St. Kilian

Hallo,

in Bensheim an der Bergstraße steht der Lammertsbrunnen. Auf dem wiederum steht der folgende Spruch:

Schenkt uns St. Kilian jedes Jahr viel Trauben süß und golden,
ganz schändich wär es dann fürwahr, wenn Wein wir wassern wollten.

Ich habe zumindest im Internet keine direkte Verbindung zwischen dem Heiligen St. Kilian und Wein / Weinanbau gefunden. Zwar gibt es etliche Weinlokale, Kellereien, Weinkontore, usw., die St. Kilian im Namen verwenden, besonders in Franken, aber er war nicht der Schutzpatron des Weines / Weinbaus (das war eher St. Urban).

Weiß jemand, wo die Verbindung zwischen Kilian und Wein herkommt?

Grüße
Siboniwe

It is possible that viticulture was taking place earlier here as the Irish missionary Saint Kilian in the 7th century was believed to have helped spread wine growing in the Franconia region and is today considered to be the patron saint of wine growers in the area.

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Hallo Sibonive.
Die einzige Verbindung, die wir nachvollziehen können ist, daß S. Kilian der Schutzpatron der Franken sei, ua. der Region Heilbronn-Franken. Und die Franken und Wein, das gehört doch irgendwie zueinander.
Was anderes fällt mir momentan nicht ein, außer allen un- möglichen Verbindungen zwischen alten Berufen und Wein…
Lt. Wiki:" Der Heilige ist Schutzpatron der Städte Würzburg, Heilbronn, Kostheim, Bad Heilbrunn, des Bistums Würzburg und der Region Franken sowie der Berufe Weißbinder und Tüchner. Er wird bei Augenleiden, Gicht und Rheumatismus angerufen."
Daraus lässt sich vieles ableiten.
Gruß

Könnts vielleicht „nur“ eine Bezugnahme auf eine Kilianstag-Bauernregel sein?
Schöner Kilianstag-> schöner Sommer -> gute Trauben -> …

Gruß
F.

Im Frankenlied heißt es explizit:

„Bald hebt sich auch das Herbsten an,
die Kelter harrt des Weines.
Der Winzer Schutzherr Kilian
beschert uns etwas Feines.“

Scheint also durchaus so zu sein, dass Killian von eingen als Schutzherr der Winzer angesehen wird.

Hallo Siboniwe,
St. Kilian als Schutzpatron der Winzer ist eine mW auf die Weinregion Franken beschränkte lokale Spezialität. Die zum einen etwas damit zu tun hat, dass der legendäre erste Bischof Würzburgs in dieser Region der wichtigste Heilige ist und zum anderen vermutlich damit, dass der Kilianstag am 8. Juli normalerweise ziemlich genau mit dem Ende der Rebblüte zusammenfällt. Wenn die bis dahin ohne größere Unfälle (Durchrieseln wegen Regen oder Hagelschlag) verlaufen ist, „schenkt St. Kilian viel Trauben“. Da St. Kilian das Patrozinium des Würzburger Doms hat, wurde an seinem Festtag überdies kostenlos Wein ausgeschenkt - eine für Winzer wie Weintrinker durchaus erfreuliche Verbindung von Heiligem und Wein …

Was nun freilich nicht erklärt, wie ausgerechnet Bensheim in der Weinregion Bergstraße zu einem Brunnen mit den zitierten Versen kommt. Im Kurmainzischen hielt man sich schon korrekt an den offiziellen Beauftragen St. Urban. Meine persönliche Vermutung ist, dass der Schöpfer des Lammertsbrunnens (der heute existierende ist freilich nur eine Replik aus dem Jahr 1989) Franz Heinrich Metzendorf (1866 - 1923) weniger vom offiziellen Heiligenkalender als von Victor von Scheffels ‚Frankenlied‘ inspiriert war:

Bald hebt sich auch das Herbsten an,
die Kelter harrt des Weines.
Der Winzer Schutzherr Kilian
beschert uns etwas Feines

Das Liedchen war zu Metzendorfs Zeiten auch außerhalb Frankens ein vor allem unter Studenten verbreiteter Gassenhauer und fand sich in jedem besseren Kantusprügel. Nebenbei angemerkt - in und um Bensheim hat Metzendorf sehenswerteres hinterlassen als den Lammertsbrunnen - in dieser Broschüre ist er nicht einmal verzeichnet. Bei frühherbstlichem Wetter ist die dort beschriebene Strecke eine Wallfahrt wert, die dann am besten mit einer Huldigung eines anderen Heiligen abgeschlossen wird - namentlich dem Bensheimer Paulus. Wobei es natürlich ein Kirchberg oder ein Schönberger Herrnwingert mindestens genauso gut tut …

Freundliche Grüße,
Ralf