Spaziergang auf Friedhof

Hallo,
ich habe eine Frage. Ist es in Ordnung, wenn man auf einem Friedhof einfach nur spazieren geht, ohne dass man das Grab eines Angehörigen besucht. Oder ist das pietätlos? Mein Mann und ich haben einen wunderschönen Friedhof entdeckt und wir würden uns den gerne aus der Nähe ansehen. Ich hab da nicht so viel Erfahrung, deshalb frage ich.
Und wie ist es mit einem Kinderwagen? Kann man sein kind einfach mitnehmen, auch wenn es dann immer mal ein paar Laute von sich gibt oder macht man das nicht?
Sorry, ist vielleicht eine blöde Frage, aber ich hab mich noch nie damit befasst.

Danke

Hallo,

ich weiß von einem Friedhof, da steht extra am Eingang, das man ihn nicht nur für Durchgangszwecke, also als Abkürzung zur anderenS eite, nutzen soll. Das verstehe ich.
Aber wenn man sich schöne Gräber ansehen will, finde ich dabei gar nichts anstössiges. Wo soll man das sonst tun als auf einem Friedhof?Mir wurde sogar der Münchener Südfriedhof schonmal für ein Fotoshooting empfohlen.

LG,
Markus

Hallo,
ich finde an einem solchen Spaziergang nicht anstößiges, auch nicht mit Kinderwagen.

Gandalf

Hallo!

Mein Mann und ich sind in München auch auf den älteren Friedhöfen einfach so spazieren gegangen, wenn man das so nennen will. Dabei war unser kleiner Sohn, im Kinderwagen.
Es war wunderschön, ich liebe Friedhöfe. Dabei haben wir uns die Gräber angesehen und auch Fotos gemacht. Allerdings dezent, und es waren Gräber, die schon Jahrzehnte überdauert haben.

Durch den einen der Friedhöfe liefen auch Jogger und Leute mit Hund. DAS war für mich pietätlos, denn Hunde sind in München auf den Friedhöfen verboten, und dieser Hund durfte sogar noch an einen Zierstein (keinen Grabstein) pinkeln. Und die Leute hatten absolut kein Verständnis dafür, dass wir sie drauf aufmerksam gemacht haben dass sowas nicht ok ist *seufz*

Nein, also wie gesagt, ich finde es absolut in Ordnung. Man sollte es nur eben richtig angehen und nicht lauthals lachend oder anders störend sein. Wenn irgendwo Trauernde sind, muss man ja nicht direkt um die herumflanieren mit einem womöglich lachenden fröhlichen Baby im Wagen :wink:

Liebe Grüsse
Bine :smile:

Hallo,

Friedhofe werdn von den Gemeinden ganz offiziell auch als Naherholungs-Möglichkeit angesehen. Insoweit ist nichts dabei, diese auch zu nutzen. Natürlich mit dem gebotenen Respekt gegenüber trauendern Angehörigen, … Gegen einen normalen Spaziergang ist überhaupt nichts einzuwenden, und Kinder gehören zum Leben dazu wie auch der Tod. Warum also keine Kinder mitnehmen?

BTW: Zu Studizeiten hatte ich einen Job in einer öffentlichen Verwaltung der gegenüber ein wunderbar verwunschener, kleiner, uralter Friedhof lag, der schon lange nicht mehr belegt wurde. Es war die Oase für uns alle, dort im Schatten der großen Eichen unsere Mittagspause zu verbringen (und ich fand es auch nicht schlimm, mich auf eine mehr als hundert Jahre alte Grabplatte zu legen, um die Sonne zu genießen).

Gruß vom Wiz

Hallo,

ich finde, wenn die Spaziergänger sich respektvoll verhalten, ist dagegen überhaupt nichts zu sagen, d.h. daß die Trauernden Vorrang haben und sich das Verhalten der Nur-Spaziergänger sich darauf einstellt.

Ansonsten ist es halt unterschiedlich, was als respektvoll gilt.

Für einen jüdischen Friedhof würde gelten:

  • männliche Besucher benötigen eine Kopfbedeckung
  • der Friedhof darf nicht am Schabbat (Freitagabend bis Samstagabend)und an jüdischen Feiertagen betreten werden
  • Auf dem Friedhof soll nicht gegessen / getrunken werden (außer zur Verhinderung eines Zuckerschocks bei Diabetikern)
  • Auf dem Friedhof soll nicht geraucht werden
  • Auf dem Friedhofsgelände sollen keine sportlichen Aktivitäten betrieben werden
  • Auf dem Friedhof soll nicht gegrillt werden
  • der Friedhof ist kein Hundeauslaufplatz

Ich schreibe das, weil ich jeden einzelnen Punkt schon erlebt habe.

Viele Grüße

Iris

Hi!

Also bei mir in der Gegend gibt es hauptsächlich Parkfriedhöfe, tolles Wort, nicht?
Sie sind genauso als Friedhof wie als Park, als Erholungsort gedacht.

Der Katholische hat dabei besonders viele Wege und auch Unterstände mit Bänken, er besitzt einen großen Hauptweg und zwei kleinere Wege, die zwischen den Gräbern entlang führen.
Wenn man also reinkommt durchs Tor gehen die meisten Leute nach links (wies so in der Natur der Menschen ist) der Weg bis zur Gabelung ist Friedhof, dann kommt der große Weg auf dessen rechter Seite ein großes Wiesenstück ist, dann eine Baumgrenze und dahinter beginnen die Felder des Bauern.
Den linken Weg entlang gibt es wieder Unterbrechungen zwischen den Gräbern und einen größeren der in eine Siedlung führt.
Geht man noch weiter kommt eine Grastriangle, die zum Krematorium und zum Gymnasium führt, rechts gibt es noch ein Tor, welches zum Bauern führt, wo sich auch der größte örtliche Kinderspielplatz befindet (ein ganzer Hügel ist es). Dahinter liegt eine weitere Siedlung mit Ententeich und noch ein Weg zum Gymnasium.

Du merkst also der Friedhof ist der Hauptverkehrsknotenpunkt für Fußgänger mind. 3er Siedlungen. Dort läuft jeder her, Eltern mit KInderwagen, Jogger, Fahrradfahrer, Kinder spielen dort und auch Hunde bekommen ihren Auslauf, allerdings auf den Großwegen, die Gräber sind ja, auch wenn man an ihnen direkt vorbei geht, dennoch irgendwie abgetrennt und wenn da ein Hund hinkommt ist das schon Mutwilligkeit des Besitzers…
Auf dem Friedhof herrscht also ziemlich viel „leben“ und ich finde, das ist richtig so. Besser als diese kargen, traurigen, stillen Friedhöfe die meist auch verdammt ungepflegt sind.
Auf so einem Friedhof werden die Toten nicht vom Leben ausgeschlossen. (Bei den Juden ist das natürlich was ganz anderes und eben nicht erwünscht, weil sie ein anderes Verhältnis zu den Toten haben als Christen).
Es gibt allerdings eine Ausnahme. Der rechte Weg von der Gabelung führt erst um den Eingang herum und ist von Sandbergen und Baumgrenzen umgeben. Dort ist nämlich der Kinderfriedhof. Ich könnte mir keinen schmerzvolleren Ort vorstellen, er ist abgeschieden damit dort nicht so ein Trouble herrscht, und ich persönlich würde auch nicht wollen dass meine Kinder auch nur in die Nähe dieses kleinen Stückchens kommen, weil ich persönlich diesen Ort als ziemlich… traumatisch empfinde. Und gruselig.

Der Evangelische Friedhof ist ein Kunstwerk an sich, er ist quasi nach Feng Shui Prinzipien aufgebaut XD sehr schön also, in der Mitte ein Kreis mit Brunnen und rundherum Bänke extra für den Aufenthalt, während der Rest nur karg Bänke für die älteren Besucher hat. Es gibt extra Blumenbeete und er ist gut gepflegt.
Außerdem beherbergt er direkt am Durchgangsweg (er verbindet das Gymnasium, Krematorium, den kathl. Friedhof und die Hauptverkehrsstraße) die ältesten Gräber des Stadtteils (das älteste ist das eines Priesters von 1848. Danach das Familiengrab von 1868, welches von Schülern des Gymnasiums gepflegt wird.)

Hier stehen Friedhöfe also für Gesellschaft, Trost und Freizeit, sie verbinden die Toten mit den Lebenden und erhalten so das Band der Erinnerung in einem positiven, wenig beklemmenden Licht.

lg
Kate

Servus,

(Bei den Juden ist das natürlich was ganz
anderes und eben nicht erwünscht, weil sie ein anderes
Verhältnis zu den Toten haben als Christen).

Bist Du sicher, dass Hundescheiße, Jogging und Party sich mit der üblichen christlichen Auffassung von Totenruhe decken? Ich habe da einige Zweifel.

Sinn von Regeln auf einem Friedhof ist es doch, scheint mir, dass sie für alle gelten sollen - die Toten können ja niemandem aus dem Weg gehen. Unabhängig davon, ob dem einen der Tod von Kindern besonders nahe geht, dem anderen der Tod von Brauereibesitzern, mir persönlich der von rund zwanzig Kindersoldaten, die bei der Zerstörung des Schussenrieder Behelfsflugplatzes krepiert sind usw.: Totenruhe kann doch bloß dann gewährleistet sein, wenn sie für alle gilt, und wenn man das Ansehen der Person - wies nach christlichem Konsens üblich ist - einem anderen, später, überlässt.

Etwas völlig anderes sind die hie und da zitierten, und ja auch recht „katholischen“ Allerseelenfeiern auf lateinamerikanischen Friedhöfen: Da ist eine Nacht lang, und nur diese eine, High Life auf dem Friedhof, aber explizit für und zusammen mit den toten Seelen. Man feiert mit ihnen, man kippt ihnen ihren Schluck Schnaps aufs Grab etc. Und das kann man nicht gut mit der Verwendung eines deutschen Friedhofs als Freizeitgelände vergleichen: Diese bleibt, meine ich, dezidiert unangemessen.

Schöne Grüße

MM

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Servus,

ganz einverstanden, bis auf:

mit einem womöglich
lachenden fröhlichen Baby im Wagen :wink:

warum eigentlich nicht? Der Kern der Heilsbotschaft nach christlicher Auffassung heißt doch, scheint mir, „Läbbe geht weiter“? Und da hat es auch noch Markus 10, 14.

Schöne Grüße

MM

Bist Du sicher, dass Hundescheiße, Jogging und Party sich mit
der üblichen christlichen Auffassung von Totenruhe decken? Ich
habe da einige Zweifel.

Wer hat denn bitte etwas von Party gesagt?
Mal abgesehen davon das, wie ich ausführlich ausführte, die Jogger nicht durch die Gräber latschen sondern über einen ca. 5 meter breiten Weg der durch den Friedhof, neben den Gräbern, getrennt von ca. 1-2 m Wiese, her führt.

Der Unterschied ist das bei den Juden die Toten unrein sind und der Kontakt möglichst vermieden werden sollte. Es gibt zwar diese Ehrriten (Steine auf Grabsteinen) aber grundsätzlich hat das Christentum mehr nähe zu den Toten als das Judentum, so kam es mir bisher jedenfalls immer vor.

Sinn von Regeln auf einem Friedhof ist es doch, scheint mir,
dass sie für alle gelten sollen Totenruhe kann doch
bloß dann gewährleistet sein, wenn sie für alle gilt, und wenn
man das Ansehen der Person - wies nach christlichem Konsens
üblich ist - einem anderen, später, überlässt.

Ich sehe keine Störung der Totenruhe, ansonsten müsste man um jedes einzelne Grab demnächst einen absoluten No-Go-Radius von 3 und mehr metern geben, da sich der Tote ja sonst von einer Beeredigung neben an gestört fühlen könnte.
Das ist doch Quatsch. So lange niemand auf dem Grab rumhüpft, was kaputt macht, beschmiert, oder nen Kassettenrekorder aufstellt, ist es keine Störung der Totenruhe, sondern nur Nutzung des Geländes rings herum.
Du kannst dich ja gerne einkerkern wenn du irgendwo in der Nähe was totes siehst, aber verlang das nicht von anderen.
Ich persönlich finde diese Verbundenheit von Toten und Lebenden jedenfalls SEHR viel besser als sie das Jahr über total zu vergessen und eventuell mit viel Glück mal zu nem Feiertag den Arsch hoch zu kriegen und evtl mal vorbei zu gucken, aber nur weil die fromme Erbtante sonst schief gucken würde!

Etwas völlig anderes sind die hie und da zitierten, und ja
auch recht „katholischen“ Allerseelenfeiern auf
lateinamerikanischen Friedhöfen: Da ist eine Nacht lang, und
nur diese eine, High Life auf dem Friedhof, aber explizit für
und zusammen mit den toten Seelen. Man feiert mit ihnen, man
kippt ihnen ihren Schluck Schnaps aufs Grab etc. Und das kann
man nicht gut mit der Verwendung eines deutschen Friedhofs als
Freizeitgelände vergleichen: Diese bleibt, meine ich,
dezidiert unangemessen.

Und WARUM?
Weil der Tote sonst schreit: Ih nein ich möchte gerne schlafen?
Die Toten schlafen nicht, jedenfalls nicht im christlichen Glauben.
Friedhöfe sind primär Orte der Trauer der Lebenden und Orte der Erinnerung.
Der Trauer begegnet jeder anders, doch die Erinnerung wird auf noch viel vielfältigere Weise behalten.
Ich weiß jedenfalls dass mein Großvater nicht gewollt hätte, dass ich bei jedem Grabbesuch in Tränen ausbreche.
So sitze ich in einer schönen Umgebung auf einer Bank und mache mir meine Gedanken, nachdem ich ich das Unkraut gejähtet habe.

Das viele Meter weiter dann ein Kind mit seinem Fahrrad vorbei fährt oder jemand mit dem Hund an der Leine vorbei geht interessiert mich nicht, wenn ich es überhaupt mitkriege.

Es kann ja sein, dass jemand grade da ist, der ganz Ruhe haben möchte, da kann man sich immernoch drauf einstellen und dann sollte man auch leiser vorrüber gehen. Aber generell?
Warum?
Dafür wurde der Friedhof so angelegt, wie er ist, und nicht als hässliche kleine Ecke hinter nem Hochhaus, an der jeder möglichst schnell vorbei huscht.

lg
Kate

Hallo Kate,

Der Unterschied ist das bei den Juden die Toten unrein sind
und der Kontakt möglichst vermieden werden sollte.

Wieso vermieden? Es gibt die Chewra Kaddischa (Beerdigungsbruderschaft bzw. Schwesternschaft), in der nur sehr verdiente Mitglieder einer Gemeinde sind und die Toten auf die Beerdigung vorbereiten.
Zu dieser Vorbereitung gehört die „Tahara“, denn der Mensch soll genauso rein von der Erde gehen, wie er auf sie gekommen ist bei der Geburt.

Es gibt
zwar diese Ehrriten (Steine auf Grabsteinen) aber
grundsätzlich hat das Christentum mehr nähe zu
den Toten als
das Judentum

Ja? Und woran machst Du das fest?

so kam es mir bisher jedenfalls immer vor.

Ach so, eher spekulativ also?

Ich denke, es ist eh schwierig Vergleiche anzustellen, wo mehr Nähe ist oder weniger, denn die kulturellen Zeichen und Verhaltensmuster, in denen sich äußert, sind sehr unterschiedlich.

Da sich jüdisches Trauerverhalten und jüdische Trauerriten in der ersten Phase - abgesehen von der Beerdigung - eher in der Zurückgezogenheit des privaten Raums vollziehen, ist das von außen sicher nicht leicht einzuschätzen.

Wer für einen nahen Angehörigen (Elternteil, Kind, Geschwister) trauert, spricht im ersten Jahr das Kaddisch-Gebet. Bestandteil eines jeden jüdischen Gottesdienstes ist das „Kaddisch der Trauernden“. Außerdem gibt es die Jahrzeit mit festen Traditionen (privat) - und bei einigen Feiertagsgottesdiensten ist das Jiskor (Totengedenken) fester Bestandteil.

Außerdem: Die Nazis haben Juden - nicht nur aber auch deshalb - vergast und verbrannt, damit sie kein Grab haben und so auch die Erinnerung unmöglich gemacht wird.

Und ob man auf einem Friedhof - ob jüdisch oder nicht - Hunde pinkeln läßt, Sport treibt oder grillt, hat nichts mit Nähe zu den Toten sondern mit Respekt oder Mangel an Respekt zu tun.

Viele Grüße

Iris

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so kam es mir bisher jedenfalls immer vor.

Ach so, eher spekulativ also?

Hättest du meine Vika gelesen wüsstest du, dass ich Religionswissenschaft studiere. Allerdings habe ich bisher nicht das Modul Judentum sondern nur Alte Religionen belegt, wozu aber auch die Studie des Alten Testaments gehört. Nach den Materialien die uns dort mitgegeben wurde ist das Verhältnis eher distanziert, etwaige Stellen in der Bibel weisen darauf hin, dass die Toten als unrein gelten und Priester dürfen nichtmal in die Nähe kommen (siehe Steine als Warnung).
Wenn aber sämtliche Professoren deren Texte wir lasen und die Bibelstellen falsch sind, möge mir dies verziehen sein, ich kann nicht alles hinterfragen.

Da sich jüdisches Trauerverhalten und jüdische Trauerriten in
der ersten Phase - abgesehen von der Beerdigung - eher in der
Zurückgezogenheit des privaten Raums vollziehen, ist das von
außen sicher nicht leicht einzuschätzen.

Ich habe nie abgestritten, dass Juden auch Trauerverhalten haben, das ist ja eine ganz andere Sache.

Außerdem: Die Nazis haben Juden - nicht nur aber auch deshalb

  • vergast und verbrannt, damit sie kein Grab haben und so auch
    die Erinnerung unmöglich gemacht wird.

Wie war das mit Godwins Law?

Und ob man auf einem Friedhof - ob jüdisch oder nicht - Hunde
pinkeln läßt, Sport treibt oder grillt, hat nichts mit Nähe zu
den Toten sondern mit Respekt oder Mangel an Respekt zu tun.

Was stört dich an „Sport treiben“?
Grillen tut dort auch niemand (hat auch keiner behauptet) und gepinkelt wird auch nicht auf die Gräber, von niemanden, hoffe ich.

lg
Kate

Viele Grüße

Iris

Hallo Kate,

so kam es mir bisher jedenfalls immer vor.

Ach so, eher spekulativ also?

Hättest du meine Vika gelesen

ich kenne Deine ViKa, und gerade deshalb finde ich diese Reaktion etwas schwach.

wüsstest du, dass ich
Religionswissenschaft studiere. Allerdings habe ich bisher
nicht das Modul Judentum sondern nur Alte Religionen belegt,
wozu aber auch die Studie des Alten Testaments gehört. Nach
den Materialien die uns dort mitgegeben wurde ist das
Verhältnis eher distanziert, etwaige Stellen in der Bibel
weisen darauf hin, dass die Toten als unrein gelten und
Priester dürfen nichtmal in die Nähe kommen (siehe Steine als
Warnung).

Nun, das Judentum hat sich - wie auch andere alte Religionen weiterentwickelt, und was zu damaligen Zeiten niedergeschrieben wurde, kann nicht auf heute 1 : 1 übertragen werden (Wüste damals - jüdischer Friedhof heute).
Und gerade das müßtest Du als Studentin der Religionswissenschaft wissen.

Wenn aber sämtliche Professoren deren Texte wir lasen und die
Bibelstellen falsch sind, möge mir dies verziehen sein, ich
kann nicht alles hinterfragen.

Wird aber von Leuten, die hier posten und sich gern und ausgiebit - zumindest im Brett Religionswissenschaft - auf ihre Kompetenz als Studentin der Religionswissenschaft berufen, erwartet, denn: w-w-w ist ein Wissens- und kein Spekulationsbrett.

Da sich jüdisches Trauerverhalten und jüdische Trauerriten in
der ersten Phase - abgesehen von der Beerdigung - eher in der
Zurückgezogenheit des privaten Raums vollziehen, ist das von
außen sicher nicht leicht einzuschätzen.

Ich habe nie abgestritten, dass Juden auch Trauerverhalten
haben, das ist ja eine ganz andere Sache.

Warum? Es ging doch um mehr oder weniger distanziertes Verhältnis gegenüber Toten und woran man es festmachen kann. Es ging nicht um Trauerverhalten ja oder nein.

Außerdem: Die Nazis haben Juden - nicht nur aber auch deshalb

  • vergast und verbrannt, damit sie kein Grab haben und so auch
    die Erinnerung unmöglich gemacht wird.

Wie war das mit Godwins Law?

Verstehe den Bezug nicht???

Und ob man auf einem Friedhof - ob jüdisch oder nicht - Hunde
pinkeln läßt, Sport treibt oder grillt, hat nichts mit Nähe zu
den Toten sondern mit Respekt oder Mangel an Respekt zu tun.

Was stört dich an „Sport treiben“?

An Sport treiben stört mich nichts - nur wenn es auf einem Friedhof passiert, den dort finde ich es unangebracht und es zeigt einen mangelnden Respekt.

Wenn ich gelegentlich Leute, die dies auf einem jüdischen Friedhof tun, anspreche, ob sie das auch gern auf dem Friedhof hätten, wo ihre Verwandten bestattet sind, dann gefällt ihnen der Gedanke nicht sonderlich.

Viele Grüße

Iris

Hallo Kate,

so kam es mir bisher jedenfalls immer vor.

Ach so, eher spekulativ also?

Hättest du meine Vika gelesen

ich kenne Deine ViKa, und gerade deshalb finde ich diese
Reaktion etwas schwach.

Why? Ich habe es nicht hinterfragt weil mir bei den, zugegebener maßen wenigen Juden, die ich kenne, nie etwas gegenteiliges Begegnet ist.
Und ich kann beim besten Willen nicht hellsehen, auch wenns schön wäre, dass sich das in anderen Gruppierungen anders entwickelt hat, kann ja sein, sag ich ja auch nix gegen, nur woher soll ich es wissen wenn es bei den Leuten hier noch anders ist? Ich unterhalte mich mit ihnen ja auch über diese Sachen und einen Einspruch habe ich bisher nie bekommen.
Dementsprechend habe ich es also schon vorsichtig formuliert („so kam es mir jedenfalls vor“).
Dein „ach so, rein spekulativ also?“ war äußerst giftig, was heißt hier Spekulation? Ich habs mir ja nicht ausgedacht, ich habe es bisher so gelernt und nach persönlichen Erfahrungen keinen Widerspruch erhalten, mehr als nach seinen persönlichen Erfahrungen (das schließt auch lernen als Erfahrung ein) kann ein Mensch nicht wissen, sonst wäre er allwissend. Warum also so giftig? Warst du einfach nur streitlustig drauf?
Mit „möge mir dies verziehen sein, ich kann nicht alles hinterfragen.“ habe ich deine Berichtigungen doch auch anerkannt, was willst du eigentlich noch?

Nun, das Judentum hat sich - wie auch andere alte Religionen
weiterentwickelt, und was zu damaligen Zeiten
niedergeschrieben wurde, kann nicht auf heute 1 : 1 übertragen
werden (Wüste damals - jüdischer Friedhof heute).
Und gerade das müßtest Du als Studentin der
Religionswissenschaft wissen.

Wenn aber sämtliche Professoren deren Texte wir lasen und die
Bibelstellen falsch sind, möge mir dies verziehen sein, ich
kann nicht alles hinterfragen.

Wird aber von Leuten, die hier posten und sich gern und
ausgiebit - zumindest im Brett Religionswissenschaft - auf
ihre Kompetenz als Studentin der Religionswissenschaft
berufen, erwartet, denn: w-w-w ist ein Wissens- und kein
Spekulationsbrett.

Siehe oben, mit Spekulation hat es nichts zu tun, wenn ich von dem ausgehe, was ich von gebildeten Leuten beigebracht bekomme, in deren Bildung ich erstmal vertrauen muss, was in Büchern steht, und für das ich einen Leistungsnachweis leisten muss. Wenn mir niemand etwas anderes gesagt hat, und es bisher in keinem Buch das ich gelesen habe anders stand, woher soll ich es wissen, bis mich jemand darauf hinweist?
Ich habe nie behauptet perfekt zu sein und wer das tut ist mMn sowieso leicht gaga, aber auch wenn ich schonmal begründe, wie ich auf meine Aussagen gekommen bin, bin ich für Verbesserungen offen, war es auch immer. Siehe RelWissbrett, nur für gewöhnlich kommen diese Verbesserungen auch in einem vernünftigen Ton und ohne mich anzugreifen.

Warum? Es ging doch um mehr oder weniger distanziertes
Verhältnis gegenüber Toten und woran man es festmachen kann.
Es ging nicht um Trauerverhalten ja oder nein.

Es ging ja um die Nähe zu den Toten sprich, Leichen, selbst, nicht darum, ob man um diese Personen trauert. Das habe ich mal vorraus gesetzt da in jeder Religion die ich kenne um die Toten getrauert wird und ich das den Juden bestimmt nicht abspreche.

An Sport treiben stört mich nichts - nur wenn es auf einem
Friedhof passiert, den dort finde ich es unangebracht und es
zeigt einen mangelnden Respekt.

Wenn ich gelegentlich Leute, die dies auf einem jüdischen
Friedhof tun, anspreche, ob sie das auch gern auf dem Friedhof
hätten, wo ihre Verwandten bestattet sind, dann gefällt ihnen
der Gedanke nicht sonderlich.

Naja, das ist Einstellungssache. Nach meinen persönlichen (!) Erfahrungen wäre es für mich auch nicht drin, auf einem jüd. Friedhof joggen zu gehen.
Weder vom moralischen Aspekt, noch vom Aufbau her, die jüd. Friedhöfe hier sind eher klein im Vergleich zu den beiden Parkfriedhöfen hier am Stadtrand (wobei wir auch einen haben, der kein Parkfriedhof ist, und wo es logischerweise ruhiger ist, bis auf die Schafe, die nebenan blöken).

Nur ist mir unverständlich, dass man sich über einen Parkfriedhof so aufregen kann und nur, weil 5 Meter weiter noch Leben stattfindet, sofort davon ausgeht, dass die Leute auf die Gräber pinkeln, grillen und Party feiern!!!
Dass also sofort angenommen wird nur, weil die Leute anders an die Sache heran gehen, auch keinen Respekt für die Toten haben, verstehst du?
Schließlich gehöre ich auch zu den Menschen die früher dort Fahrrad gefahren sind und heute mal spazieren gehen und dort auf einer Bank ein Buch lesen.

Macht mich das darum respektlos? Nein, ich achte auf die Gräber. In meiner Gegenwart kann keiner an einem Grab etwas kaputt machen oder Discofox tanzen, über den Toten lästern oder gar aufs Grab treten.
Respekt gehört natürlich dazu, aber das heißt ja nicht, dass man sich selbst so verhalten muss als läge man selbst im Grab.

lg
Kate

BS"D

Hallo Kate.

Dementsprechend habe ich es also schon vorsichtig formuliert
(„so kam es mir jedenfalls vor“).

Mh, du hast eigentlich folgendermassen, deinen Nebensatz eingeleitet: „Bei den Juden ist das natürlich was ganz anderes“. Von einer vorsichtigen Formulierung würde ich hier nicht gerade sprechen. Ansonsten blieb mir bis zum Schluss unklar, warum du diesen Einschub überhaupt gemacht hast.

„und eben nicht erwünscht“

Ja, es ist nicht erwünscht, aber eben gerade wegen der Nähe zu den Toten. Wir zeigen ihnen unseren Respekt und verhalten uns auf einem Friedhof entsprechend.

Ansonsten kann ich zu deinen Lehren über das AT noch anfügen, dass eben nicht die Toten per se unrein sein, sondern nur für die Kohanim, die Priester. Hier sehe ich dann auch keinen grossen Unterschied zwischen dem was in der Tora steht und heute praktiziert wird.

Gruss,
Eli