Starke Konzentrationsprobleme!

Seit kurzem betreue ich zwei italienische Schwestern im Alter von fünf und neun Jahren. Sie wohnen, wie auch ich, in Mailand und gehen zur deutschen Schule bzw. dem Kindergarten.Ihr deutsch ist wirklich gut; der wortschatz ist jedoch um einiges kleiner im vergleich zu anderen Kindern in ihrem alter.(ca.1-2 Jahre zurück) Was für mich aber verständlich ist, da die Eltern kein deutsch sprechen.

Das ältere Mädchen hat starke Konzentrationsprobleme die weit(!) über das normale Maß hinaus gehen und ist dadurch shr langsam. Einige von euch werden jetzt sagen, dass man normal nicht in Verbindung mit Kindern gebrauchen kann aber ich habe bereits mit vielen Kindern zusammengearbeitet und weiß, dass es in ihrem Fall, mehr als nur ein bisschen Verträumtheit ist. Es ist ein echtes Problem. Dazu kommt, dass sie Schwächen beim Lesen hat. Ihre Mutter scheint mir davon etwas überfordert.
Meine Aufgabe ist es, ihr beim lernen zu helfen. Bevor ich weitere Schritte einleite und zu einem Fachmann gehe möchte ich ersmal alles tun was ich kann um ihr zu helfen.

Meine konkreten Fragen:
-wie kann ich ihre Konzentrationsphasen verlängern.
-was könnte ihr dabei helfen?
-wie kann ich ihr beim lesen helfen?
-welche übungen?
-welche ursachen kann das haben?
-falls ich keine besserung erreiche, an wen kann ich mich wenden?

Vielen Dank für die Hilfe.
sina

Hi Sina,

die Kombination von Konzentrationsproblemen und
Leseschwäche erinnert mich an meinen Sohn.
Bei ihm wurde (viel zu spät, mit 14) eine
Winkelsichtigkeit festgestellt, die mit einer
Prismenbrille UND Augenübungen behandelt wird.

Allerdings ist diese Diagnose umstritten, man braucht
einen Augenoptiker, der sich auf dem Gebiet auskennt
(eher als einen Augenarzt).

Gruß
Elke

Hallo Elke. Vielen dank für die schnelle Antwort. Was genau ist das? Ihre Leseschwäche liegt vorallem darin, dass sie Buchstaben oder Worte weg lässt,Dinge verdreht und Worte mit ähnlichen Buchstaben beim Vorlesen vertauscht (anbeißen-abreißen, Felgen-Folgen…). Es liegt aber definitiv nicht daran, dass sie die Bedeutung nicht kennt. dieses Problem besteht auch im Italienischen. War die Problematik (vertauschen etc.) bei deinem/ihrem Sohn die gleiche? Kann ich irgendwie selbst feststellen, ob diese Winkelsichtigkeit bei ihr vorliegt/vorliegen könnte?

Vielen Dank, Sina

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi Sina,

War die Problematik
(vertauschen etc.) bei deinem/ihrem Sohn die gleiche?

Er hat sich einfach gegen das Lesen gewehrt, als er
jünger war. Der Optiker hat mir erklärt, dass
man sich das so vorstellen kann, dass die Buchstaben
zum Teil übereinanderliegen (z.B. bei dem Wort ‚kommen‘
sieht er dann nur kmmmmmmmm).
Wenn sie die Worte kennt, kann es aber durchaus sein,
dass sie Buchstaben, von denen sie denkt, dass die da
passen könnten substituiert, manchmal passts dann,
manchmal nicht.

Kann ich
irgendwie selbst feststellen, ob diese Winkelsichtigkeit bei
ihr vorliegt/vorliegen könnte?

Soweit ich weiß nicht. Aber es gibt Dinge, die mein
Sohn einfach nicht sehen kann. Zum Beispiel diese
3D-Bilder. Oder wenn man einen Finger langsam auf
die Nase zuführt, sieht ein normal Sehender ja ab einem
gewissen Abstand zwei Finger, das kriegt er nur durch
äußerste Konzentration hin und auch nur weil er inzwischen
weiß, auf was er achten muss. Aber das sind nicht mehr
als sehr laienhafte Hinweise, dass das Problem in dieser
Richtung liegen könnte. Übrigens wurde er als ganz Kleiner
gegen Schielen behandelt. Man müsste aber wirklich zu
einem Spezialisten gehen - die normale Augenuntersuchung,
die auf Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und eventuell noch
Astigmatismus untersucht, sagt nichts über Winkelsichtigkeit
aus.

Gruß
Elke

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Hi Elke und Sina,

Kann ich
irgendwie selbst feststellen, ob diese Winkelsichtigkeit bei
ihr vorliegt/vorliegen könnte?

Soweit ich weiß nicht. Aber es gibt Dinge, die mein
Sohn einfach nicht sehen kann. Zum Beispiel diese
3D-Bilder. Oder wenn man einen Finger langsam auf
die Nase zuführt, sieht ein normal Sehender ja ab einem
gewissen Abstand zwei Finger, das kriegt er nur durch
äußerste Konzentration hin und auch nur weil er inzwischen
weiß, auf was er achten muss.

diese Verfahren steigen bei allen aus, die nicht räumlich sehen. Ich zum Beispiel sehe mit beiden Augen einäugig, die obigen Aufgaben funktionieren bei mir also nicht, aber Lesen kann ich gut.

Wobei: Die zwei Finger habe ich mein Leben lang nie gesehen.

Aber das sind nicht mehr
als sehr laienhafte Hinweise, dass das Problem in dieser
Richtung liegen könnte.

Eben, die Übungen sagen aus, dass etwas mit den Augen nicht stimmt.

Gruß, Karin

Hallo Sina!

Die Symptome, die Du beschreibst, erinnern mich an jene, die bei Legasthenikern beobachtet werden.
Wikipedia beschreibt das Erscheinungsbild von Legasthenie folgendermaßen:

  • Auslassen, Verdrehen oder Hinzufügen von Wörtern oder Wortteilen

  • niedrige Lesegeschwindigkeit

  • Ersetzen von Buchstaben, Silben und Wörtern

  • Startschwierigkeiten beim Vorlesen, langes Zögern oder Verlieren der Zeile im Text

  • Vertauschen von Wörtern im Satz oder von Buchstaben in den Wörtern

Siehe hierzu: http://de.wikipedia.org/wiki/Legasthenie

Viele Grüße
Falk

Hi Sina!

Vielleicht hilft es ihr mit dem Zeigefinger die Zeile, die sie liest entlang zu fahren, unter die aktuelle Zeile ein Lineal zu legen oder Zeilen oder Wörter, die sie gerade nicht abzudecken. Auf diese Weise kann sie schnell die richtige Stelle finden, wenn ihre Aufmerksamkeit abschweift und es wird unwahrscheinlich, dass ihre Aufmerksamkeit sich auf falsche Zeilen oder Wörter richtet.

Es gibt auch Konzentrationstrainings, z.B. das Marburger Konzentrationstraining. Weiter unten habe ich vermutet, dass es sich um eine Legasthenie handeln könnte. Ob ihr das oben beschriebene in diesem Fall helfen würde, ist unklar.

Ich empfehle dir, deine Frage nocheinmal im Psychologiebrett zu stellen, wenn du hier keine ausreichenden Auskünfte erhalten solltest.

Viele Grüße
Falk

Tipps zur Augenuntersuchg,lang,leider ohne Quelle

Hallo zusammen!

Auf meiner Festplatten-Schatzkiste habe ich noch einen Text mit möglichen Tests, die ein Augenarzt durchführen sollte/könnte bei auffälligem Schreiben, Lesen, Verhalten.

Leider habe ich keine Quelle mehr dazu, man möge es mir verzeihen…

Angelika

Augenarzt
was ist bei einem Besuch zu beachten

Ein Augenarzt sollte das Kind in jedem Fall untersuchen, und zwar besonders hinsichtlich (SCHÄFER 1995):

  • Weitsichtigkeit (natürlich auch Kurzsichtigkeit, aber die bleibt seltener unentdeckt)

  • Astigmatismus

  • „Winkelfehlsichtigkeit" (besser: Heterophorie), auch: verdecktes Schielen, bes. Exophorie (Außenschielen)

  • Augenmotilität und Konvergenz (Nahpunkt der Konvergenz – beide Augen sollten in einem bestimmten Abstand ein Objekt fixieren können)

  • Akkommodation (Fähigkeit des Auges, auf die Nähe scharf zu stellen)

  • Fusion (Fähigkeit des Gehirns, beide Augenbilder in eines zu verschmelzen)
    (Cover Test – Einstell- und Fusionsbewegungen)

  • Fähigkeit zum stereoskopen Sehen

  • Phorie Test – Überprüfung, ob eine latente Augenfehlstellung vorliegt

  • Funktion des Augenhintergrundes; Messung des Augeninnendruckes

  • Kontrolle der Lidfunktion; Tränendrüsenfunktion

  • Farbtüchtigkeit

Augenfunktionen
Viele lese-rechtschreibschwache Kinder haben eine unzureichend kontrollierte Augenmotorik.
Die Augen können bewegten Gegenständen nicht in einer ruckfreien, harmonischen Bewegung folgen. Auch beim Lesen und Schreiben kommt es dann zu ungewollten Augensprüngen.

Der Bewegungsfluss von links nach rechts ist gestört, es kommt zu unkontrollierten (z.B. zu großen und zu kleinen) Vor- und Rückbewegungen, die auch als „Festhaken" des Blickes an Anfangsbuchstaben in Erscheinung treten können.

Unkontrollierte vertikale Bewegungen oder Rücksprünge in der Zeile treten auf, die oft zu Zeilen- und Sinnverlust führen.
Die Zahl der Rücksprünge in der Zeile erhöht sich durch mangelnde Sinnentnahme, was die Verwirrung weiter steigert.

Die beidäugige Bewegungskoordination der Augen ist nicht immer gegeben. Die Erfahrung gibt allen Grund zu der Annahme, dass diese Problematik eine Teil-Ursache für viele Lese-Rechtschreibschwächen ist!

Die Augenmotorik wird nicht immer bei Augenärzten systematisch untersucht, weil der Zusammenhang zwischen dieser Funktion und Lernstörungen nicht bekannt genug zu sein scheint.

Weitere Hinweise für die Eltern:

Verdachtsmomente für mögliche Sehprobleme können sein:

  • Augenreiben, Blinzeln, Klagen über Kopfschmerzen, Doppeltsehen o.a.

  • beansprucht vorderen Sitzplatz; liebt grelle Farben

  • unzulängliches Lesevermögen, z.B. Überspringen von Wörtern oder Zeilen; Linien werden auch beim Schreiben verloren

  • Unlust oder rasche Ermüdung beim Lesen und Schreiben

  • auffällige Kopfhaltung: Schrägneigung, Kopfwackeln oder -vorstrecken

  • auffälliger Leseabstand: sehr groß, sehr gering, wechselnd

  • Geringes visuelles Gedächtnis, geringe künstlerische Begabung

  • Grob- oder feinmotorisches Ungeschick, gestörte Handschrift

  • Fehlschreibungen aufgrund mangelnder Detailerkenntnis und -speicherung: statt „Huhn" etwa „Hhhm", „Hnnh", „Hhnu" o. ä.

  • Fehlen oder falsche Position von graphischen Feindetails (i- und Umlautpunkte, t-Striche)

  • mündliches Rechnen gelingt besser als schriftliches

  • mangelndes räumliches Vorstellungsvermögen

  • Häufige Bindehautentzündungen

  • auffällige Klagen über mangelnde oder zu helle Beleuchtung

  • visuelle Ablenkbarkeit

  • Abschattung der Augen durch langen Pony oder häufiges Tragen einer Schirmmütze

  • unterschiedliche Form und Stellung der Augen; starrer, leerer Blick

  • Angst, Fahrigkeit, Nervosität; allgemeine Passivität
    Sehtest und Sehfunktion

Gab es oder gibt es Probleme mit den Augen?
Trägt oder trug das Kind eine Brille?
Welche Art?
Finden regelmäßige Kontrollen statt?
Waren Größenunterschiede der Augen festzustellen?
Wurde ein Wegkippen eines Auges beobachtet?
Schielte das Kind?
Wurde zeitweise ein Auge zugeklebt?
Wann und mit welchem Ergebnis wurde die letzte Augenuntersuchung durchgeführt?
Gibt es andere Familienmitglieder mit defizienten Augenfunktionen (Hinweis auf Erbkomponente)?

Hallo Sina,

bei den von dir geschilderten Symptomen könnte es sich durchaus auch um ADS handeln, und dazu gibt es im Web etliche tausende von Seiten (die alleine wegen der Vielfalt sehr verwirrend sein können).

Ein Buch was ich zu dem Thema gelesen habe und sehr hilfreich fand:

„Das ADS Buch“ von Elisabeth Aust-Claus erschienen im ObersteBrink Verlag, es enthält Tips zur Konzentrationsförderung und viele weitere Tips wie ADS sich äußern kann und welche Hilfestellungen man geben kann.
Dieses Buch wurde von 2 Autorinnen, einer Kinderneurologin und einer Kinderpsychologin gemeinsam erarbeitet.

Gruß
Iris