Es vergeht keine Woche, an der in Klasse 8 und 6 hier im Land ein planmäßiger Unterricht stattfindet. Bald jeden zweiten Tag fallen Stunden aus, Nachmittagunterricht findet schon lange nicht mehr statt, obwohl er für zweimal die Woche vorgesehen ist . Hinzu kommt, dass wenn mal ein Unterricht stattfindet, die Lehrer oftmals Klassenarbeiten korrigieren und die Kinder zu Stillarbeit zwingen. Die Kinder aber spielen dann irgendwelche PSP-Spiele, Handyspiele etc. Andere Lehrer wiederum machen ihre Schüler fertig, indem sie diese als Taugenichts hinstellen. Bis eine Unterrichtsstunden endlich beginnt, dauert alleine schon 10 Min… Kann man sich als Eltern wehren? Ein Gespräch mit dem Rektor ist schon erfolgt, allerdings erfolglos. Wer hat ähnliche Probleme und wo kann man seinen Unmut noch äußern? Kann ich zB an das Oberschulamt schreiben? Danke für eure Meinungen und Ratschläge.
Moin,
was das Problem des ausfallenden Unterrichts betrifft, wirst du dich wohl ans zuständige kultusministerium wenden müssen. Zumindest hier in Niedersachsen haben die eine sehr eigenwillige Interpretation des Begriffs „100% Unterricht“ - das ist nämlich im Ministerium der fall, obwohl ständig Stunden ausfallen.
Eine Schule, die tatsächlich 100% Abdeckung bietet, hat nach Ministeriumsberechnung 113% Abdeckung…
Man sollte alle Kultusministerien schließen, das Schulwesen bundesweit vereinheitlichen ud mit frischen Leuten nochmal von vorne anfangen. Anders kriegt man die Misere hier wahrscheinlich nicht mehr in den Griff.
Gruß
Kubi
Hallo taboga,
hmm, Dein ganzes Posting klingt ja doch sehr aufgeregt. Darum versuche ich erstmal ein bisserl Ordnung reinzubringen und noch ein paar Fragen zu stellen.
Von was für einem Schultyp in welchem Bundesland reden wir denn hier? Und was ist jeweils der Grund für den Unterrichtsausfall? Lehrer krank? Immer die gleichen Stunden/Lehrer oder wild gemischt?
Was ist das mit dem Nachmittagsunterricht. Ist das „regulärer“ Unterricht oder sind das Arbeitsgemeinschaften oder sonstige freiwillige Veranstaltungen?
Und dieser Unterricht, der zwar stattfindet, aber wo der Lehrer Klassenarbeiten korrigiert: ist das normaler Fachunterricht oder reden wir hier von Vertretungsstunden?
Naja und dann haben wir noch den ganz anderen Aspekt, die Lehrer die ihre „Schüler fertigmachen“. Da nehme ich an, dass das im normalen Unterricht stattfindet, richtig? Um wieviele Lehrer geht’s denn da? Ist das pro Klasse einer oder sind das 6 von 7 Lehrern?
Und dann noch die Sache, dass die Unterrichtsstunde erst mit Verspätung beginnt. Warum? Kommt der Lehrer 10 min zu spät? Oder ist erst nach 10 min die Klasse vollständig und ruhig? Oder geht das für Verwaltungskram drauf? Oder was passiert in diesen 10 min? Woher hast Du diese Info? Von den Schülern? Von den Lehrern? Als Beobachter im Klassenzimmer?
So - das alles musst Du mir hier gar nicht unbedingt beantworten, wenn Du nicht willst. Wichtiger würde ich finden, wenn Du da in ner ruhigen Stunde ehrlich drüber nachdenkst
Als nächstes würde ich das protokollieren:
- Tabelle für die Stundenausfälle bestehend aus: Datum, Lehrer, Fach, Anzahl versäumter Stunden, Grund (falls zuverlässig bekannt)
- dito für die Unterrichtsstunden in erzwungener Stillarbeit
- Protokoll über „fertig machen“ von Schülern. Achtung: das ist der schwierigste Punkt, da wäre es noch schlau, wenn sich andere Eltern beteiligen würden. Denn oftmals empfinden Kinder das unterschiedlich und man kann eventuell auftretende Phantasiegeschichten aussortieren. Denn da steht natürlich „Aussage gegen Aussage“
So, diese Listen führst mal über ein paar Wochen und dann guckst Dir die an. Kristallisiert sich ein Lehrer heraus, der sich beim „Fehlen“ bzw. „Fertig machen“ hervortut? Oder ist das gleichmässig über alle Lehrer verteilt? Und auch die Stillarbeit - ist das vor allem bei einem Lehrer oder betrifft das mehrere? Und wenn ja: was sagen die denn dazu? Das muss ja nicht unbedingt ein falsches Konzept sein
Dann vergleichst die Listen mit denen anderer Eltern und spätestens jetzt (besser schon zu Beginn der Aktion) wendet Ihr Euch an den Elternsprecher und/oder an den/die entsprechenden Lehrer. Dies bevorzugt im „kleinen Kreis“ und möglichst in Ruhe, kein öffentliches Draufhauen auf nem Elternabend *fg* Wenn das scheitert würde ich nochmal zum Rektor gehen und mit ihm versuchen eine Lösung zu finden.
*wink*
Petzi
Hi,
möchte dir fast zustimmen, außer dem In-den-Griff-kriegen. Alle Beteiligten wissen, wie es geht mit dem Abdecken der Stunden (mehr Lehrerstwllen, auch in Form von Teilzeitkräften), aber allen fehlt das Geld. Dasist nämlich (leider) recht teuer, und zwar nicht einmalig, sondern regelmäßig.
Einen Trost gibt es: Durch die geringen Geburtenraten kommen dauerhaft zahlenmäßig schwache Schülerjahrgänge auf uns zu, so dass man mittelfristig bei gleichbleibenden oder geringfügig sinkenden PErsonalkosten bessere Deckung erreichen kann. Schwierig wird es erst, wenn diese Jahrgänge im Arbeitsleben ankommen - weniger Steuern und auch weniger Geld für die Bildung.
Die Franzi
Hallo,
Es vergeht keine Woche, an der in Klasse 8 und 6 hier im Land
ein planmäßiger Unterricht stattfindet. Bald jeden zweiten Tag
fallen Stunden aus, Nachmittagunterricht findet schon lange
nicht mehr statt, obwohl er für zweimal die Woche vorgesehen
ist .
Bei uns fällt momentan auch viel aus, einige Lehrer sind einfach krank, also sind sie nicht da. Die übrigen Kollegen werden natürlich zu Vertretungen oder Aufsichten heran gezogen, vorausgesetzt sie haben selber keinen Unterricht und es ist im Rahmen einer Überstundenregelung möglich. Angestellte dürfen bei uns z.B. keine einzige Überstunde im Monat machen!
Hinzu kommt, dass wenn mal ein Unterricht stattfindet,
die Lehrer oftmals Klassenarbeiten korrigieren und die Kinder
zu Stillarbeit zwingen.
Meinst du regulären Unterricht oder eine Vertretung bzw. Aufsicht für einen fehlenden Lehrer? Wenn es der normale Fachunterricht des Lehrers ist, dann ist das merkwürdig. Wenn es eine Aufsicht ist, die einfach nur da ist um die Klasse zu beaufsichtigen, dann ist das OK. Wie soll auch die BK/Französich Kollegin den Matheunterricht sinnvoll halten? Man könnte natürlich für eine solche Situation einen Fundus an Übungsaufgaben bereit halten. Damit lassen sich vielleicht 3-4 Stunden überbrücken, aber keine 2-3 Wochen. Dafür bräuchte man Vertretungslehrer, die es nicht gibt. Da haben die Landesrechnungshöfe was dagegen.
Die Kinder aber spielen dann
irgendwelche PSP-Spiele, Handyspiele etc. Andere Lehrer
Dann taugt die Hausordnung nichts. Und warum nimmt man sowas mit in die Schule, bzw. warum lassen die Eltern zu, dass die PSP mit in die Schule wandert?
wiederum machen ihre Schüler fertig, indem sie diese als
Taugenichts hinstellen. Bis eine Unterrichtsstunden endlich
beginnt, dauert alleine schon 10 Min… Kann man sich als
Eltern wehren? Ein Gespräch mit dem Rektor ist schon erfolgt,
allerdings erfolglos. Wer hat ähnliche Probleme und wo kann
man seinen Unmut noch äußern? Kann ich zB an das Oberschulamt
schreiben? Danke für eure Meinungen und Ratschläge.
Es gibt einen Elternbeirat und sehr wahrscheinlich auch einen Landeselternbeirat. Natürlich kannst du dich an die Schulaufsicht wenden, aber nur mit knallharten Fakten, die du hieb- und stichfest beweisen kannst. Die Schulaufsicht wird das alles vom Rektor überprüfen lassen und das dürfte es dann gewesen sein.
Was willst du erreichen? Suche Verbündete, mache konstruktive Verbesserungsvorschläge, bringe dich ein, … aber das wird sehr viel Arbeit sein.
Viel Erfolg
MK
Selbst auf die Gefahr hin, daß diesen Artikel mein Dienstherr liest: Jeder Schüler hat ein Recht auf Unterricht; auch dann, wenn der (Fach-)Lehrer krank ist. Ich habe in meiner Schule(Berufsschule) alle Schüler aufgefordert, dieses Recht wahrzunehmen anstatt bei Unterrichtsausfall nach Hause zu gehen. Selbst die Aussicht auf ein gegrilltes Wildschwein für den ersten Schüler der das durchzieht hat leider nicht zum Erfolg geführt. Also mein Rat: Greife Deinen Nachwuchs bei der Hand, geh mit ihm zur Schule und lass nicht eher nach, bis er statt im Pausenhof wieder in einer Klasse sitzt und dort von einem Lehrer unterrichtet wird. Wenn der Direktor das nicht schafft kann er auf Grund Deines Verhaltens nach oben Dampf machen und Du hast deinen pressewirksamen Präzedenzfall nach dem Motto: die Schüler wollen lernen, können aber nicht weil keine Lehrer da sind.
Ich bedanke mich für eure Antworten und Meinungen. Ich habe schon Tabellen gemacht, beobachtet, aufgeschrieben und kann dokumentieren. Die Stillarbeit erfolgt im Fachunterricht. Ja! Beschämend! Es handelt sich hier um eine Realschule.
Die 10 Min., die es dauert, bevor der Unterricht beginnt, hängt natürlich von den Schülern ab, weil die nicht zur Ruhe kommen und die Lehrer es nicht schaffen, für Ruhe zu sorgen (vorallem jungen Lehrer - bei den älteren Semestern klappt das ganz gut!). Zum Vergleich habe ich einen Sohn auf dem Gymnasium, wo die geschilderten Verhältnisse undenkbar wären.
Ich danke euch herzlich, für die Anregungen. Eure Antworten sagen mir, dass ich wohl verändern kann, aber vielleicht mit Gesprächen die Rektorenschaft dazu bringen, die Sache ein wenig aufmerksamer zu beobachten. Und vorallen Dingen, mit dem Elternbeirat zu sprechen. Das ist auch ein guter Hinweis. Vielleicht kann man gemeinsam was unternehmen. Danke!
Hier ein paar Empfehlungen:
- Informationen auch von anderen Schülern und Eltern bestätigen lassen.
- Gespräche mit Klassenleiter / Schulleitung
- Alles dokumentieren
- Das im Unterricht Erlernte mit Rahmenolan abgleichen
- Wissensstand mit anderen Klassen (gleiche Klassenstufe aus einer anderen Schule) vergleichen
- bei genügendem ,Beweismataerial" erneutes Gespräch oder Klassenkonferenz
- dadurch setzt du aber dich und wahrscheinlich auch dein Kind ziemlichen Stress aus
- Geh erst mal davon aus, dass Eltern und Lehrer am gleichen Strang ziehen.
- Wendet euch ansonsten an Schulelternsprecher.
Gruß Micha
Bei mir an der Schule merke ich das auch sehr extrem. Ich besuche ein Gymnasium in Rheinland-Pfalz, genau gesagt die MSS11 (ist das Schulsystem in RLP, wird nicht jedem geläufig sein). An meiner Schule gibt es 2-3 Lehrer/innen die am Burn-out-syndrom litten und mehrere Monate gefehlt haben. In diesen Fächern viel oft der Unterricht aus - man macht sich häufig an Schulen mit Oberstufen keine Mühe für eben diese irgendwelche Vertretungskräfte herbeizuschaffen. Liegt das am Lehrermangel? Wie begründet ihr das?
Hi,
es gibt genug Lehrer, aber es gibt keinen, der sie bezahlt.
Die Franzi
Hallo
es gibt genug Lehrer, aber es gibt keinen, der sie bezahlt.
Entschuldige bitte, wir suchen gerade eine Lehrkraft, allerdings sind die Listen mit zur Verfügung stehenden Lehrkräften abgearbeitet, es gibt Geld (mehr als genug) aber keinen von uns gesuchten Lehrer.
Das ist ein Faktum!
Der M.
Hi,
ja stimmt schon, Englisch, Mathe, Physik und Religion vor allem sind Mangelware. Aber ich wollte nicht die gleichen Sachen nochmal sagen, die ich oben gesagt hatte.
Bei den Lehramtsstudiengängen (wie in vielen anderen Studiengängen) gibt es eine WEllenbewegung. Mal gibt es zu viele Abgänger, mal zu wenige (verglichen mit dem, was eingestellt wird). Das kommt daher, das einem bestimmten Abijahrgang gesagt wird (weil es auf dem Arbeitsmarkt so aussieht) „Studiert bloß nciht lehramt, ihr kriegt eh keine Stelle“. Das macht im Wesentlichen der sogenannte Volksmund. Ergebnis: Wenn diese Generation fertig ist, gibt es zu wenig Leute, die ins Referendariat gehen bzw danach für den einsatz zur Verfügung stehen. Jahrgänge von dieser Art kommen einige zustande, denn man bekommt ja so lange erzählt, dass es eh zu viele angehende Lehrer gibt, bis es eben zu wenig gibt.
Dann dreht sich das Ganze rum: Werdet Lehrer, die werden so gesucht! daraufhin studieren überdurchschnittlich viele auf Lehramt, und am Ende gibt es einen Überschuß.
Daneben gibt es den Staat, der die Lehrer einstellen und bezahlen muss, die kosten richtig viel Geld, also ist er damit zögerlich. In Zeiten von Mangel an Absolventen habe die aus dem letzten Überschuss ne Chance, doch Unbeliebtheit der Naturwissenschaften im Allgemeinen (braucht ja keiner, lern lieber Spanisch, damit du für uns im Urlaub übersetzen kannst)
Die Franzi
Also erstmal ist es sehr schade, wenn so viel Unterricht ausfällt, letztendlich schadet es ja den Kindern. Also bei uns in Bayern gibt es auch noch einen sog. Ministerialbeauftragten, der die Schulen in seinem jeweiligen „Beurteilungsgebiet“ unter die Lupe nimmt. Dies wäre evtl., wenn vorhanden, eine Möglichkeit.
Vielleicht wäre auch der Elternbeirat bereit, gegen diesen hohen Ausfall einzugreifen.