Stadtmüll als Dünger auf Weinbergen?

Liebe Fachfrauen und Fachmänner,

habe gerade in einem Buch gelesen, dass man in Frankreich den Müll aus Paris als eine Art Dünger unter den Boden in den Weinbergen gemengt hat. Leider sind die Angaben dazu recht vage und im Internet wurde ich dazu auch nicht fündig (->Google.de).
Sagt dieses Procedere jemanden etwas, bzw. kann mir jemand bitte mit der zeitlichen Einordnung (den damals dafür Verantwortlichen, Spätfolgen für die Umwelt…) weiterhelfen?
(Recherchiere für eine eher wissenschaftliche Arbeit und die meisten Geo-Fachbegriffe sind mir geläufig)

Vielen Dank!

Servus,

ist in etwa bekannt, um welche Periode es geht?

Vor ca. 1900 geht es dabei vor allem um Asche von Holz und Braunkohle (einigermaßen wertvoller Kalidünger) und allerhand organischen Gammel vom alten Schuh bis zum Katzenkadaver - auch dieses für das Gedeihen der Weinstöcke ziemlich erfreuliche Dinge. Je nach Ausdehnung der Kanalisation (in Paris ziemlich früh ziemlich gut ausgebaut) natürlich auch jede Menge Exkremente, fantastische N- und gute P-Quelle.

Vor dem zwanzigsten Jahrhundert gab es im Hausmüll praktisch kein Metall, praktisch kein Glas, keine Lumpen, kein Holz, Kunststoffe sowieso nicht; vielleicht ein bissel was an (inerter) Keramik.

Wenn nicht ein jüngerer Zeitabschnitt gemeint ist, keine spezielle Methode, sondern normaler Zustand.

Schöne Grüße

MM

Hej Martin!
(Schön, dass sich hier jemand auskennt :smile:

In besagtem Buch wirds ± 1970er Jahre erwähnt - sehr vage halt.
War diesen Sommer in nem Weinberg in der Champagne vor Ort und wunderte mich, weil der Boden wirklich über und über mit blau-buntem Plastikzeugs gemischt war.
In jüngerer Zeit (90er bis jetzt) wird laut Buch v.a. Rindenmulch u.ä. eingesetzt. (Taaatsächlich? Kein Dungmistgülle zusätzlich?)
Was zur Hölle passiert nun mit dem Plastikschnipselmüll im Oberboden? Verhält der sich wirklich (grundwasser-)neutral bzw. kann da was bspw. in Planzen (und natürlich in Trauben) nachgewiesen werden?

Danke übrigens für die Infos um 1910 - helfen mir ebenfalls phantastisch weiter!

Beste Grüße

Mlle grautier

Also soweit ich weiß kann der Wein die Schadstoffe nicht aufnehmen. Aber mit dem Grund- und Oberflächenwasser verhält sich das Garantiert anders. In den Weinbergen in Rheinhessen z.B. wurden in den 70er Jahren Klärschlamm von Krankenhäusern aufgetragen. Dort kann man dann noch heute Spritzen und andere Dinge aus dem Krankenhaus finden. Da diese Dinge erst zum Vorschein kommen, wenn der Organische Teil des Schlamms vergammelt ist.