Meinungsreigen…
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Liebe lieke,
mit der Wortwahl „Meinungsreigen“ hab’ ich versucht, dem eher spröden „Meinungsflucht“ (eigentlich eher „Meinung en flucht“) beinah-literarisch etwas abzuhelfen, ohne mich allzu sehr von Deiner Benennung („Meinungswechsel“) zu entfernen.
Fangen wir mit dem Meinungswechsel an:
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Ich habe mir eine mir fundiert erscheinende Meinung über Operngesang auf Albanisch gebildet. Ein neue Veröffentlichung erschüttert meine Position. Ich lese erneut, gegebenfalls korrigiere ich meine Meinung.
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Ich habe mir eine relativ flüchtige Meinung über Korruption in Rußland angeeilt. Eine ruhigere Zeitungslektüre auf dem Klo verschiebt die Akzente: Ich ändere etwas/oder sehr die Meinung, sie ist weniger flüchtig.
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Der letzte, der zu mir spricht/den ich lese, prägt jeweils meine Meinung um. Ich bin ungefestigt, suggestibel, meiner mißtrauend.
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Meine Eindrücke, meine Vorhaben schwanken. Es gibt aber einen Kern, um welchen sie sich drehen. Ich bin unsicher, versuche aber - wie ungekonnt auch immer - einer mir irgendwie sinnvoll erscheinenden Spur zu folgen; einem - wie auch immer rissigen - Roten Faden zu folgen.
Anders Deine Situation:
Es tanzt unentwegt ein unaufhaltbares Karussel von „Meinungen“ vor Deiner Nase, welche eher an eine agitierten Choreographie (Tanz-Struktur und -Regie) gemahnen.
Es sind psychiatrische oder neurologische Ursachen denkbar. Dennoch könnten auch Stoffwechselstörungen bzw einige sonstigen Erkrankungen, wenn auch unwahrscheinlicherweise, der Auslöser dieser „Flucht“ sein.
So etwas läßt sich selbverständlich in einem Forum ganz und gar nicht abklären. Allerdings kannst Du hier eben einen entscheidenden wohlwollenden Impuls aufnehmen, der Sache ruhig nachzugehen, z.B. durch eine Überweisung an eine Psychiatrie-Ambulanz (falls rechtlich möglich…). Falls Dein Hausarzt gut ist und er Dich schon lange kennt, würde ich das auch und zuerst mit ihm besprechen.
Wichtig scheint mir ein weiterer Punkt: Lose Reden im Internet können Angst nähren. Angst ist keine wohlwollende hilfreiche Begleiterin.
Ich wünschte mir, daß Du Deine Situation dort abklärst, wo Du auch wohnst.
Vielleicht hast Du dann auch irgendwann Lust, etwas darüber zu berichten. Mich tät’ es freuen.
Nur Mut!
abifiz
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