Dimensionen der Erkenntnis
Hi Telea.
Ebenso sind die Grenzen / Probleme der Erkenntnistheorie noch nicht ausgeschöpft…
Du meinst vielleicht die „Grenzen der Erkenntnis“, die dann auch ein Problem der Erkenntnistheorie sind. Nein, ausgeschöpft ist Erkenntnis sicher nicht und wird sie wohl auch nie sein. Wo die möglichen Grenzen von Erkenntnis gezogen werden, kommt auf die jeweilige Erkenntnistheorie an. Hier kann es meiner Ansicht nach ein Problem sein, wenn eine solche Theorie axiomatisch einen primären Materialismus zugrunde legt und das Mentale als sekundäres, emergentes Phänomen auffasst. Vollmer, mit dem du dich befasst, scheint so vorzugehen. Ich denke, so legt er seiner Theorie eine Eisenkugel an den Fuß, die deren Reichweite einschränkt.
Was ist mit Whorf, Piaget, Poincare, Jung und Wittgenstein?
Whorf ist in wesentlichen Punkten widerlegt worden, Piaget ist ein verdienstvoller Klassiker (der aber in der akademischen Pädagogik überholt ist), Poincare ist mir nicht vertraut, Jungs Archetypenlehre ist fragwürdig und Wittgenstein ist ein einflussreicher Klassiker (Sprachspieltheorie), der aber vielfach weiterentwickelt wurde.
Die fundamentale Bestimmung des Bewusstseins durch das Sprachliche (Signifikantenkette) hat im Anschluss an De Saussure der Strukturalismus, inbesondere Lacan, gut herausgearbeitet.
Ich favorisiere die Erkenntnistheorie von Ken Wilber, die – unter Einbeziehung von Habermas (Ebenen 1 und 2) – drei Erkenntnisebenen annimmt: die empirisch-analytische (die Naturwissenschaften), die hermeneutische (Geisteswissenschaften) und die spirituelle (mystische Lehren wie z.B. Vedanta und Buddhismus). Die erste dieser Ebenen betrifft die Dimension des Messbaren, die zweite die Dimension der Symbole und die dritte die Dimension der transpersonalen Bewusstseinserfahrung, bei der die Objekte der Ebenen 1 und 2 transzendiert werden. Auf jeder dieser Ebenen gelten spezifische Verfahren des Erkenntnisgewinns. Unterschiedlich ist der jeweilige Grad der Objektivierbarkeit. Ebene 1 ist weitgehend objektivierbar, Ebene 2 nur sehr bedingt und Ebene 3 (noch) gar nicht.
Wichtig ist, dass Wilber, wie auch Searle und Varela, eine mehrdimensionale Sicht auf die Wirklichkeit vorschlägt durch das Konzept der „Parallelschaltung“ (meine Formulierung) von Subjekt- und Objektperspektive (mit Searle: Erste-Person-Ontologie und Dritte-Person-Ontologie).
Zu Wilber:
http://wilber.shambhala.com/
Gruß
Horst