Speedreading, Photoreading & Co

Hallo!

Es existieren Buecher und Kurse, die behaupten, man koennte lernen, bis „acht Buecher am Tag“ oder mehr zu lesen. Eine Technik dazu ist, die Buecher sozusagen so schnell es geht immer wieder durchzublaettern (Blick auf den Raum zwischen den Seiten), um damit die „Schluesselworte“ aufzunehmen und nach und nach alle relevanten Verbindungen zwischen ihnen herzustellen. Nun frage ich mich: wenn ich ein Buch dazu 20 mal durchblaettere, was jeweils etwa 5 Minuten dauern mag, dann haette ich in diesen fast zwei Stunden Hektik (!), wahrscheinlich das halbe Buch auch so und in Ruhe gelesen.

Meine Frage einfach: hat jemand Erfahrungen (auch negative!) mit diesen Techniken gemacht und mag mir von erzaehlen?
NB: ich habe schonmal Leute gefragt, die, aehnlich wie bei NLP in Floskeln erklaerten, wie „effektiv und effizient“ sie dadurch geworden seien. Motivation scheint der wichtigste Faktor zu sein, dass man schneller (und mit Interesse - demzufolge mit besserem Erinnern) liest. Wenn man schon mehrere Hunnis fuer einen Kurs hingeblaettert hat, dann ist das ja auch eine Motivation…
Sepp

Quer lesen
Hab mal so ein Dynamisches lesen oder Quer-lesen Buch
gelesen. Wenn man fest trainiert und hochkonzentriert
liesst, kann man tatsaechlich schaffen, die
versprochene Geschwindigkeit durchzuhalten.

Ein ganzes Buch damit zu lesen habe ich trotzdem
nicht viel schneller geschafft als vorher,
weil die notwendige Konzentration mich nach ein
paar Seiten ziemlich ermuedet hat.

Ich glaube, solche Techniken sind gut um
kurze Texte (solche,die noch in das Kurzzeitgedaechnis
reinpassen) sehr schnell zu lesen. Sonst nutzts nix.

Ist meine persoenliche Meinung, und mich wuerden
andere Erfahrungen auch interessieren.

Gruss,
Marco

Hallo Sepp,

auf Deine konkrete Frage kann ich eigentlich nicht antworten - aber ich kann mit einigen Erfahrungen dienen. Und ich weiß ja nicht, wie dick die 8 Bücher sein sollen…

Also: Ich bin extremer Schnell-Leser - ich lese also bequem ca. 120 Seiten pro Stunde, wenn es eilig ist, auch 150 - 180 Seiten. Dabei nehme ich definitv den Inhalt auf - mit Details und Nebensätzen.

Auf diese Art konnte ich auch Korrektur-Lesen (Original und Andruck im Vergleich, mit vorgegebenen Korrekturzeichen, man mußte da ca. 80 Seiten pro Stunde schaffen, sonst gab es keine Aufträge mehr). Du kannst Dir vorstellen, daß man dabei schon genau sein muß.

Dieses Schlagwörter überfliegen und damit Inhalt erfassen ist für mich darum nicht weiter erstrebenswert, ich möchte einen Text schon zur Gänze erfassen - und denke, daß es auch auf Details ankommt - gerade bei Sachtexten, wo ja beispielsweise ein „nicht“ den ganzen Zusammenhang verändern kann, obwohl es ein winziges Wort ist.

Liebe Grüße

Wendy

Also: Ich bin extremer Schnell-Leser - ich lese also bequem
ca. 120 Seiten pro Stunde, wenn es eilig ist, auch 150 - 180
Seiten. Dabei nehme ich definitv den Inhalt auf - mit Details
und Nebensätzen.

Hallo!

Yeah, das ist schnell. Hast Du das denn mal bewusst „trainiert“, oder bist Du einfach so flott? Und gibt es Dinge, von denen Du weisst, dass sie die Leseleistung positiv oder negativ beeinflussen? Und wie behaelst Du die Informationen (aufschreiben? wie?) oder halt im Gedaechtnis?

Auf diese Art konnte ich auch Korrektur-Lesen (Original und
Andruck im Vergleich, mit vorgegebenen Korrekturzeichen, man
mußte da ca. 80 Seiten pro Stunde schaffen, sonst gab es keine
Aufträge mehr). Du kannst Dir vorstellen, daß man dabei schon
genau sein muß.

Hm, wieder eine „Motivation“…

Dieses Schlagwörter überfliegen und damit Inhalt erfassen ist
für mich darum nicht weiter erstrebenswert, ich möchte einen
Text schon zur Gänze erfassen - und denke, daß es auch auf
Details ankommt - gerade bei Sachtexten, wo ja beispielsweise
ein „nicht“ den ganzen Zusammenhang verändern kann, obwohl es
ein winziges Wort ist.

Genau.

Schreibst Du selbst auch Texte?
Wenn ja, benutzt Du (bewusst) einen bestimmten Stil - aufgrund Deiner Leseart?

Sepp

Hallo Sepp,
nachdem mir von Schnellesemethoden berichte wurde, die im Ausland teilweise unterrichtet wurden, habe ich mir folgendes Buch gekauft:
The PhotoReading Whole Mind System by Paul R. Scheele, M.A.
ISBN 0-925480-50-9 Buch anschauen
Als extreme Leseratte habe ich davon keinen Vorteil verspürt, und die Erwartungen, die in mir geweckt waren, wurden nicht erfüllt.
Eigentlich klang es gut - sonst nicht benutzte Gehirnteile werden durch spezifisches Training aktiviert. Mein altes kleines Hirn muß nun weiter auf normalem Weg arbeiten :wink:
Schöne Grüße
Sabine

Hallo Sepp,

Yeah, das ist schnell. Hast Du das denn mal bewusst
„trainiert“, oder bist Du einfach so flott? Und gibt es Dinge,
von denen Du weisst, dass sie die Leseleistung positiv oder
negativ beeinflussen? Und wie behaelst Du die Informationen
(aufschreiben? wie?) oder halt im Gedaechtnis?

Nein, trainiert hab ich das nicht, aber schon als Kind viel und daraufhin relativ schnell gelesen (teilweise gab es "Ausleihverbot - nicht mehr als 10 Bücher pro Woche aus der Leihbücherei…worauf ich sie überall versteckt habe, Matratze, Schrank etc.) Klassischer Bücherfresser. Ich les am liebsten, wenn es ruhig ist, im Bett, wenn es spannend ist oder der Hintergrund gleichmäßig ist (leise Radiomusik, auch Pop). Kein Fernsehen.

Nein, aufschreiben „tu“ ich mir nicht, schon gar nicht bei Unterhaltungsliteratur - ich lese zum Vergnügen, inzwischen nicht mehr, um damit Geld zu verdienen. Aber ich merk es halt auf Seite 1, wenn ich ein Buch irgendwann schon mal gelesen habe. Also denke ich, das was hängenbleibt!

Auf diese Art konnte ich auch Korrektur-Lesen (Original und
Andruck im Vergleich, mit vorgegebenen Korrekturzeichen, man
mußte da ca. 80 Seiten pro Stunde schaffen, sonst gab es keine
Aufträge mehr). Du kannst Dir vorstellen, daß man dabei schon
genau sein muß.

Hm, wieder eine „Motivation“…

Das war damals viel Geld! 15 DM pro Stunde vor 20 Jahren!

Schreibst Du selbst auch Texte?
Wenn ja, benutzt Du (bewusst) einen bestimmten Stil - aufgrund
Deiner Leseart?

Nein, ich glaub, ich wär ein lausiger Autor! Obwohl ich natürlich liebend gerne einen Bestseller schreiben würde - grins!
Ich bin einfach manischer Leser! Wahrscheinlich sollte ich den anonymen Lesern beitreten - denn wenn ich keine Bücher hab, krieg ich Panik (bin extra über USA nach Neuseeland geflogen - mehr Freigepäch = mehr Mitnehm-Bücher…so 15 Stck für 4 Wochen Urlaub)

Wendy

Hallo sepp,

Meine Frage einfach: hat jemand Erfahrungen (auch negative!)
mit diesen Techniken gemacht und mag mir von erzaehlen?
NB: ich habe schonmal Leute gefragt, die, aehnlich wie bei NLP
in Floskeln erklaerten, wie „effektiv und effizient“ sie
dadurch geworden seien.

mit Photoreading habe ich mich auch schon befasst. Scheint Übungssache zu sein - und die Übung fehlt mir (noch). Die „Effizienz“-Effekte zeigen sich wahrscheinlich erst nach einiger Zeit - ähnlich wie bei autogenem Training, regelmäßigem Sport, usw. wo es auch erst etwas dauert bis die positive Wirkung eintritt.

Daher begnüge ich mich einstweilen mit „selektiven Lesen“, d.h. ich lese z.B. die Zeitung erstmal nur quer und picke das raus was mich tatsächlich interessiert. Auf diese Weise habe ich die Zeit für das Lesen von Fachzeitschriften, Newsletters usw. deutlich reduziert.

Was die „Floskler“ angeht: Frage sie doch einfach mal, was genau sie wie und womit machen und woran sie sehen dass etwas besser (effektiver, effizienter …) läuft.

Übrigens ist es ganz leicht den Leuten +100% schneller Lesen als Seminarziel zu versprechen. Denn das ist für fast jeden drin. Ganz ohne Photo-/Speed-/Alpha-/sonstwas-Reading.

Denn die meisten Menschen haben sich von der Schule her ungünstige Lesestrategien angewöhnt, durch die sie deutlich langsamer lesen und weniger behalten. Allein durch deren Eliminierung kann fast jeder seine Lesegeschwindigkeit mehr als verdoppeln.

Viele Grüße,

Guido Strunck

Hi,
meine Erfahrungen sind sehr gemischt.
Oberflächliche Texte, die sehr viel redundante Information enthalten, lassen sich wirklich schnell lesen. Typisches Beispiel: Boulevardpresse, Simmel & Co
Bei Texten, in denen Dinge nur einmal gesagt werden, versagt diese Methode (es ist dann IMO besser einen Text gar nicht gelesen zu haben, als ihn falsch verstanden zu haben).
Typisches Beispiel: Fachliteratur (damit meine ich nicht! die unsäglichen Computerbücher, deren Inhalt auch auf 10 Seiten zusammengefasst werden könnte.)
Bei naturwissenschaftlichen Texten hängt meine Lesegeschwindigkeit extrem von meinem Leseziel ab. Will ich mich nur informieren, was wo steht, um sozusagen einen Index im Kopf anzulegen, komme ich mit Querlesetechniken ganz gut klar. Man sollte allerdings nicht den Fehler machen und glauben, den Text auch verstanden zu haben. Will ich die Texte verstehen, sinkt die Lesegeschwindigkeit teilweise bis auf 2 Seiten /h.

Es existieren Buecher und Kurse, die behaupten, man koennte
lernen, bis „acht Buecher am Tag“ oder mehr zu lesen. Eine
Technik dazu ist, die Buecher sozusagen so schnell es geht
immer wieder durchzublaettern (Blick auf den Raum zwischen den
Seiten), um damit die „Schluesselworte“ aufzunehmen und nach
und nach alle relevanten Verbindungen zwischen ihnen
herzustellen.

Du bekommst einen ganz guten „Index im Kopf“, und weisst, was im Buch steht. Das ist hilfreich, wenn du die Information aktuell nicht brauchst und später darauf zurückgreifen willst. Du kannst den Inhalt aber mit Sicherheit nicht genau genug widergeben, um die Informationen aus dem Buch auch umzusetzen. (Meine Erfahrung)

Meine Frage einfach: hat jemand Erfahrungen (auch negative!)
mit diesen Techniken gemacht und mag mir von erzaehlen?
NB: ich habe schonmal Leute gefragt, die, aehnlich wie bei NLP
in Floskeln erklaerten, wie „effektiv und effizient“ sie
dadurch geworden seien.

Die Frage ist immer, was das Leseziel ist, daran orientiert sich Effizienz und Effektivität. Und wenn das Ziel nur die Illusion ist, ein Buch gelesen und verstanden zu haben …
Ciao Rossi