Servus,
heute früh „blätterte“ ich in vergangenen Schlagzeilen, weil ich das Tagesgeschehen nur noch relativ selten verfolge, aber mal wissen wollte, was eigentlich aus Saddam Hussein geworden ist. Dabei stiess ich auf einige Nachrichten, deren Inhalte mir seltsam, weil widersprüchlich vorkamen.
So sind laut AFP die USA entschlossen, „den Besitz und die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen weltweit notfalls auch mit Gewalt zu unterbinden. ‚Unser Ziel ist nicht nur, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen zu verhindern, sondern auch, solche Waffen zu vernichten oder zurückzudrängen, die bereits im Besitz von Schurkenstaaten oder Terrorgruppen sind‘, sagte der Staatssekretär im US-Außenministerium, John Bolton, am Mittwoch (Ortszeit) vor dem Auswärtigen Ausschuss im US-Kongress. Um diese Ziel durchzusetzen, würden die USA zu Wirtschaftssanktionen, Beschlagnahmungen und ‚wenn nötig Präventivschlägen‘ greifen.“ (http://de.news.yahoo.com/030605/286/3h82t.html)
In einer weiteren gestrigen Nachricht von AFP heisst es, „angesichts zunehmender Zweifel an der Existenz von Massenvernichtungswaffen in Irak hat US-Präsident George W. Bush in einer Rede vor US-Truppen in Katar die ‚Wahrheit‘ versprochen. ‚Wir suchen noch‘, sagte Bush. ‚Und die Wahrheit wird ans Licht kommen‘, fügte er unter dem begeisterten Beifall von rund 2500 US-Soldaten hinzu. UN-Chefinspekteur Hans Blix sagte, je mehr Zeit vergehe, ‚desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es dort keine Massenvernichtungswaffen gibt‘. Bush sagte in Katar, nun sei zumindest sicher, dass Irak terroristischen Gruppen nicht mehr als Waffenarsenal dienen werde. Saddam Hussein ‚hat Jahrzehnte damit verbracht, mörderische Waffen zu verbergen‘, betonte er. ‚Er hat ein großes Land, sie zu verstecken.‘“ (http://de.news.yahoo.com/030605/286/3h91y.html)
Und nicht zuletzt schrieb gestern abend dpa, dass „nach Angaben von UN-Diplomaten die USA das einzige der 15 Mitgliedsländer des Sicherheitsrates (sind), das sich einer Rückkehr der UN-Waffeninspekteure widersetzt.“
Lese ich die erste Nachricht, frage ich mich: Wollen die USA tatsächlich auf ihren ersten Platz als weltgrösstes Waffenexportland vor Grossbritannien, Frankreich, Russland und Deutschland verzichten und nun den Pfad der Tugend beschreiten?
Bei der zweiten Nachricht runzele ich die Stirn, ist es doch normalerweise üblich ist, zuerst Beweise und damit auch die Wahrheit ans Licht zu bringen, um über Tatbestände urteilen zu können. Der umgekehrte Fall wäre Willkür, Diktat, Rechtslosigkeit.
Und bei der dritten Nachricht frage ich mich schliesslich, welche Absichten ein Land verfolgt, dass den UN-Inspekteuren keine Zeit mehr geben, sondern lieber einen Krieg führen wollte, die Kontrolleure jedoch auch jetzt, nachdem der Irak völlig offen für sie wäre, nicht mehr zurücklassen will. Und weshalb soll man statt dessen ausgerechnet diesem Land, das laut UN-Chefinspekteur Hans Blix falsche oder aufgebauschte Behauptungen zur Kriegsführung benutzte, nun selbst die Suche nach Massenvernichtungswaffen in die Hand geben? Würde das nicht sehr einer selbsterfüllenden Prophezeiung gleichen, bei die USA nebst willigen Jüngern erst zum Propheten und anschliessend zum Erfüller werden?
Wenn dies alles keine Widersprüchlichkeiten sein sollten, so ist also zu vermuten, dass nur Schurkenstaaten solche schreckliche Waffen besitzen, hingegen die USA - aber natürlich auch „wir“ - nur die Guten dieser Welt mit Waffen (selbstverständlich zur blossen Verteidigung gegen eben jene Schurken) versorgen, und weil im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zwar alles, nur keine Massenvernichtungswaffen vorhanden sind, wären Kontrollbesuche in US-Waffenlaboren, in denen allein für friedliche Zwecke Massenvernichtungskampfmittel erforscht und erprobt werden, völlig sinnlos.
Oder?
Marco