Unser Sohn (ab August 15, Realschule) lässt es zur Zeit richtig krachen: innerhalb von 2 Wochen hat er 3 Verweise bekommen (2x wegen unverschämten Verhalten gegenüber dem Lehrer, Nichtfolgeleisten von Anordnungen, 1x wegen Entziehen aus der Aufsichtspflicht), er musste nachsitzen, weil er Bänke beschmiert und so weiter.
Seine pubertären Anwandlungen haben sich bisher in erträglichen Grenzen gehalten, aber jetzt dreht er richtig auf.
Nun meine Frage: um ihn wieder auf den Boden der Realität zurück zu holen, würde ich ihn gerne in den Ferien 2 Wochen soziale Arbeit verrichten lassen, denn ich denke, hausarrest und Fernseher weg nehmen sind hier der falsche Weg. Darf ich das? Muss ich das genehmigen lassen? Wenn ja, wo?
Für Erfahrungen in diesem Bereich und Auskunft danke ich im Voraus!
Hallo,
ich kenne genau dieses Problem sehr gut. Ich empfehle die Lektüre des Buches „Jungen in der Pubertät“ von Joachim Braun, kostet auch nur 10 Euro. Sehr wichtig finde ich hier auch den Einbezug der psychoanalytischen Sichtweise auf das Thema.
Meiner Ansicht und Erfahrung nach hilft „Übergestülptes“ nicht, ist sogar kontraproduktiv, der Jugendliche geht sofort in „Antihaltung“. Vielleicht aber ist Ihr Sohn an einem bestimmten Berufsfeld interessiert und würde hier ein freiwilliges Praktikum machen (hat meiner mit großem Erfolg bei der Sport-Arena getan!). Und wichtig: Frontenbildung möglichst vermeiden, Ruhe bewahren… hört sich leicht an, ich weiß. Und: SIE haben nichts falsch gemacht. Das ist oft so in der Pubertät gerade mit Jungs, die es heute richtig schwer haben, siehe Lektüre.
Herzliche Grüße
von einer Mama mit einem 15jhr. Jungen in der Pubertät und einer 17jhr. Tochter, die nach der schlimmen Pubertät ein wunderbarer Mensch geworden ist
Hallo,
ich kann dir keinen wirklich rechtlich fundierten Rat geben aber meine Sicht der Dinge schreiben. Wirkliche Sozialstunden können ja nur von einem Gericht verhängt werden, also werden Sozialstunden, die du deinem Sohn aufbrummst nicht offizielle Sozialstunden sein und einer Genehmigung bedürfen. Ich finde die Idee an sich aber nicht schlecht. Vielleicht solltest du dir noch mal über den Umfang Gedanken machen. Wir verhängen an der Schule auch Sozialstunden, die dann beim Hausmeister abgeleistet werden müssen, also z.B. ein paar Stunden helfen beim Kehren, Müll sammeln, Tische reinigen… im Winter Schnee räumen und solche Dinge. So könnte ich mir das auch in eurem Fall vorstellen. Zwei Wochen halte ich allerdings für sehr viel, wie sollte es denn dann weiter gehen, wenn euer Sohn damit noch nicht „bedient“ ist? Lieber kleiner anfangen, würde ich hier raten.
Insgesamt ist es ja so, dass ein Jugendlicher mit 14 Jahren unter das Jugedschutzgesetz fällt und damit die prinzipiellen Arbeitsumstände geregelt sind. Arbeiten darf man aber in diesem Alter und das auch auf Anweisung der Eltern. Aber man muss sich natürlich Gedanken machen: Wo? Denn dann muss ja irgendein Betrieb, eine Einrichtung… die Verantwortung und Aufsicht für den Jungen übernehmen. Auch da sollte man genau überlegen ob man denjenigen einen Gefallen tut.
Kurz gesagt: Mein Rat wäre, eine geeignete Stelle suchen, als Eltern dort vorstellig werden und nachfragen inwieweit man ein paar Tage/Stunden vereinbaren kann. Dann muss noch die Haftungsfrage geklärt werden.
Ideal wäre tatsächlich eine Ableistung der Sozialstunden an der Schule selbst. Vielleicht könnte man da erst mal nachfragen?
Noch eine zusätzliche Idee: Manchmal eskalieren auch an Schulen Situationen, die eigentlich nicht so wahnsinnig erwähnenswert sind. Das klingt dann für Eltern sehr spektakulär und besorgniserregend. Jedes Kind in der Pubertät braucht klare Grenzen und dazu Verständnis. Also: Eine klare Warnung ans Kind, z.B. in Form von Sozialstunden in gewissem Umfang und dann auch wieder das Glauben daran, dass es besser wird. Ich habe Schüler mit weit über 20 Verweisen im Schuljahhr, die sich dann wieder fangen und einordnen. Klare Grenzen, konsequente aber nicht zu harte Folgen, immer wieder auf 0 zurücksetzen und neu hoffen.
Ich hoffe, dass ich ein bisschen helfen konnte und bin gerne noch zu weiterem Austausch bereit.
Viele Grüße
Hallo,
das wäre alles zu einfach, denn du scheinst nach Schuld zu suchen, um diese dann deinem Sohn unterzujubeln. Daher werde ich dir deine Frage so nicht beantworten.
Wichtig wäre zu fragen, welches Verhalten dahinter steckt, wie ist deine Beziehung zu ihm, was will er?
Ansonsten sehe ich bei allem was du gesagt hast keinen Nutzen:
Verbote und Strafe bringen im allerbesten Falle nix. Aber in der Regel machen sie alles noch schlimmer:
- Die Beziehung zu deinem Sohn wird noch mehr gestört.
- Er sucht die Schuld dann auch bei sich und seine Selbstzweifel werden noch größer.
- Jeder Mensch (und erst recht Pubertisten) braucehn ein paar andere Menschen, die sie für ok. halten so wie sie sind.
Ein Tipp: Les mal das Buch von Jesper Juul über Pubertät oder suche eine Erziehungsberatungsstelle auf.
LG
Stefan
Hallo Stefan,
das Verhältnis innerhalb in der Familie ist gut, und es geht hier nicht um Schuld oder Strafen. Mein Sohn schlägt derzeit verbal über die Stränge, will heißen, so, wie die Kids untereinander sprechen, so quatscht er auch Lehrer an. Dies aber nur bei Lehrern, die sich nicht wirklich durchsetzen können! Ich kann nicht behaupten, dass mein Sohn unter Selbstzweifeln leidet, eher im Gegenteil. Im Großen und Ganzen ist er ein umgänglicher Kerl, ich bin aber doch der Meinung, dass es Konsequenzen haben muss, wenn man sich daneben benimmt. Als Tochter einer Sozialpädagogin wurden alle meine Schandtaten erstmal analysiert und diskutiert, das hat mich als Teenie nicht im Geringsten interessiert! Es gibt einen Unterschied zwischen Verhaltensauffälligkeiten wegen Problemen und „sich einfach daneben benehmen und Grenzen austesten“, und ohne Konsequenzen kann meiner Meinung nach eine Erzeihung nicht funktionieren. (Bei mir ist die psychologisch - pädagogische Schiene gründlich in die Hose gegangen).
Nichts für ungut.
LG Eva
Nun meine Frage: um ihn wieder auf den Boden der Realität
zurück zu holen, würde ich ihn gerne in den Ferien 2 Wochen
soziale Arbeit verrichten lassen, denn ich denke, hausarrest
und Fernseher weg nehmen sind hier der falsche Weg. Darf ich
das? Muss ich das genehmigen lassen? Wenn ja, wo?
Für Erfahrungen in diesem Bereich und Auskunft danke ich im
Voraus!
Hallo 2006goellner,
dein Sohn durchläuft im Moment augenscheinlich eine sehr schwere Zeit, die auch für dich nicht einfach ist.
Zunächst zu deiner Frage: Deinen Sohn zur Verrichtung sozialer Arbeit zu zwingen ist nicht möglich. Dafür gibt es keine rechtliche Grundlage und ich möchte auch bezweifeln, ob diese Methode sinnvoll wäre. Sozialstunden können z.B. dann durch einen Jugendrichter angeordnet werden, wenn es zu einem Strafverfahren gegen deinen Sohn gekommen ist. An Hand deiner Schilderung entnehme ich aber, dass es soweit nicht gekommen ist.
Möglich wäre, dass du dich zum Beispiel mit deinem Sohn, Lehrer und / oder dem Schuldirektor zusammensetzt und gemeinsam mit deinem Sohn überlegst, wie er sein Verhalten durch soziale Arbeit wieder gut machen kann.
Funktioniert das nicht und das Verhalten deines Sohnes bessert sich in keinster Weise, kann ich dir nur empfehlen dich beim Jugendamt oder anderen Einrichtungen, die Jugendarbeit betreiben, beraten zu lassen.
Viele Grüße!
Hallo,
jaja, man hat was im Kopf und wenn dann jemand mit einem anderen Gedanken kommt, … .
Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen, ich kenne deine Familie nicht.
Ich merke aber sehr wohl, dass du die Begrifflichkeit Konsequenz und Strafe verwechselst. Und ich weiß, dass Strafen nix nutzen, sie verletzen. Vielleicht führen Sie zu Verhaltensänderungen, aber nicht aus Überzeugung, sondern wegen einer Vermeidungshaltung. Und dies tut dann der Beziehung nicht gut. Bist du dir sicher, dass dein Sohn dann sagt, „Ja Mama, du hast ja so recht, ich habe Bockmist gebaut und du bestrafst mich. Dafür bin ich dir sehr dankbar.“
Aber egal, was ich sage oder schreibe, hat bei vermutlich bei dir kein Gewicht.
Vielleicht warst du ja auch nur auf der Suche nach einer Antwort, die deinem Handeln dienlich ist. Aber da habe ich gesagt, wirst du von mir keine Antwort bekommen.
Es geht mir auch nicht ums analysieren. Aber ich scheine einen wunden Punkt bei dir getroffen zu haben, wenn mein Posting dich an deine Mutter erinnert.
Liebe Grüße
Stefan
Hallo,
er ist erst 15, da wird es schwer sein eine geeignete
Stelle für ihn zu finden. Sollte euch das aber gelingen, dann könnt ihr das machen. Allerdings hat es wenig Sinn, wenn euer Sohn damit nicht einverstanden ist. Er muss es wollen.
Es gibt die Möglichkeit ihn eine Weile, also durchaus länger als 14 Tage auf einen Bauernhof zu schicken. Da gibt es z. B. einen im Ausland, der so gelegen ist, dass der nächste Ort nicht ohne weiteres zu erreichen ist. Das hat den Vorteil, dass er sich mit der Arbeit verbinden kann. Dort sind mehrere Jugendliche.
Gute Erfahrungen gibt es auch, wenn Jugendliche in diesem Alter ins Ausland in eine Schule gehen. Dann erleben sie, wie sie sich selber anstrengen müssen, um Kontakte zu knüpfen.
Bei beiden Möglichkeiten wird das Verhaltensmuster durchbrochen, dass er sich jetzt aufgebaut hat. Oftmals ist das eine gute Lösung und wenn er zurück kommt ist er um einiges an seinen Erfahrungen gewachsen.
Vielleicht ist er auch unter- oder überfordert. Wichtig wäre es einmal heraus zu bekommen, warum er so handelt. Es kann auch andere Gründe, wie z. B. Mobbing oder ähnliches dafür geben.
Solange ihr die Möglichkeit zu Gesprächen habt, versucht mit ihm zu sprechen. Ohne Vorwürfe, hört euch seine Seite an. Dies auch ohne zu urteilen. Ihm einfach Raum geben. Wenn die Situation schon verfahren ist, holt euch Hilfe.
Gruß
[EDIT: Name anonymisiert]
Vielen Dank für die vielen Antworten. Zwischenzeitlich habe ich mit dem Jugendamt und auch mit dem Direktor meines Sohnes Rücksprache gehalte, die die Idee mit sozialer Arbeit als „Wiedergutmachung“ für sein Fehlverhalten sehr gut finden und die Sache zu 100% unterstützen. Mein Sohn wird in der letzten Schulwoche nachmittags in seiner Schule dem Hausmeister und der Putzkolonne zur Hand gehen. Jeder, der uns geantwortet hat, betonte besonders, dass wir mitihm darüber reden müssen. Ich denke, das versteht sich von selbst und das haben wir auch ausführlich getan! Wir haben unserem Kind unsere Sichtweise genau dargelegt und uns seine Meinung zu seinem Verhalten angehört, ohne darüber zu urteilen. Aber man darf nicht vergessen, dass es sich um pubertierende Kinder handelt, die noch nicht wirklich in der Lage sind, Einsicht zu zeigen oder ihr Fehlverhalten richtig einzuschätzen! Wir reden von Kindern, die erst noch lernen müssen, dass falsches Verhalten Konsequenzen nach sich zieht, und kein Problem dadurch gelöst wird, dass man seine schlechte Laune an anderen auslässt! Ich denke, man sollte klar trennen zwischen Aufarbeiten der Probleme und den tatsächlichen Konsequenzen für das Handeln, und ich denke, dass mir die Reaktionen diverser Pädagogen auf mein Ansinnen hier auch Recht geben. Trotzdem freue ich mich, dass Ihr Euch für mich Gedanken zu diesem Thema gemacht habt! Vielen Dank.
Vielen Dank für die vielen Antworten. Zwischenzeitlich habe ich mit dem Jugendamt und auch mit dem Direktor meines Sohnes Rücksprache gehalte, die die Idee mit sozialer Arbeit als „Wiedergutmachung“ für sein Fehlverhalten sehr gut finden und die Sache zu 100% unterstützen. Mein Sohn wird in der letzten Schulwoche nachmittags in seiner Schule dem Hausmeister und der Putzkolonne zur Hand gehen. Jeder, der uns geantwortet hat, betonte besonders, dass wir mitihm darüber reden müssen. Ich denke, das versteht sich von selbst und das haben wir auch ausführlich getan! Wir haben unserem Kind unsere Sichtweise genau dargelegt und uns seine Meinung zu seinem Verhalten angehört, ohne darüber zu urteilen. Aber man darf nicht vergessen, dass es sich um pubertierende Kinder handelt, die noch nicht wirklich in der Lage sind, Einsicht zu zeigen oder ihr Fehlverhalten richtig einzuschätzen! Wir reden von Kindern, die erst noch lernen müssen, dass falsches Verhalten Konsequenzen nach sich zieht, und kein Problem dadurch gelöst wird, dass man seine schlechte Laune an anderen auslässt! Ich denke, man sollte klar trennen zwischen Aufarbeiten der Probleme und den tatsächlichen Konsequenzen für das Handeln, und ich denke, dass mir die Reaktionen diverser Pädagogen auf mein Ansinnen hier auch Recht geben. Trotzdem freue ich mich, dass Ihr Euch für mich Gedanken zu diesem Thema gemacht habt! Vielen Dank…
Vielen Dank für die vielen Antworten. Zwischenzeitlich habe ich mit dem Jugendamt und auch mit dem Direktor meines Sohnes Rücksprache gehalte, die die Idee mit sozialer Arbeit als „Wiedergutmachung“ für sein Fehlverhalten sehr gut finden und die Sache zu 100% unterstützen. Mein Sohn wird in der letzten Schulwoche nachmittags in seiner Schule dem Hausmeister und der Putzkolonne zur Hand gehen. Jeder, der uns geantwortet hat, betonte besonders, dass wir mitihm darüber reden müssen. Ich denke, das versteht sich von selbst und das haben wir auch ausführlich getan! Wir haben unserem Kind unsere Sichtweise genau dargelegt und uns seine Meinung zu seinem Verhalten angehört, ohne darüber zu urteilen. Aber man darf nicht vergessen, dass es sich um pubertierende Kinder handelt, die noch nicht wirklich in der Lage sind, Einsicht zu zeigen oder ihr Fehlverhalten richtig einzuschätzen! Wir reden von Kindern, die erst noch lernen müssen, dass falsches Verhalten Konsequenzen nach sich zieht, und kein Problem dadurch gelöst wird, dass man seine schlechte Laune an anderen auslässt! Ich denke, man sollte klar trennen zwischen Aufarbeiten der Probleme und den tatsächlichen Konsequenzen für das Handeln, und ich denke, dass mir die Reaktionen diverser Pädagogen auf mein Ansinnen hier auch Recht geben. Trotzdem freue ich mich, dass Ihr Euch für mich Gedanken zu diesem Thema gemacht habt! Vielen Dank.