche, die die Karierreleiter erklimmen wollen und damit ihr ganzes Leben verbringen, ja vielleicht sogar verschwenden oder es ein Leben lang versuchen und dabei scheitern; und wieder andere, die wenig Wert auf weltlichen Besitz legen und in ihrem Leben etwas wichtiges und sinnvolles tun wollen, indem sie andere unterstützen und sie für die Schwachen einsetzen.

Hallo,

da schließe ich mich meinen Vorschreibern an.

  1. haben Berufstätige oft nur nach Feierabend oder am Wochenende Zeit für freiwillige soziale Arbeit.
  2. gibt es Menschen mit noch weniger Zeit dafür vielleicht höherem Verdienst, die anstelle Zeit eben Geld spenden. Fällt sowas auf? Vermutlich nicht, wenn sie sich nicht gerade damit brüsten. Sicherlich gibt es unter den Besserverdienenden auch ein paar mit schlechtem Gewissen, die gern etwas abgeben wollen, es aber nicht an die große Glocke hängen wollen?!

Ich denke auch, Du hast da ein falsches Bild. Helfer sind meist keine Egoisten, haben ein gutes Herz und sind einfach gern hilfsbereit. Egal, aus welchem „sozialen Milieu“ sie kommen mögen.

Ich kenne ein paar Leute, die einfach nur etwas gutes tun und ihre Freizeit sinnvoll nutzen wollten. Die Dankbarkeit, die von Behinderten, Obdachlosen, Hungernden, Kranken usw. zurück kommt, ist viel mehr Wert als alles Geld der Welt.

Viele Grüße - Milana

Bewegungen gegen Chauvinismen gegen Randgruppen (Homosexuelle, …) und gegen wirtschaftliche Ausbeutung werden fast immer von den Mittelschichten getragen, weil sie einerseits nicht zu den Reichsten (also den Nutznießern von Unterdrückung und Ausbeutung) gehören, aber andererseits so reich sind, dass sie gut gebildet sind. Durch die Bildung wissen sie, wie man überhaupt eine Bewegung organisiert und sind informiert über politische Zusammenhänge.

Hallo.

Kommt darauf an, wie du „Soziales“ definierst. Bill Gates spendet knapp die Hälfte seines Verrmögens, also im Milliardenbereich. Sehr viele soziale Hilfsprojekte werden von reichen Menschen finanziert.

Ich denke, es ist unabhängig, aus welcher Schicht man stammt. Die Motive für das Handeln dürften sich wahrscheinlich unterscheiden und die Art, wie man meint zu helfen.