Spurwechsel bei "Cool Rail"?

Auto, Rad & Mobilität Logistik
#1

Liebe Güterverschieber,

als Schienenküsser habe ich im vergangenen Sommer den ziemlich absurden Kampf um die Rettung des Obst- und Gemüsezugs „train des primeurs“ Perpignan - Rungis verfolgt und erst bei dieser Gelegenheit mitgekriegt, dass mit „Cool Rail“ bereits seit ein paar Jahren wieder fahrplannmäßig temperaturgeführte Transporte von Obst und Gemüse auf der Relation Valencia - Köln - Rotterdam stattfinden.

Weiß jemand, wie bei den Kühlcontainerzügen von Cool Rail der Spurwechsel von 1672 mm auf 1435 mm vorgenommen wird? Soweit ich mich an die Bahnhöfe Portbou und Cerbère erinnere, gab es dort keine Möglichkeit zum Umkranen, und die Achswechselanlagen aus den 1960er Jahren sind nicht nur nach dreißig Jahren Tanz um den goldenen Brummi völlig verrottet, sondern auch vom System her wohl bloß für die zweiachsigen Transfesa-Wagen geeignet, mit denen früher die Orangen von Valencia nach Dortmund gebracht wurden.

Hier extra für vielleicht zwei oder drei Zugpaare in der Woche eine Anlage zum Umkranen zu bauen, wäre dann doch ein merkwürdig hoher Aufwand - Cool Rail wird meines Wissens privatwirtschaftlich betrieben, da rechnet man bei Investitionen gerne mal vorher nach, ob sie rentabel sein können.

Ist hier vielleicht gar die unverdient langsam vorankommende Umschlagtechnik von Boxtango Herisau montiert worden?

Für erhellende Hinweise dankt

MM

#2

In Portbou gibt es doch eine Umladevorrichtung für Conatiner. Warum sollte diese nicht geeignet sein?

#3

In der Tat - dass man mit ein bissle „Sägen“ auch den nach Frankreich orientierten Güter-Kopfbahnhof zum Umkranen benutzen kann, habe ich überhaupt nicht berücksichtigt, so besessen war ich von dem Gedanken, dass sich hier konkurrenzfähige Fahrzeiten eigentlich nur mit zwei parallel verlaufenden Durchgangsgleisen unter dem Brückenkran erreichen ließen. No ja, auf diese Weise kann man auch ein paar RENFE-Leute mehr mit der Aktion beschäftigen, und die Weichen zu dem nicht mehr so besonders viel genutzten Güterbahnhof bekommen öfters einmal eine Entrostungsfahrt.

Schöne Grüße, auch an die Zacke!

MM

#4

Hier wird von unas diez horas geschrieben, welche das Umladen dauern soll.

#5

kann bei 42 Containern pro Zug hinkommen - das Umkranen selber wird dabei wohl nicht mehr als 50 Minuten ausmachen, eher weniger wenn alles passt. Die übrigen 20 Minuten können leicht mit Warten auf Fahrgassenschalten, Warten auf Rangierbefehle und deren Quittierung usw. herumgehen.

Schöne Grüße

MM

#6

Mit meinen rudimentären Kenntnissen des Kastilianischen interpretiere ich „unas diez horas“ als „ungefähr 10 Stunden“.

#7

Hmm, das ist tatsächlich unter aller Kanone. In dieser Zeit ist der LKW vom Anbieter gegenüber bereits in der Gegend von Dijon, mit einem munteren „Ick bün all doar“.

Ich hätte es so gelesen, dass eben bei allem, was mehr als eine Stunde ist, die Stunden in die Mehrzahl gesetzt werden, auch wenn es nur zehn Minuten sind - also ein Ausdruck für den digitalen Begriff „1:10 h“.

Aber es stimmt: „Unas“ steht für „etwa“, und da fragt man sich schon, was die mit den Containern machen - ob da für jeden der 42 Container ein Oberamtmann oder ein Inspektor aus dem Bahnhof herübergewackelt kommt, um festzustellen, ob dieser auf dem neuen Zug richtig verriegelt ist, dann zum Bahnhof zurückwackelt und das in eine Liste einträgt und dann dem Stellwerkswärter den Auftrag gibt, den Kranführer zum Bewegen des nächsten Containers anzuweisen?

Kann natürlich auch sein, dass man zur Rationalisierung des spärlichen Güterverkehrs alle RENFE-Funktionäre mit Entscheidungsbefugnissen aus Portbou abgezogen hat, so dass der Kranführer jetzt für jeden Container in Barcelona anrufen und den Auftrag zum Bewegen des Containers abwarten muss…

Nun ja. Schade um das System Rad-Schiene, das besser funktionieren könnte als alle modernen „intelligenten Lösungen“, die sich meistens als heiße Luft herausstellen - es müßte dafür bloß in kompetente Hände gelangen. Man könnte den Verantwortlichen von der Transfesa ja mal eine Dienstreise mit den Stationen Glovelier und Tavannes spendieren, wo sie sich anschauen können, wie man Kehrichtcontainer im Handumdrehen vom LKW auf die Eisenbahn bringt…

Schöne Grüße

MM

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