Hallo
Obwohl ich die folgenden Antworten durch Recherchieren erhalten habe, versuche ich die Begriffe wie folgt zu erklären:
Grundsätzlich durchläuft der Mensch eine Entwicklung, die von Geburt bis zum Tode andauert. Hier spreche ich also den zeitlichen Horizont an.
Die Phase von Geburt bis zur Adoleszenz, also in der zeitlichen Lebensphase von elterlicher Erziehung und Umfeld (Grosseltern, Spielkameraden, Kindergarten,
Schule) bis zum ersten bewussten Erfassen von der eigenen Persönlichkeitsstruktur (Werte, Moral, Ethik, Glaubenssätze/Überzeugungen etc.) also der Adoleszenz (wann immer auch der Punkt ist, des Erwachsenseins??!!) – diese Phase verstehe ich als Enkulturation und ist der Lebensweg, der soweit unbewusst in der ersten Lebensphase abläuft.
Die Sozialisation hat klar mit den systemischen Elementen – also räumliche und zeitliche Aspekte zu tun. Ich spreche gerne von Kollektiven. Darunter verstehe ich gesellschaftliche Gefühls- und Denkmuster die in jeglicher Form bei >1 Menschen auftreten. Beispiele solcher Kollektive sind: die Familie, eine Firma oder Unternehmen, Dörfer, kleine Regionen, ganze Länder und sogar unsere gesamte Bevölkerung auf der Erde. Diese Kollektive – so klein sie auch sein mögen, beinhalten immer wieder eigene Werte, eine Verhaltensweisen und Überzeugungen – natürlich auch andere Sprachen, andere Hautfarben etc… Wenn wir also von Sozialisation sprechen, geht es meines Erachtens die Prägung von Menschen und wird dann sichtbar, wenn es sich um einen Übertritt von einem Kollektiv ins andere handelt – oder wenn die Perspektive des Betrachters wechselt.
Eine mehr oder weniger erfolgreiche Sozialisation hängt dann von der Anpassungsfähigkeit der einzelnen Person ab.
Beispiele: Wenn heute in der Schweiz Menschen von Italien, die nach 30 Jahren kein Wort Deutsch oder Schweizerdeutsch sprechen, dann ist deren Sozialisation als weniger erfolgreich zu bezeichnen. Menschen von Israel, die seit Jahrzehnten in Australien leben und arbeiten, und weiterhin ganz schlecht englisch sprechen, sind auch schlecht integriert. Sie bilden weiterhin ein eigenes Kollektiv und sind nicht sozialisiert.
Nun zu den der zweiten Frage:
- Und meine Zweite Frage: Was ist der Unterschied zwischen Sozialisation und Entwicklung (ist Entwicklung nur die biologische Komponente? Es gibt ja auch Persönlichkeitsentwicklung, die ist aber doch dann das gleiche wie Sozialisation oder?) ?
Nein, meiner Meinung nach haben beide Begriffe nichts mit biologischen Komponenten zu tun. Die Begrifflichkeiten beziehen sich einerseits auf eine zu entwickelende im geistigen Sinn, aufwachsende – jedoch eher unbewusster Natur – Persönlichkeit (Enkultuation) und anderseits, bei bereits herangewachsenen und mit Prägungen versehene Menschen. Man könnte Sozialisation auch mit Prägung bezeichnen. Sie sind geprägt von der Erziehung, Bräuche, Glauben etc. in ihrem Umfeld.
Die Sozialisation steht in Beziehung zur Enkulturation, wobei der Enkultuartionsprozess ein unbewusstes aufnehmen von Paradigmen (Haltungen), Erziehung etc. ist.
Die beiden Begriffe Sozialisation und Enkultuation liegen im Gegensatz zur Persönlichkeitsentwicklung ausserhalb von Eigenverantwortlichkeiten. Die Persönlichkeits-entwicklung fängt damit an, dass der Mensch Verantwortung für sich übernimmt – also in dem Willen gestärkt wird, etwas zu tun, etwas zu lernen, etwas bewusst zu erfassen, um für sich (und nur für sich) Veränderungsprozesse zu iniizieren, die sein Leben verbessern. Somit kann der Begriff „Sozialisation“ nicht mit dem Betriff „Persönlichkeitsentwicklung“ verglichen werden, da die Sozialisierung eine von aussen eingedrungene Prägung darstellt. Die Persönlichkeitsentwicklung ist der aktive Teil und hat rein mit dem Individuum zu tun, und ist selbstgesteuert und eigenverantwortlich.
Liebe Grüsse,
Robert Mertesdorf