Staatsanleihen

Hallo,

ausgelöst durch den Schuldenrückkauf Griechenlands und auf der Suche nach lukrativen Geldanlagen, habe ich mich mit dem System der Staatsanleihen beschäftigt.

Soweit ich das momentan verstanden habe gibt ein Staat „Schuldscheine“ mit einem Nennwert von 100 EUR für eine bestimmte Laufzeit (3 Monate bis 20 Jahre) zu einem Zinssatz (0,1 - 8%) heraus.

Sind das jährliche Zinsen?
Werden diese Zinsauszahlungen direkt ausgezahlt oder erst bei Laufzeitende?

Die Schuldscheine sind frei handelbar. Blendet man also die Verzinsung aus, gelten die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie für Aktien.?

Kaufe ich solch einen Schuldschein mit einer Verzinsung von 7% für 122,- EUR muß ich das Papier also min, 4 Jahre halten und dann mit min. Nennwert verkaufen oder zum Laufzeitende auf einen solventen Schuldner hoffen, sofern ich damit Gewinn machen möchte.

Griechische Staatsanleihen waren offenbar in jüngerer Vergangenheit bei einem Marktwert um 30,- EUR bei einer Verzinsung von 5%. Nach 6 Jahren habe ich den Kaufpreis also schon allein über die Verzinsung wieder drin.

Habe ich einen Denkfehler?
Wie hoch ist das Risiko zu bewerten?

MfG Frank

Hallo,

Sind das jährliche Zinsen?
Werden diese Zinsauszahlungen direkt ausgezahlt oder erst bei
Laufzeitende?

Die Zinsen werden pro Jahr angegeben und gelten i.d.R. für 100% des Nennwertes.
Normal ist die jährliche Auszahlung über den sog. „Kupon“. Im Bankdepot geht das automatisch.
Es gibt aber auch sogenannte „Zero-Bonds“. Die kaufst Du bei der Emission zu einem niedrigen Kurs und bekommst Deinen Kaufpreis zzgl. der vereinbarten Zinsen am Laufzeitende zurück.

Die Schuldscheine sind frei handelbar. Blendet man also die
Verzinsung aus, gelten die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie für
Aktien.?

Es gelten die Gesetzmäßigkeiten für Renten (festverzinsliche Wertpapiere). Hier ist die Entwicklung des allgemeinen Zinsniveaus der Haupttreiber für die Kurse.
Sinken die Zinsen steigen die Kurse - und umgekehrt. Du kannst Dir das an den Indizes Rex und Bund Future anschauen.
Dazu kommt noch die Risikoeinschätzung für den Schuldner. Wird die negativer, sinken die Kurse (steigt die Rendite) und umgekehrt.

Kaufe ich solch einen Schuldschein mit einer Verzinsung von 7%
für 122,- EUR muß ich das Papier also min, 4 Jahre halten und
dann mit min. Nennwert verkaufen oder zum Laufzeitende auf
einen solventen Schuldner hoffen, sofern ich damit Gewinn
machen möchte.

Du erhälst während der Laufzeit 7% auf den Nennwert von bspw. 100. Das sind 5,73% Rendite (bezogen auf die 122). Am Ende der Laufzeit bekommst Du aber nur 100 zurück. Das wissen auch potenzielle Käufer. Du würdest in diesem Bsp. also nicht viel verdienen. Deswegen dürfte ein reller Kurs so kaum aussehen, weil es wohl keine Käufer gäbe.
Theoretisch könnte der Kurs natürlich zwischenzeitlich noch steigen, weil die Zinsen sinken oder sich die Risikoeinschätzung ändert.

Griechische Staatsanleihen waren offenbar in jüngerer
Vergangenheit bei einem Marktwert um 30,- EUR bei einer
Verzinsung von 5%. Nach 6 Jahren habe ich den Kaufpreis also
schon allein über die Verzinsung wieder drin.

Habe ich einen Denkfehler?
Wie hoch ist das Risiko zu bewerten?

Das Risiko ist so hoch, dass die Rente 70% Kursverlust erlitten hat und aktuell mit 16,7% rentiert.
Das ist Ramschniveau.
Mit einem Totalverlust muss gerechnet werden, wenn solche Zahlen im Spiel sind. Die sind immer das Spiegelbild des Risikos.

Gruß vom Money-Schorsch

Hallo,

Verzinsung aus, gelten die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie für
Aktien.?

ergänzend zur vorherigen Antwort: es gibt noch einen Unterschied und zwar zahlst Du beim Kauf immer den Nennwert zzgl. die bis zu diesem Tag seit dem letzten Zinstermin aufgelaufenen Zinsen (sog. Stückzinsen).

Das sollte man bei der Berechnung der Rendite berücksichtigen, denn dadurch hat man zwar keinen Zinsverlust, wohl aber eine höhere Kapitalbindung.

Gruß
C.

Hallo,

Soweit ich das momentan verstanden habe gibt ein Staat
„Schuldscheine“ mit einem Nennwert von 100 EUR für eine
bestimmte Laufzeit (3 Monate bis 20 Jahre) zu einem Zinssatz
(0,1 - 8%) heraus.

der Emittent kann da durchaus noch variabler sein.
Der Nennwert könnte z.B. auch 1000€ , die Laufzeit 30 Jahre oder der Zinssatz 10% sein.
Weil die Börsenkurse bei Anleihen oft in Prozent des Nennwertes notieren, verwechselst du das wahrscheinlich mit dem Nennwert.

Sind das jährliche Zinsen?
Werden diese Zinsauszahlungen direkt ausgezahlt oder erst bei
Laufzeitende?

Meistens wird der Zinssatz pro Jahr angegeben und die Zinsen einmal jährlich ausgezahlt.

Die Schuldscheine sind frei handelbar. Blendet man also die
Verzinsung aus, gelten die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie für
Aktien.?

Nein, als Aktionär hast du den Vorteil bei der jährlichen Hauptversammlung an eine kostenlose Mahlzeit zu kommen und dein Stimmrecht ausüben zu können. :wink:

Kaufe ich solch einen Schuldschein mit einer Verzinsung von 7%
für 122,- EUR muß ich das Papier also min, 4 Jahre halten und
dann mit min. Nennwert verkaufen oder zum Laufzeitende auf
einen solventen Schuldner hoffen, sofern ich damit Gewinn
machen möchte.

Nein, wieso solltest du zwangsläufig mindestens 4 Jahre warten müssen, denn der Kurs könnte doch auch zwischenzeitlich über 122€ steigen?
Du würdest doch immer dann einen Gewinn erzielen, so bald dein Verkaufserlös minus Transaktionskosten und ggf. Steuern höher wäre, als der Kaufpreis.

Griechische Staatsanleihen waren offenbar in jüngerer
Vergangenheit bei einem Marktwert um 30,- EUR bei einer
Verzinsung von 5%. Nach 6 Jahren habe ich den Kaufpreis also
schon allein über die Verzinsung wieder drin.

Habe ich einen Denkfehler?

Ja. Vor 6 Jahren hättest du die griechischen Staatsanleihen, die kürzlich z.B. 30€ gekostet hätten, nicht für 30€ kaufen können, sondern vielleicht für 100€.
Viele Privatanleger in griechische Staatsanleihen haben jedenfalls in jüngerer Vergangenheit hohe Verluste eingefahren.

Wie hoch ist das Risiko zu bewerten?

Siehe Ratingagenturen.

Gruß
Pontius

ergänzend zur vorherigen Antwort: es gibt noch einen
Unterschied und zwar zahlst Du beim Kauf immer den Nennwert
zzgl. die bis zu diesem Tag seit dem letzten Zinstermin
aufgelaufenen Zinsen (sog. Stückzinsen).

Und ich dachte bis jetzt, man zahlt beim Kauf immer den Kurswert zuzüglich der angefallenen Stückzinsen.

Gruss Roland

ergänzend zur vorherigen Antwort: es gibt noch einen
Unterschied und zwar zahlst Du beim Kauf immer den Nennwert
zzgl. die bis zu diesem Tag seit dem letzten Zinstermin
aufgelaufenen Zinsen (sog. Stückzinsen).

Und ich dachte bis jetzt, man zahlt beim Kauf immer den
Kurswert zuzüglich der angefallenen Stückzinsen.

Hast recht. Also eine neue Formulierung: den Kurswert zzgl. der auf den Nennwert seit dem letzten Zinstermin aufgelaufenen Zinsen.

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Griechische Staatsanleihen waren offenbar in jüngerer Vergangenheit bei einem Marktwert um 30,- EUR bei einer Verzinsung von 5%. Nach 6 Jahren habe ich den Kaufpreis also schon allein über die Verzinsung wieder drin. …

Die Verzinung bezieht sich auf den Nominalwert, und nicht auf den Marktwert.
Der Marktwert ist gesunken, weil das Risiko gestiegen ist.
Zweites Problem: Die Rendite ergibt sich aus der Zukunft, und nicht aus der vergangenheit…

Habe ich einen Denkfehler?
Wie hoch ist das Risiko zu bewerten?

Das Risiko ist so hoch, dass die Rente 70% Kursverlust
erlitten hat und aktuell mit 16,7% rentiert.
Das ist Ramschniveau.
Mit einem Totalverlust muss gerechnet werden, wenn solche
Zahlen im Spiel sind. Die sind immer das Spiegelbild des
Risikos.

Ich will nur eine Kleinigkeit ergaenzen.
Diese Papiere stammen aus dem Schuldenschnitt fuer Griechenland, bei dem die Gläubiger bereits auf knappe 70% eingebüßt haben durch Verzicht, niedrigere Zinsen und extrem verlängerte Laufzeiten.
Dass diese Papiere die nach dem Schnitt eigentlich bei 100% notieren müssten, schon wieder 70% verloren haben, zeigt deutlich womit der Markt rechnet… Nämlich mit einem Totalausfall.

Gruss HighQ

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Sinken die Zinsen steigen die Kurse - und umgekehrt.

Ergaenzung, fuer den der dann eien laufende Staatanleihe kauft.
Fuer den der sie hat bleibt die Rendite wie beim Kauf.
Fuer den der verkauft, kann die Rendite hoeher oder geringer sein als beim Kauf vorausberechnet bis zum Laufzeitende.