Hallo alle,
ich glaube, dass Spitznamen eher Moden unterliegen (die dann aber sicher auch
wieder regional unterschiedlich sind).
Zu meines Bruders Zeiten (Jg. 42) war es in der Volksschule üblich, die
Nachnamen, mit denen die Schüler vom Lehrer benannt wurden, abzukürzen und mit
einem -o enden zu lassen. Daher wurde bei meinem Bruder der Böhler zum „Bohlo“,
und ich erbte diesen Namen dann, sobald ich im Gymnasium in die gleiche
Jugendgruppe eintrat. Ich habe dann der Unterscheidung wegen den „Bolo“ gepflegt
(er dagegen hieß nur in der Jugendgruppe so, in der Klasse wurde er „Fuzzy“
genannt Ich wurde dagegen durchgängig zum Bolo, sogar Lehrer nannten mich so,
denn es gab schon einen anderen Rudolf in der Klasse und auch einen Rudi). Ich
kann mich noch an jemanden aus seinem Dunstkreis erinnern, der Beyrle hieß und
nur „Beyo“ gerufen wurde. Allerdings waren in seiner Klasse auch drei Dieter, der
„Dieter“, der „Did“ und der „Didi“. Dagegen hießen von zwei Herrmanns aus der
Klasse einer „Theo“ und der andere „Hugo“
Ansonsten gab es bei uns auch ähnliche Erscheinungen. Ein Birkhold ward „Bize“
genannt, ein Mack „Mucki“, ein Störrle „Stare“. Schön war die Version, nachdem
ein Mitschüler mit den Initialen P. O. schlicht „Pe Null“ genannt wurde. Einer
namens Schumm war der „Musch“ oder „Muschi“. Allerdings hatten auch unsere
Mädchen Spitznamen: Die Bettina hieß „Setti“ (weil ihre größere Schwester anfangs
sie so nannte, statt „Schwesti“), bei einer Irmgard wurde aus Irmi „Omi“, eine
Mitschülerin wurde „Vacca“ gerufen, weil sie erst während des ersten
Gymansialjahrs zu uns kam, vom Direx vorgestellt wurde und einer sagte: Die sieht
ja aus wie ein Mondkalb. In unserem Latinisierungseifer wurde daraus „Vacca
Lunae“, was natürlich auf die Dauer zu lang war. Die Regina war die Tochter vom
Direx und wurde folgerichtig nur „Rex“ gerufen (die Rex natürlich). Und aus der
Marlies, die leider schon tot ist, wurde die Marie (Betonung vorne auf langem a).
Und einer hatte ewig lange keinen Spitznamen. Dann haben wir einen konstruiert,
weil wir fanden, das ginge nicht. Er hieß Wolfgang Mayer, also nahmen wir die
ersten Buchstaben beider Namensteile, WoMa, und machten einen Womatz draus. Weil
wir uns aber ewig nicht einigen konnten, ob man das mit oder ohne t schreiben
solle, kultivierte er (bis heute) einen „Woma(t)z“. Und ein Reinhard hieß
„Richard“, weil ein Lehrer ihn unbeirrbar Richard nannte. Und als er es auf
unsere ständigen Zurufe endlich gelernt hatte, verwirrte ihn der Betroffene
genauso konsequent immer mit der Korrekttur, er heiße Richard. Dabei blieb es
dann.
Viele Lehrer hießen bei uns übrigens so wie ihre Kürzel im Tagebuch: Wabla
(Wagenblast), KG (Kallenberg), WaWa (Walter Wagner), Bu-Frau (Frau Dr. Bühler),
Bu-Mann (Herr Dr. Bühler).
Spitze Grüße
Bolo2l