Hi,
nachfolgenden werde ich gerne die Fragen, die einige User im vorigen Thread aufgeworfen haben, versuchen in eine erweiterte Diskussion aufzunehmen. Da ich im vorigen Thread unmittelbar mit meiner realen (dritten) Welt konfrontiert bin (Erdbeben und Vulkanausbruch, siehe Links zuvor), und ich mir nicht klar genug darüber bin, über all die Zusammenhänge, starte ich hier den neuen Thread, der mit vorigem korreliert.
Alle User in diesem Philosophie-Brett haben eine Identität. Das ist ihnen mehr oder weniger bewusst oder unbewusst. Abgesehen von alle möglichen sonstigen Identifikationen (ich will hier nicht auf den Unterschied von Identität und Identifikation eingehen), bietet sich eine Klassifikation zwischen Städter und Ländler an, denn dieses Thema spielt in den vorigen Thread hinein, weil es da ja auch um die Identifikation mit verschiedenen Welten geht, wobei die reale (dritte) Welt auf meiner Insel ist, am letzten Zipfel Europas, dem einst offiziellen Ende der Alten Welt, wo früher der Null-Meridian lag und plötzlich zur wichtigsten Welt werden könnte, durch eine aktuelle Gefahr.
Wenn ich nun unabhängig meiner Drei-Welten-Methode alle Welten meines bisherigen Lebens rekapituliere, mit denen ich jemals mehr bewusst oder unbewusst identifiziert war, besteht diese Rekapitulation aus zwei generellen Kategorien: 1) der Erfahrung in Städten und 2) der Erfahrung auf dem Lande. In meinem Falle hält sich das 50% zu 50% die Waage.
Jetzt kommt aber der wesentliche Teil, auf den ich abziele: Je nachdem, wo ich lebte, wurde ich mehr oder weniger stark von meiner Umwelt beeinflusst und passte mich dieser bewusst oder unbewusst an. Lebte ich beispielsweise in der Großstadt, hatte ich ein ganz anderes Selbstgefühl und Selbstbewusstsein als auf dem Lande. Als Städter fühlteich mich meist den Ländlern überlegen, ich rechtfertigte dies damit, dass Ländler sich viel mehr von den Traditionen der Religion und Politik leiten lassen als Städter. Das ist etwas, was nicht rein rational begreifbar ist, sondern stark mit unbewussten Gefühlen zu tun hat.
Ich lebe jetzt seit 32 Jahre hintereinader auf dem finstersten Land. Zuerst hat meine Isebill, die ein leidenschaftlicher Gesundheitsfreak ist, sich die Nase zugehalten, als wir in Müchen wohnten (ich roch damals noch noch gar nichts!) und mich gezwungenermaßen dazu motiviert, aufs Land zu ziehen. Elf Jahre lebten wir in einem kleinen Dorf mit 15 Häusern in Oberbayern, seit 21 Jahren lebe wir auf dieser Hinterweltinsel.
Ich muss sagen, ich habe in diesen 32 Jahren noch immer nicht die Mentalität der Landbevölkerung verstanden (jeder will hier mit einem auf Freund machen!). Vielleicht hat das ja damit zu tun, dass in der Geschichte der Philosophie alles, was mit Gefühlen zu tun hat, bisher ausgeklammert wurde, so dass ich deshalb auch diese Mentalität der Ländler so schwer verstehe, obwohl ich doch selbst schon längst einer bin?! Tatsache ist, dass in der Philosophie die Gefühle deshalb immer ausgeklammert wurden, weil man diese so schwer fassen und beschreiben kann. Nun aber hat inzwischen die Wissenschaft auch die Gefühle zu ihrem Forschungsgegenstand gemacht und auch die Philosophie spielt nun mit.
Frage an die User: Fühlen sich nicht die Städter meist den Ländlern geistig überlegen, aber auch umgekehrt, die Ländler den Städtern ihrerseits? Danke für evtl. Beiträge zu diesem Thema, das ja alle User betrifft!
Gruß
C.