Hallo Erik,
zwar war ich nie in Portugal, kann aber Eindrücke aus Brasilien berichten, die Rückschlüsse erlauben.
Als ich nach knapp zwei Jahren in spanisch-sprachigen Ländern Lateinamerikas ins portugiesisch-sprachige (mit nur leichten Vokabel-Unterschieden und melodischerem Akzent) Brasilien kam, konnte ich, nachdem ich einige gravierende Unterschiede zum Spanischen erkannt hatte, problemlos Zeitungen lesen und die Leute, wenn sie nicht zu schnell sprachen, auch verstehen. Bis dahin sind wir also wohl auf gemeinsamem Level.
Da ich angesichts des in Lateinamerika verbreiteten Anti-Amerikanismus nicht für einen Amerikaner gehalten werden wollte (allerdings auch wegen meiner Einstellung zur US-amerikanischen Politik; den Spruch: „Pobre Mexico, tan cerca de los Estados Unidos, y tan lejos de Dios“ habe ich schon anderswo publiziert), sprach ich immer langsam Spanisch unter Einsatz aller mir bekannten brasilianischen Vokabeln und Betonungsregeln.
Da ich aber typisch deutsch aussehe, für die Brasilianer damit amerikanisch, ging kein Mensch auf mich ein. In Kreisen, in denen Englisch bekannt ist, antwortete man mir grundsätzlich auf Englisch. Einfachere Menschen, die nie eine Schule besucht hatten, keine Fremdsprache kannten, verstanden mich einfach nicht, obwohl ich sie verstand.
Noch deutlicher ist mir dieses Problem geworden, als ich den Kontinent auf einem italienischen Schiff verließ. Je ähnlicher sich die Sprachen sind, umso mehr Schwierigkeiten haben die Betroffenen. Ich habe an Bord an einem Sprachkurs „Italienisch für Argentinier“ teilgenommen. (Hallo José! Die Argentinier fielen an Bord immer durch ihre Mate-Becher und Thermosflaschen mit zwei Öffnungen auf. Am Rande: ich liebe argentinischen Mate noch immer und hasse brasilianischen!) Natürlich ist ein solcher Sprachkurs auf einer fünftägigigen Fahrt nicht sonderlich in die Tiefe gehend. Was mich aber erschütterte war, dass die Argentinier sich über Dinge quälten und stöhnten, die mir, als Nicht-Latino, sofort einleuchteten und sich problemlos einprägten.
Ich bin vom Thema abgekommen. Trotzdem schließe ich daraus für dich:
Falls du deutsch/englisch/amerikanisch aussiehst, werden die Leute, egal wie du sie ansprichst, versuchen, dir zu beweisen, dass sie englisch sprechen können.
Ausnahmen sind abgelegene Gegenden oder Menschen ohne Schulbildung, die kein Englisch können. Aber die werden dich nicht verstehen, weil sie die Ähnlichkeiten, die wir als Nicht-Romanen zwischen romanischen Sprachen sehen, nicht erkennen.
Da hilft also nur, falls du länger da bist: Akzent erlernen, um Vorurteilen, in welcher Richtung auch immer, auszuweichen!
Gruß
Lothar