Hallo Wolfgang,
Für deren Privatvergnügen, an einer offensichtlich :hochwassergefährdeten Stelle weiter wohnen zu :bleiben…
So einfach ist es auch wieder nicht, den eigenen Grund und
Boden aufzugeben.
ich schrieb nicht, daß es einfach ist. Es ist nur eine Entscheidung, die man trifft und mit deren Konsequenzen man dann zu leben hat. Ich unterscheide schon zwischen denen, die ihr Haus vor 15 Jahre im Neubaugebiet „An der schönen Aue“ mit Blick auf den Fluß erwarben, denen, die direkt am Fluß schon seit Generationen wohnen und jenen, die 5 Kilometer vom Fluß entfernt aufgrund eines Deichbruchs (eventuell noch verursacht durch unterlassene Deichsanierung) auf einmal fließendes Wasser im Keller haben.
Letztere können nichts dafür, die erstgenannten gehören zusätzlich noch verdroschen und die zweitgenannten waren gewarnt. Wer davon ausgeht, daß angesichts des Klimawandels ein Jahrhunderthochwasser nur einmal im Jahrhundert vorkommt und sich die Sache somit 2002 für weite Teile Ostdeutschlands erledigt hatte, ist nun einmal ein Stück selber schuld, wenn ihm das Wasser nun schon wieder meterhoch in der Bude steht.
Natürlich bekommt man ein flutgeschädigtes Haus in gefährlicher Lage nur schlecht verkauft, nur stellt sich doch die Frage, ob es emotional, finanziell und gesundheitlich vernünftiger ist, in dem Haus wohnen zu bleiben oder doch unter Verlust von Vermögen und persönlicher Geschichte in ein sicheres Gebiet zu ziehen.
Gleich wie die Entscheidung aussieht: die Folgen hat jeder selbst zu tragen, weswegen ich keine Veranlassung sehe, für die betroffenen Menschen zu spenden.
Mein anderer Punkt ist, daß kein Hahn danach kräht, wenn in Einzelfällen Menschen ein (unversicherter) Schicksalsschlag widerfährt. Ich will nicht so recht einsehen, daß eine Nation nun einer Vielzahl von Einzelfällen helfen will, während man den einzelnen Einzelfall geflissentlich übersieht.
Und noch eines stößt mir auf: die Spendenbereitschaft für Personen, die den Rest des Jahres von der Nähe zum Gewässer wirtschaftlich profitieren - sei es in Form eine Restaurants direkt am Fluß, sei es als Hotelbetreiber in der Innenstadt von Passau oder als Vermieter von Paddel- und Tretboten an der Elbe.
Zur Frage der Versicherbarkeit: wer ein Risiko eingeht, ohne sich dagegen abzusichern (gleich ob man es einfach unterläßt oder es schlicht nicht möglich ist), muß mit den Folgen leben. Das geht allen anderen Menschen auch so.
Ich wohne hier nicht einmal einen Steinwurf von der Düssel entfernt. Diese ist zwar nicht für Hochwasser bekannt, aber als ich hier seinerzeit herzog, habe ich mir durchaus darüber Gedanken gemacht. Glücklicherweise ist es so, daß das andere Bachufer sehr viel tiefer liegt als unsere bedeichte Seite, so daß hier eher ganze Stadteile unter Wasser stehen, bevor hier Tiefgarage oder gar Erdgeschoß volllaufen.
Das, was Du zum Thema Hochwasserschutz geschrieben hast, sehe ich ganz genauso. Wirtschaftliche und politische Interessen - so gerechtfertigt sie im Einzelfall sein mögen - sind natürlich Teil des Problems und wenn das Wasser erst einmal physisch und auch aus den Köpfen wieder verschwunden ist, sind unpopuläre bzw. teure Maßnahmen schwerlich durchzusetzen. Aber auch da muß man als Anwohner irgendwann einmal Konsequenzen ziehen oder aber mit den Folgen leben.
Ich sehe jedenfalls ganz andere Dinge auf dem Planeten, für die man sinnvollerweise spenden sollte, als ausgerechnet für die Anwohner der sechs großen deutschen Flußsysteme.
Grüße
Christian