Sparkassen vs. Großbanken

Hallo,

warum sind Sparkassen bei der Kreditvergabe zurückhaltender als Großbanken
(z.B. ING oder Targo)?

Viele Grüße und vielen Dank
BigData

Servus,

die beiden Beispiele, die Du benennst, sind nicht repräsentativ für Großbanken, sondern repräsentativ für Banken, zu deren Geschäftsmodell es gehört, Kredite mit relativ großzügiger Bonitätsprüfung zu relativ teuren Preisen zu vergeben (und später, wenn sie notleidend werden, mit relativ robusten Mitteln beizutreiben, aber das kommt in der Fernsehwerbung nicht vor, da lachen immer alle).

Schöne Grüße

MM

Hallo,

definiere bitte „zurückhaltender“ und belege bitte diese Behauptung.

Grüße

Sind sie sicher nicht. Aber die haben eben andere Geschäftsmodelle. Targo spezialisiert sich z.B. auf kleine Konsumentenkredite und Absatzfinanzierung, die Sparkassen eher auf Kredite an den regionalen Mittelstand. Wenn du 5.000 € für ein Auto haben willst, ist Targo vielleicht eher bereit, wenn du 50.000 für die Erweiterung einer Lagerhalle haben willst die Sparkasse.

Hallo,
weil sie anders als „handelsübliche Banken“ nicht (ausschließlich) mit Gewinnerzielungsabsicht arbeiten.

Den Sinn und Zweck einer Sparkasse kann man sich mal im §40 KWG „zu Gemüte führen“. Anders als geradezu „Paradebeispiele der Gewinnmaximimierung“ (der Bankeigner, nicht etwa der Kunden…) wie die Targo-Bank müssen sie eine am Gemeinwohl orientierte Aufgabenstellung und eine Beschränkung der wesentlichen Geschäftstätigkeit auf den örtlichen Wirtschaftsraum vorweisen. Sie sind in der Regel Anstalten des öffentlichen Rechts und im Eigentum oder Beteiligungsformen der jeweiligen Gebietskörperschaften, also wenn man so will, ihren örtlichen Bürgern was schuldig und nicht irgendwelchen Aktionären. Außerdem kommt aus dieser Zweckbindung auch der vermeintlich unglückliche Umstand, dass sie eher auf faulen Krediten sitzenbleiben als sie „Heuschrecken-like“ abzutreten. Entsprechend operieren sie sehr viel vorsichtiger und entsprechend zurückhaltender, allerdings im Umkehrschluss auch wesentlich seriöser bzw. mit erheblich größerer Kundenbindung.

Gruß vom
Schnabel

Hallo,

dazu steht im KWG genau gar nichts, sondern nur in den Sparkassengesetzen der Länder.

Aus den Aufgaben der Sparkassen, der Eigentümerstruktur und der Herkunft der Verwaltungsratsmitgliedern ergäbe sich eigentlich, daß die Sparkassen leichtfertiger mit der Vergabe von Krediten an lokale Wirtschaftssubjekte umgehen als Geschäftsbanken. Dies ist in Grenzen tatsächlich auch der Fall, allerdings betrifft das eher Kredite an Unternehmen (also örtliche Arbeitgeber). Diese werden von Sparkassen deutlich großzügiger mit Krediten bedacht (auch bzw. gerade in schwierigen Situationen) als von den meisten anderen Kreditgebern.

Dieses teilweise abenteuerliche Verhalten beschränkt sich aber tatsächlich im wesentlichen auf Unternehmen und Unternehmer und erstreckt sich nicht auf nicht gewerblich tätige Privatpersonen. Dort sind insbesondere Targobank und ING deutlich großzügiger - bis jenseits dessen, was man kaufmännisch normalerweise noch rechtfertigen kann.

Zunächst einmal hat der Verkauf von Krediten nichts mit Heuschrecken zu tun, auch wenn das in den Köpfen der meisten branchenfremden Mitmenschen so verankert ist. So oder so gehören Sparkassen zu den größten Kreditverkäufern im Lande, insbesondere über die Familienmitglieder Landesbanken. Diese emittieren zum einen Produkte wie die sogenannten Kreditbaskets, über die jedes Jahr deutlich ein Kreditvolumen von über einer Milliarde Euro verkauft bzw. getauscht wird.

Zum anderen wird über das sogenannte Gemeinschaftskreditgeschäft vor allem von den kleineren Sparkassen ein nicht unwesentlicher Teil des Neu- und Bestandsgeschäft an die Landesbanken (aber auch an andere, befreundete Sparkassen) weitergereicht. Weil daran keine Fonds angelsächsischer Herkunft beteiligt sind, hat das wohl einen besseren Klang in der Öffentlichkeit und in der Politik als das, was die Geschäftsbanken zur Risikosteuerung betreiben - also Kredite verkaufen und durch CDS (also Kreditversicherungen) absichern. Rein technisch betrachtet ist das aber genau das gleiche.

Gruß
C.

3 Like

Hallo,
dann gucken wir doch mal in den §2 des Sparkassengesetzes des Landes NRW:
Da steht u.a. - neben ebenfalls „nicht gerade sehr BWL-Liken“ Grundsätzen des Wirtschaftens - „Gewinnerzielung ist nicht Hauptzweck des Geschäftsbetriebes.“

Direkt dadrüber finden wir dann das hier:

" Sie versorgen im Kreditgeschäft vorwiegend den Mittelstand sowie die wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungskreise. Die Sparkassen tragen zur Finanzierung der Schuldnerberatung in Verbraucher- oder Schuldnerberatungsstellen bei."

Gewerblich tätige (oder sagen wir mal interessierte…) Privatpersonen, die nicht zum Mittelstand zu zählen sind, sind da wohl nicht so ganz von erfasst, oder? :wink: Dafür würde ich dann mal eher an die örtliche Existenzgründung denken und nicht an Sparkassendarlehen.

Und was in branchenfremden Mitmenschen so alles zu Banken und Heuschrecken verankert ist (und wie das da so hin kommt), kann man sich mal hier ansehen:

Gruß vom
Schnabel

Ich bin jetzt etwas unsicher, aber hatte ich zwecks Wahrheitsfindung nicht explizit auf die Sparkassengesetze der Länder verwiesen? Hintergrund dieser Empfehlung war, daß das von Dir erwähnte KWG zum Thema Sparkasse nichts zum Thema Geschäftspolitik, sondern lediglich zur Verwendung des Begriffes Sparkasse zu bieten hat.

Zunächst einmal ging es im Ursprungsartikel generell um Kreditvergabe. Zum anderen wollte ich das Thema etwas umfassender beleuchten und zum Dritten heißt „vorwiegend“ nicht „ausschließlich“. Die generelle Versorgung mit Krediten steht zudem in Absatz 1 des von Dir genannten Paragraphen. Daß die Privatpersonen durchaus zur präferierten Klientel der Sparkassen gehören, kann man recht eindrucksvoll an der Marktdurchdringung der Sparkassen im Privatkundensegment erkennen.

Es ist in der Tat eine Frage der Wahrnehmung und der Art und Weise, wie Konflikte gelöst werden. Wobei auch diverse Sparkassen z.B. im Zusammenhang mit den Lehman-Zertifikaten erfolgreich verklagt wurden, was auch durch die Presse ging. So oder so sind die Sparkassen im Bereich der Weitergabe von Risiken - wie von mir dargestellt - ziemlich weit vorne.

Gruß
C.

Kann man die Targobank empfehlen?
Bin kein Mittelständler.

VG
BigData