Staatsfond – in Deutschland wirklich unmöglich?

Hallo,

jedesmal, wenn der norwegische Staatsfond seine neusten Zahlen veröffentlicht, wird das Thema „Staatsfond“ auch in Deutschland ventiliert. Im letzten Quartal lief es so:

Insgesamt warfen die Investitionen in den drei Monaten eine Rendite von 1,8 Prozent ab, wie Norges Bank Investment Management (NBIM) mitteilte. Die Quartalsrendite entspreche einem Gegenwert von 167 Milliarden norwegischen Kronen, umgerechnet etwa 17,2 Milliarden Euro. Der Gesamtwert des Fonds betrug am 30. Juni 8,337 Billionen norwegische Kronen (861 Milliarden Euro), so NBIM, die den Fonds bei der Zentralbank des Landes verwaltet.

Das sind natürlich Summen, die für Deutschland unerreichbar scheinen.

Ein Beitrag in der ZEIT online vom Beginn des Jahres

schlägt die Gründung eines Staatsfonds vor.

Mich überzeugt dieser Bericht, der auch ein Beispiel enthält, wie sich ein deutscher Staatsfond entwickeln könnte. Geld für eine Rente, die den Namen verdient, sollte einen höheren Stellenwert besitzen als die ominöse „Schwarze Null“.

Was hindert uns daran?

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Hallo,

tut mir leid. Ich weiß es nicht.

Was hindert z.B. Wohnliegenschaften daran, ihre Rücklagen in Fonds anzulegen? Ich vermute, dass es Gesetzesvorgaben gibt, die einen Einstieg in einen Fond verbieten.

Ähnlich liegen dürfte die Rechtslage bei der Gründung eines Staatsfond. Was sagen die Volksvertreter in Deinem Wahlbezirk dazu? Siehe Abgeordnetenwatch.

Grüße mki

es gibt schon längst einen Staatsfond in Deutschland:

und zum Rest:
wer hindert Dich daran Dir Geld zu leihen und das in einem „Fond“ anzulegen? Du findest sicher ne Bank die dir Geld für 2-3% leiht, Du legst das Geld am Aktienmarkt an und machst damit 4-6%. Wenn Du ne Mrd € leihst, brauchst Du dir nach einem Jahr schon keine Gedanken mehr über deine finanzielle Zukunft zu machen :smile:

Mich nicht. Ich habe hier schon mal geschrieben: Wir schaffen es immer noch nicht das Wetter für 3 Tage voraus zu sagen und die beiden Autoren sagen sowohl die Steuereinnahmen, Wirtschaftsleistung und Aktiengewinne für die nächsten 10 Jahre voraus. Eine Glanzleistung. Oder einfach nur eine Milchmädchenrechnung.

Hallo Wolfgang,

natütlich kenne ich Dein Argument. Wäre ich ihm gefolgt, hätte ich seit 2011 mindestens 100.000 € weniger auf dem Konto.

Aber was schlägst Du denn vor? Was ist eine vernünftige Geldanlage?

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Investitionen in die Infrastruktur (Straßen, Bahn, Leitungsnetze so weit sie in öffentlicher Hand sind), aber da herrscht eher das Problem, dass niemand da ist, der noch Kapazitäten zum Umsetzen frei hat…

Daher: Schulden zurück zahlen wäre eine gute Anlage. Damit verschafft man sich für schlechtere Zeiten wieder Luft um dann Schulden aufzunehmen. Sparen und Schulden zurück zahlen, wenn die Einnahmen weg brechen hat noch nie funktioniert…

Und ja: Mir ist durchaus klar, dass zu Zeiten von 0% Zinsen der Effekt da sehr gering ist und sehr viele dagegen wettern werden. Letztlich ist so was immer eine Wette: Kann gut gehen oder auch nicht, wenn die 0% Zinsphase noch weitere 10 Jahre dauert…

Und ich vermute, daß Du Vermögen mit Liquidität verwechselst. Wohnungsgesellschaften haben Vermögen - zumeist in beträchtlicher Höhe -, das aber in den Immobilien gebunden ist.

1 Like

Die beste Investition in die Zukunft ist Schuldentilgung. Wenn danach irgendwann noch Geld übrig ist, kann man über einen Staatsfonds nachdenken.

Was die Rendite der Norweger angeht: über die letzten 20 Jahre (genauer: von 1996 - 2016) 6% p.a. zu erzielen, ist zwar beachtlich, aber inzwischen liegt der Aktienanteil bei knapp 70% und damit an der Obergrenze von 70%. Kommt es zu einem Abschwung an den Aktienmärkten, kann sich dem der Fonds auch nicht entziehen (zumal die Positionen inzwischen zu groß sind, um sie kurzfristig zu veräußern) und das dürfte die Rendite beträchtlich schmälern. Hinzu kommt, daß der norwegische Staat dem Fonds Geld entzieht, um die in den letzten Jahren sinkenden Einnahmen aus Öl und Gas zu kompensieren.

Kurz gesagt: 20 Jahre scheinen eine lange Zeit zu sein, aber der Erfolg der Vergangenheit ist trügerisch und kein Garant dafür, daß die Entwicklung auf ewig so weitergeht.

Gruß
C.

Oder aber, Du wirfst zwei Dinge zusammen, die miteinander nichts zu tun haben. Ganz abgesehen davon, daß Wettervorhersagen über drei Tage nun weder etwas besonderes sind noch besonders fehlerhaft wären.

Hallo Wolfgang,

verstehe ich Dich richtig?

Ich soll in Infrastruktur investieren, um meine Rente, meinen Lebensabend und das Erbe für meine Nachkommen zu sichern? Wie soll das gehen?

Mal ganz konkret: Wenn Du 250.000 € auf dem Konto hättest, was würdest Du damit tun?

Ich blicke wirklich nicht mehr durch.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Hallo,

Oder er investiert sein Cash und was er noch veräußern mag oder kann, in Short-ETFs und ähnliche Papiere. Die größten Gewinne an der Börse werden in Baisseperioden erzielt.

Ich gebe dies nur zu bedenken, ohne Deine Argumente für die Gefahr hoher Verluste entkräften zu wollen. Letztlich muss jeder selbst entscheiden, was er wagt.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Ich auch nicht. Von was reden wir eigentlich? Vom Staat, von Dir oder von mir?

Meinen Hauskredit abbezahlen. Und wenn ich keinen hätte, dann würde ich mein Haus richten lassen und eine Solaranlage mit Speicher einbauen lassen.

Aber was hat das alles mit einem Staatsfond zu tun?

Hallo,
die Norweger hatten bei Gruendung des Staatsfonds neben ihrer sonstigen laufenden Wirtschaft Geldzufluesse aus Oel- und Gas-Verkaeufen von aussen. Das Geld sollte der Bevoelkerung zufliessen, nach vielen Jahren.
.
Bei uns einen Staatsfonds gruenden ginge dagegen voellig anders. Wir muessten Geld der laufenden Wirtschaft entziehen, damit die Quelle des Geldes bremsen. Man koennte auch Steuern erhoehen und die Mehrsteuern in einen Staatsfonds schaufeln. In jedem Fall bremst es die laufende wirtschaftliche Aktivitaet.
.
Sollte die Geldanlage Staatsfonds dann eine ordentliche Rendite erwirtschaften, muessten Leute diese Rendite produzieren und entsprechend weniger „Lohn im weiteren Sinne“ bekommen. Allenfalls Robotersteuern koennte man ethisch als Rendite akzeptieren, doch die Roboter-Eigentuemer wuerden schnellstens den Ort der Steuer verlassen und die Maschinen woanders aufstellen.
.
Gruss Helmut

Hallo Wolfgang,

alles klar. Du hast dieses Argument auch schon im Geldanlage-Brett verwendet.

Jetzt verstehe ich Dich. Mit den fälligen Investitionen in die Infrastruktur hast Du recht.

Aber man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen.

Schönes Wochenende, Hans-Jürgen Schneider

Wir verfügen nicht über nenneswerte Erödvorkommen, aus denen sich der norwegische Staatsfond nun einmal speist(e). https://de.wikipedia.org/wiki/Staatlicher_Pensionsfonds_(Norwegen)

Und ob massivste Aktiengeschäfte für einen Rentenfonds geeignet sind, darf angezweifelt werden. Jubel, solange es Profite bringt und Zähneklappern, wenn der Markt einbricht.