„Sperre“ in der Zeit des NS

Hi, mich beschäftigt seit Jahren etwas, das ich mal in einem Artikel las, ich glaube in einem „Spiegel“ beim Zahnarzt oder so.
Ich weiß nicht mehr, wie der Artikel hieß und worum es genau ging.
Ich weiß nur noch, dass darin erwähnt wurde, dass zur Zeit des Nationalsozialismus mitunter sogenannte „Sperren“ durchgeführt wurden, was anscheinend bedeutete, dass in den betroffenen Wohnvierteln die Kinder aus den Wohnungen der Menschen geholt und mitgenommen wurden… was dann mit ihnen geschah, stand da glaube ich nicht.
Die Menschen haben sich anscheinend versteckt, wenn eine „Sperre“ anstand.
Ich weiß leider nicht mehr genau, ob noch mehr Zusammenhang in dem Artikel erklärt wurde, warum wieso weshalb wann diese Sperren stattfanden.
Ich erinnere mich, dass mir beim Lesen des Artikels eine Begebenheit aus meiner Kindheit einfiel, in den späten 1980er oder frühen 1990er Jahren. Ich spielte mit einer Freundin draußen auf der Straße in unserem Wohngebiet, die Straße war teilweise durch eine Baustelle gesperrt. Ein alter Mann kam die Straße entlang und sprach uns an, was wir spielten und was weiter vorne in der Straße los sei. Wir sagten, das sei gerade eine Sperre. Der Mann hatte auf einmal eine riesige Angst in den Augen, brauchte einen Moment, um sich zu fassen, und sagte dann zu uns, wir sollten da nicht hingehen. Er verschwand dann in einer Nebengasse.
Wir wunderten uns, warum er so reagiert hatte.
Beim Lesen des Artikels fiel mir diese Situation auf einmal wieder ein, und ich fragte mich, ob der alte Mann solche „Sperren“ miterlebt hatte oder davon gehört hatte.
Ich weiß nicht, ob ich mehr darüber herausfinden kann, ob es das wirklich gegeben hat und was genau dabei stattfand. Googeln hat mir nicht weitergeholfen.
Kann irgend jemand mir vielleicht erklären, was „Sperren“ in der NS-Zeit in Deutschland waren ?
Es beschäftigt mich nun schon seit Jahren immer wieder

Servus,

Auf dieser Basis ganz sicherlich nicht.

Straßensperren waren nicht erst im Dritten Reich übliche Mittel der Polizei, um zur Fahndung ausgeschriebene Personen und (das gab es vor dem Dritten Reich nicht) Angehörige unerwünschter Personengruppen zu finden.

Dazu gehörten dort, wo Kinder ausgeschickt wurden, um durch Einschmuggeln von Lebensmitteln zur Versorgung von Ghettos beizutragen, natürlich auch Kinder.

Schöne Grüße

MM

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Es gab auch schon in der Kaiserzeit und auch schon davor eine Menge unerwünschter Personengruppen, deren Umtreiben man mehr oder weniger aufwändig zu reglementieren versuchte. Und das auch nicht nur in Deutschland. Dies sei nur der historischen Vollständigkeit halber anzumerken.

Zur Frage der „Sperren“ . Sowas habe ich noch nie gehört. Großeltern und weitere Zeitzeugen haben dergleichen nie erzählt. Man müsste jetzt noch wissen, ob das auch wirklich im „Altreich“ und unter der reichsdeutschen Bevölkerung geschah.

Sperren an sich waren Ausgangssperren

Und dass Kinder aus den Familien genommen und wahlweise entsorgt wurden (unwertes Leben), manchmal mit Umweg über Menschenversuche oder in Umerziehungslager kamen, hat sich glaube ich herum gesprochen

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Das klingt alles nach (möglicherweise nicht richtig verstandenen) Erlebnissen im Zusammenhang der Judenverfolgung im Hitler-Deutschland, darüber wirst du doch Bescheid wissen, oder?
Du kannst ja im Internet mal suchen nach Berichten von Juden, die in deutschen Städten damals in entsetzlicher Angst lebten “abgeholt“ zu werden, die von Aktionen der Gestapo hörten, sich versteckten, etc.
Wobei es sei kann, dass du mit deinen Erninnerungen an einen Artikel und den Erinnerungen an einen älteren Mann auch verschiedene Dinge vermischt.

Servus,

das kannst Du aus erster Hand, indem Du die veröffentlichten Tagebücher von Victor Klemperer 1933 - 1945 liest, erschienen unter dem Titel „Ich will Zeugnis ablegen bis zum Letzten“.

In vielen Details wird dort aus der Perspektive eines Opfers beschrieben, wie die schrittweise zunehmende Bedrängung und Entrechtung der deutschen Juden administrativ und technisch organisiert wurde; unter anderem auch als ein eher propagandistisch wirksames als technisch effizientes Detail die Einrichtung von Straßensperren mit Kontrolle aller Passanten zum 10.11.1938.

Höchst lesenswert und viel instruktiver als jeder Hollywood-Schinken zu dem Thema.

Schöne Grüße

MM

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Gab es auch als TV-12 Teiler (Klemperer- Ein Leben in Deutschland)

Hallo alle miteinander,

In dem Zusammenhang möchte ich auf die sehr gelungene ARTE-Doku Die Sprache lügt nicht - Aus den Tagebüchern Victor Klemperers hinweisen, die seine Beobachtungen zur sprachlichen Entwicklung in der NS-Zeit behandelt.

Off Topic:
Victor Klemperer ist außerdem ein Cousin des Schauspielers Werner Klemperer, den meisten in Deutschland als Oberst Wilhelm Klink vom STALAG 13, in der Serie Ein Käfig voller Helden bekannt.

In dem Sinne:
Weggetreten!