Warum wurde die Soziologie als Krisenwissenschaft konzepiert ?
Womit hängt das zusammen, mit welchen gesellschaftlichen Hintergründen ?
Für Antworten wäre ich dankbar.
Gruss Tobias
Warum wurde die Soziologie als Krisenwissenschaft konzepiert ?
Womit hängt das zusammen, mit welchen gesellschaftlichen
Hintergründen ?
Für Antworten wäre ich dankbar.
Gruss Tobias
Hallo Tobias
In der Wochenzeitung DIE ZEIT gab es Anfang 1996 eine Reihe über die „Der Streit um die Soziologie“. Darin heißt es u.a.:
Stets war ja die Soziologie auch eine Krisen- und Kritikwissenschaft, und es waren vor allem drei große Kritiken, die die Geschichte des soziologischen Denkens von Anfang an begleitet haben: die Kritik an der Entfremdung des Menschen, wie sie Karl Marx, aber auch viele Konservative vorgetragen haben; die Kritik an Organisation und Bürokratie von Max Weber, Robert Michels und anderen. Je umfassender und konsequenter die Demokratie sich durchsetzt, so ihr Argument, um so eher zerschellt der demokratisch-emanzipatorische Anspruch an den „stählernen Gehäusen“ der Gesellschaft, an den „ehernen Gesetzen der Oligarchie“. Und schließlich die philosophische und moralische Kritik, die beklagt, daß die moderne Entwicklung eine moralische Verarmung mit sich gebracht habe…
(DZ Nr.2 vom 5.1.1996)
Ich weiß nicht, ob’s weiterhilft. Ich könnte dir die Artikel zumailen. Ggf. noch mit knappen weiteren Hinweisen.
Gruß Norbert
Warum wurde die Soziologie als Krisenwissenschaft konzepiert ?
Womit hängt das zusammen, mit welchen gesellschaftlichen
Hintergründen ?
Für Antworten wäre ich dankbar.
Gruss Tobias
Die angehenden Soziologen sahen, daß die Welt schlecht ist. Sie sahen, daß der Mensch schlecht ist. Sie sahen zu den traurigen Idealisten in der Gosse und in den Gefängnissen und die Hoffnungslosigkeit ihres Strebens. Sie wollten so nicht enden.
Und so fragten sie sich:
Warum ist alles so wie es ist ? Welche Funktionen und Systeme wirken dort in der menschlichen Welt und machen sie zu der, die sie ist ?
Soziologie ist eine Krisenwissenschaft, weil sie die vorhandenen Krisen zu erkennen vermag.
Warum wurde die Soziologie als Krisenwissenschaft konzepiert ?
Womit hängt das zusammen, mit welchen gesellschaftlichen
Hintergründen ?
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Gruss Tobias
In Kürze:
Für Ferdinand Tönnies, den Begründer der Soziologie in Deutschland, war die Signatur der Moderne das Spannungsfeld zwischen Ordnung und Freiheit. Die traditionsübergreifenden, Zwecke und Ziele frei stiftende Intentionalität von Freien und Gleichen (heute aals Kommunitarismus-Debatte aktuell) löst das von Gewohnheit, Sitte und Brauch bestimmte Zusammenleben immer mehr auf. Damit notwendig verbunden ist die Frage, was als vernünftiges soziales Leben zu gelten habe. Die Erkenntnis sozialer Zusammenhänge ist zwar nicht die Lösung dieser Krise, aber contitio sine qua non.
Damit war die Einsicht in die Voraussetzungen und Prozessualitäten der Bejahung anderer (Sozialität) die Geburtsstunde der Soziologie. Die um die Jahrundertwende virulente „Soziale Frage“, die mittlerweile eine Exportschlager der Ersten in die Dritte Welt darstellt, zeigt, warum die Krise nicht nur eine akademisches Problem darstellte und darstellt.
Mit Gruss
Rolf Fechner