Epiphanie
Hi H.
Was sagen denn die Philosophen über das Thema?
gar nichts. Spiritualität ist kein philosophisches
Thema…
Interessanter Einwand, der aber die historischen
Entstehungsbedingungen des Idealismus unter den Tisch fallen
lässt. Der Deutsche Idealismus hätte nämlich ohne
vorausgehende Formen der Spiritualität gar nicht entstehen
können. Er ist quasi eine intellektualisierte Form der
Spiritualität. Wie es dazu kam und kommen musste, dazu später.
Das ist deine subjektive Interpretation, das solltest
du dabei nicht vergessen zu erwähnen. Und du solltest
eine Begründung dafür liefern, warum das keine
intellektuelle Leistung sein sollte!?
Das unterscheidet eben grad Philosophie von
Esoterik, individuellen Interpretationen, religiösen
Dogmen etc., dass sie keine Apriori-, sondern
Aposteriori-Urteile fällt. Und selbst wer
präskriptiv Beobachtungen zur Sturkturentwicklung
einer These sammelt, kommt um die, wie man so
schön sagt: „intellektuelle Redlichkeit“ nicht
herum, will er ernstgenommen und nicht der
blossen Wortspielerei verdächtig werden.
Wer eine individuelle Vorstellung zur Prämisse
macht, wird auch entsprechende Konklusionen
finden, nur ob das (ganz) dann der Wirklichkeit
entspricht, ist eine andere Frage.
Philosophie entstand durch die Anwendung abstrakter
Begrifflichkeit auf spirituelle (mystische) Erfahrungen.
Daran, denke ich, besteht kein ernsthafter Zweifel.
Du hast daran keinen Zweifel! Da kenne ich jede
Menge Leute, die das ganz anders sehen!
)
Und diese Erfahrung hast du, glaube ich allein
in diesem Forum schon oft genug gemacht.
Erleuchtungserlebnisse
Epiphanie, so wie jedes subjektive Erlebnis,
kann nie objektiviert werden. Und vor allem
nicht, wenn man das nicht selbst erlebt, sondern
nur gelesen hat.
Interessant hierzu, für den Fragesteller, wäre eher
ein Blick in die transpersonale Psychologie, die
sich mit solchen Phänomenen beschäftigt!
http://de.wikipedia.org/wiki/Transpersonale_Psychologie
Aber natürlich findet man auch philophische Abhandlungen
über das Thema, wie hier als Beispiel:
http://www.philosophie.uni-mainz.de/metzinger/Metzin…
Aber es gibt keine Antwort auf die des
Fragestellers, was sagt die Philosophie dazu!
Man findet noch nicht einmal den Begriff.
Weil er zu schwammig, zu unpräzise ist
und sein muss! Denn er thematisiert eine
uns unbekannte Welt!
Insbesondere die Werke von Heraklit, Platon und Plotin waren
Grundlage für den Deutschen Idealismus. Hegel ließ sich aber
auch von späteren Spirituellen inspirieren wie Bruno, Eckhart,
Cusanus, Paracelsus und Böhme.
Wenn du also sagst:
Spiritualität ist kein philosophisches Thema…
…dann stimmt das nicht.
Dann zeig uns wo das ein Thema wäre!
Du sagst uns nur, was du denkst!
Wilbers Konzept
Dieser hat nicht den Anspruch Philosoph zu sein.
Wie er selbst sagt, (in Eros Kosmos Logos),
mußte er die begrenzenden Wissenschaften verlassen,
um über den Tellerrand zu schauen. Das halte ich
übrigens für legitim, wenn man das vorher auch klar
macht und das tust du eben nie. Deshalb unsere
Dissonanzen, du verabsolutierst andauernd deine
Ansichten. Obwohl wir manchmal nicht so weit
weg voneinander sind, unterscheiden sich unsere
grundsätzlichen Herangehensweisen doch gewaltig.
Ich stelle meine Vorstellungen beispielsweise
dauernd in Frage.
Dass sich die moderne Philosophie im großen und ganzen aber
vom Spirituellen ablöste, hat ganz klar seinen Grund zum einen
* in der jahrtausendelangen Dominanz der christlichen
Theologie, welche das Thema Spiritualität für sich
vereinnahmte und jede diesbezügliche Strömung, die nicht mit
dem Dogma vom Einen (personalen) Gott übereinstimmte, unter
Anwendung institutioneller Gewalt unterdrückte.
Wieder so ein Punkt, da irrst du dich gewaltig:
Nicht die Wissenschaft ist der große Feind der Religion,
sondern die Spiritualität! Der immanent-epistemische
Gehalt wird sich nicht an Dogmen oder Vorgaben
halten, sondern an der Wirklichkeit! Die Religionen
haben sich ein trojanisches Pferd eingenistet.
Du verabsolutierst hier einen Begriff von Philosophie, der das
Transzendente als praktisches Thema per definitionem
ausschließt.
Nein, nur handle ich in der herausgebildeten und sich
bewährten Tradition des Aposteriori-Urteils.
Ich sehe dafür bei dir keinen anderen Grund als
die Fixierung auf einen bestimmten Philosophiebegriff. Dass
das aber nicht der einzig mögliche ist, geht aus der
Entwicklungsgeschichte der antik-spirituellen Philosophie klar
hervor.
Das ist ein anderes Thema und nicht umsonst haben sich
hier Spezialgebiete gebildet, DEREN Erkenntnisse
dann in die philosophischen Betrachtungen einfliessen.
Wie z.B. oben erwähnte transpersonale Psychologie,
soziologische Systemtheorie usw. Evolvierende Systeme
oder emergierende Tendenzen lassen sich apriori eben
nicht formulieren. Wie denn auch Horst? Wie kann man
zukünftig-unbekanntes transzendieren?
Warum, frage ich dich, soll man das Transzendente einzig und
allein den religiösen Institutionen und Gruppierungen
überlassen,
Wer sagt das? Wolltest du nicht sogar einmal
ein Brett „Spiritualität“ in diesem Froum
installieren? Da verstehe ich dich gut,
du suchst einen Weg, der nicht im naiv-esoterischen
oder verabsolutierend-begrenzend positivistischen
oder dogmatisch-religiösen Fahrwasser angesiedelt
ist. Da sind wir uns einig! Um über den Tellerrand
schauen zu können und das scheint mir auch der
Antrieb des Fragestellers zu sein, bedarf es den
Mut andere Perspektiven als die bekannten einzunehmen.
Wobei man an der Realität nicht vorbeikommt:
Die wenigsten spirituell arbeitenden Leute
haben wirklich irgendwelche epiphanen Erlebnisse.
Da kann man sich zu Tode zazen…
Und auch die Risiken, wie spirituelle Krisen
darf man nicht verharmlosen. Wer den Weg geht,
wird sich in der Situation wiederfinden, wo er
sein „ICH“ aufgeben muss. Wo unbewußte Ängste
nicht mehr verdrängt werden. Wo die Stürme der
Evolution in Orkane übergehen. Das ist kein
Spielzeug und keine Philosophie. Es ist die
Domäne der Reife. Genau so fatal wie der Tod.
Ohne Umkehrmöglichkeit.
Imho solltest du ein wenig respektvoller damit
umgehen und versuchen die überheblich-profanisierende
Grundtendenz, die man dir manchmal anmerkt,
zu überwinden. Und das meine ich nicht böse,
sondern im Gegenteil, wünsche ich dir dabei
von Herzen alles Gute!
Gruß
Junktor